Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Echter Punkrock und unechte Gitarren
Ratzebutz lässt im „Bohnenstengel“alte Zeiten aufleben
BAD SAULGAU - Sie sind wieder da! Die Bad Saulgauer Punkrock-Band Ratzebutz hat am Samstag den „Bohnenstengel“am Bahnhof gerockt. Drei Jahrzehnte lang waren sie von der Bildfläche verschwunden.
Die meisten im Publikum kennen die vier Musiker aus den Achtzigern. Die Auftritte von damals sind unvergessen. „Wir sind in Bad Saulgau gemeinsam zur Schule gegangen“, erzählt Markus Weiß (Gitarre und Gesang). „Das Studium zerstreute uns in alle Winde.“
Die Stunde der Neubesinnung schlug auf der Party zum 50. Geburtstag von Oliver Strohm (Gitarre und Gesang). Die Musikerfreunde von damals überlegten, ob sie die alten Zeiten nicht wieder aufleben lassen sollten. Sie waren dicke Kumpel geblieben. Alle waren in die Region zurückgekehrt und die Begeisterung für die Musik war nach wie vor da. Vor vier Jahren spielten sie auf der Abschiedsfeier von Didi Jung, früherer Wirt im Bohnenstengel. Es gab weitere Auftritte bei der Musiknacht und im Franziskaner.
Die Fans von damals sind der Band treu geblieben. Bei dem Konzert am Samstag ist der Bohnenstengel rappelvoll. Ratzebutz spielt schnell, hart, laut, vor allem aber gut gelaunt. Zum Einstieg gibt es ein paar englischsprachige Songs: „Learning English“, nennen sie das. Danach folgt „Singing Deutsch“. Die Texte schreibt Werner Schönberger (Gesang und Schlagzeug). Vierter im Bunde ist Otto Scheck (Bass und Gesang). Die Band bringt Altes und Neues zu Gehör. „Wo sind eure Hände“spielen sie zum ersten Mal live, das Publikum geht voll mit.
Anlass für die Session am Samstag ist der 50. Geburtstag Jasmin Schönbergers, der Frau von Schlagzeuger Werner Schönberger. Tochter Nina (20) studiert in Mannheim Musik und findet den Papa „voll cool“. Der trägt heute ein T-Shirt mit der Aufschrift „Rumpelstilzchen kifft“, passend zum Song „Es war einmal“. Als Gitarrist Oliver Strohm aufblasbare Luftgitarren verteilt, werden aus Zuschauern Akteure. So mancher liefert eine bühnenreife Performance. Selbst nach über zwei Stunden Spielzeit verlangen die Zuhörer noch lautstark nach Zugaben. „Okay, ihr habt gewonnen“, fügen sich die Jungs von Ratzebutz ins Unvermeidliche.
Zum Schluss des Konzerts im Bohnenstengel bemerkt einer der Zuschauer bedauernd, er habe „keine Zeit zu bleiben und keine Lust zu gehen“– so hatte es in einem Lied der Band geheißen. Ob es ein Wiedersehen auf dem Bächtlefest im Jahr 2018 gibt?