Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kreisbauernverband befindet sich in „Schockstarre“
Aufgabe des Grünen Zentrums bestürzt Vorsitzenden Gerhard Glaser – Wie es weitergeht, ist unklar
SIGMARINGEN - Die Kündigung des Mietvertrags des Grünen Zentrums wird für den Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen Folgen haben – das befürchtet Gerhard Glaser, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Biberach-Sigmaringen. Im Grünen Zentrum sind derzeit die Geschäftsstelle des Kreisbauernverbandes, die Landfrauen, die Fachbereiche Landwirtschaft und Straßenbau des Landratsamtes sowie die Albert-ReisTechnikerschule und Beratungsdienste untergebracht.
Von den Kreisräten erfuhr der Kreisbauernverband am Montag zwar viel Verständnis, aber keine Unterstützung – und das, obwohl sich Glaser mit einem Brief an die Kreisräte gewandt hatte. Doch die einst beschlossene Einhäusigkeit der Verwaltung sowie die Wirtschaftlichkeit waren offensichtlich schwerwiegendere Argumente. Lediglich Kreisrat und Landwirt Thomas Zimmerer (CDU) bat, darüber nachzudenken, das Grüne Zentrum als Einheit an den Standort Annahaus zu versetzen. Aber auch er folgte aus Kostengründen der Empfehlung der Kreisverwaltung. Kreisrat Richard Gruber (SPD) riet, sich „nicht den Wünschen eines einzelnen Interessensverbands zu beugen.“
Die Idee, die Technikerschule räumlich mit der Berufsschule zu vereinen, stieß nicht überall auf Zustimmung, denn beide Schulen unterstehen unterschiedlichen Ministerien. Der Kreis will die Technikerschule trotz Standortwechsel „qualitativ ausbauen“, wie Landrätin Bürkle sagte.
„Wir haben noch über keine Lösung nachgedacht und stehen vor einem Berg von Entscheidungen“, so Glaser nach der Sitzung. Er sprach von einer Verantwortung der Kreisverwaltung fürs Ganze und schloss auch einen Wegzug des Keisbauernverbandes als ultima ratio aus dem Kreis nicht aus. Am Freitag sagte er, der Kreisbauernverband befinde sich in einer „Schockstarre“. Die Vorstellung, die Techniker-Schule räumlich vom Kreisbauernverband zu trennen, habe Entsetzen ausgelöst. „Wir haben so von Synergieeffekten profitiert, die nun wegfallen“, sagt Glaser. Er spricht von einer Symbiose der „Grünen Seite“des Landkreises und „einem maximalen Vertrauensverhältnis“, weit über die Agrarverwaltung hinaus. Von der Nähe zu den Lehrkräften der Techniker-Schule hätten alle profitiert. Ebenso werde es künftig womöglich schwerer, Lehrkräfte zu gewinnen, da der Bezug zur praktischen Alltagsarbeit, die essentiell zur Nachwuchsgewinnung sei, nun wegfalle.
In seinem Brief an die Kreisräte schrieb Glaser, dass der Landkreis bislang um die „segensreiche Konstellation“in der Raumschaft sehr beneidet werde. „Durch den geplanten Umzug und Neubau sehen wir diesen Standortvorteil erheblich gefährdet“, heißt es weiter. Ebenso stehe der außergewöhnlich gute Ruf der Technikerschule auf dem Spiel.
Das Grüne Zentrum gehört der Stadt Sigmaringen und wird derzeit noch vom Landkreis gemietet. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“, was mit dem Grünen Zentrum künftig geplant sei, sagt Stadtsprecherin Anja Heinz: „Die Verwaltung erarbeitet derzeit unterschiedlichste Möglichkeiten einer Nachnutzung, die im nächsten Jahr in den Gremien vorgestellt werden sollen.“Der Bauernverband werde Anfang des Jahres zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Wie es nun weitergeht, ist unklar. „Wir wissen nicht, wie wir uns neu aufstellen und inwiefern Kompromisse möglich sind“, sagt Glaser.