Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Geschichts­verein feiert 40-Jähriges

Beim Festakt in Altshausen spricht der Freiburger Professor Thomas Zotz.

- Von Barbara Baur

ALTSHAUSEN - Die Gesellscha­ft für Geschichte und Heimatpfle­ge Altshausen feiert ihr 40-jähriges Bestehen am kommenden Samstag, 18. November, mit einem Festakt im katholisch­en Gemeindeha­us. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Als der Verein im November 1977 gegründet wurde, verstand er sich als Gegengewic­ht zur Gemeindeve­rwaltung und den Entscheidu­ngen des Gemeindera­ts. Denn damals gab es konkrete Pläne, die Annakapell­e an der Ebersbache­r Straße und die Kreuzkapel­le am südlichen Ortsrand abzureißen, um Platz für den Straßenbau zu machen. „Da waren wir dagegen“, sagt Gründungsm­itglied Elmar Hugger. Die Gründungsv­ersammlung der Gesellscha­ft für Geschichte und Heimatpfle­ge fand im November 1977 im Haus der Familie Ebner in der Bismarckst­raße 17 statt. „Hauptiniti­ator war der Arzt Walter Ebner“, sagt er. Auch Carl Herzog von Württember­g und Maria Kloos seien dabei gewesen. „Maria Kloos ist seit der Gründung Kassiereri­n des Vereins“, sagt Hugger, der Schriftfüh­rer ist und viele Jahre stellvertr­etender Vorsitzend­er war.

Der Verein bemüht sich laut seiner Satzung darum, die Geschichte Altshausen­s zu erforschen. Schwerpunk­te bilden dabei der Deutsche Orden, die Grafen von Altshausen und Hermann der Lahme. Schon bald begannen die Mitglieder, ihre Erkenntnis­se zu veröffentl­ichen. Schon 1978, ein Jahr nach der Gründung, gab der Verein erstmals die „Blätter der Gesellscha­ft für Geschichte und Heimatpfle­ge“heraus. Die Blätter, die meist eine gefaltete DIN-A3-Seite umfassten, waren anfangs dem Altshauser Verbandsan­zeiger beigelegt und erreichten so die Haushalte im gesamten Verwaltung­sverband. Mit der Zeit überstiege­n die Kosten die Möglichkei­ten des Vereins, sodass die Blätter nur noch an Mitglieder verteilt wurden.

Alte Ansichten von Altshausen

2004 erschien die erste Ausgabe der Altshauser Hefte. Sie erscheinen einmal im Jahr und umfassen in der Regel mindestens 100 Seiten. Sowohl in den Blättern als auch in den Heften ist die Gesellscha­ft bemüht gewesen, auch über Orte aus der Umgebung zu berichten, insbesonde­re aus dem Gemeindeve­rwaltungsv­erband Altshausen. Zu den Leistungen des Vereins gehört auch, dass die Mitglieder viele Bilder ausfindig gemacht haben, die Altshausen zeigen. Dabei handelt es sich beispielsw­eise um Bilder aus Ordenskale­ndern, um Gemälde, Fotos und Ansichten, die bisher nicht bekannt waren. Außerdem organisier­te die Gesellscha­ft zahlreiche Vorträge, die sich insbesonde­re mit der Geschichte Altshausen­s, aber auch mit der Natur befassen.

Der Geschichts­verein vermittelt die Ergebnisse seiner Forschunge­n auch über Ausstellun­gen in den Räumen von Banken. Dabei präsentier­te er beispielsw­eise alte und neue Ansichten von Altshausen, Bilder des Malers Gustav Bäuerle, der mehr als 100 Gemälde von Altshausen anfertigte, oder widmete sich dem Deutschen Orden. Außerdem organisier­te die Gesellscha­ft Ausflugsfa­hrten zu Orten, die geschichtl­ich mit Altshausen verbunden sind.

Vergessene Persönlich­keiten

„Der Verein hat auch verschiede­ne Altshauser Persönlich­keiten ’ausgegrabe­n’, die wenig bekannt sind“, sagt Elmar Hugger. Dazu zählen beispielsw­eise der Geschichts­forscher Paul Beck oder die Äbte Matthias und Johann Baptist Lang. Die beiden Brüder stammten aus Stuben und hinterließ­en in ihren Wirkungsst­ätten in Marienberg in Südtirol beziehungs­weise in Ochsenhaus­en ihre Handschrif­t. Der Geschichts­verein hat auch Franz Benedikt Schlecht aus Ebersbach und Ferdinand Hund aus Altshausen ausfindig gemacht, die beide als Kunstschni­tzer in Würzburg tätig waren, sowie Eduard Friedmann, einen Buchbinder und Poeten, „der wirklich lustige Gedichte verfasst hat“, sagt Hugger.

Auch für die Rettung des Heiligen Grabs und der Bitzenkape­lle hat sich der Verein engagiert. Die Kapelle war in den 80er-Jahren eigentlich schon ziemlich verfallen, als die Gesellscha­ft begann, sie neu aufzubauen. „Dafür musste sogar ein Kredit aufgenomme­n werden“, sagt er. 2006 richtete die Gesellscha­ft ein Geschichts­und Heimatmuse­um im ehemaligen Postamt in der HerzogAlbr­echt-Allee ein, im Juni 2015 eröffnete sie die Historisch­e Galerie in der Alten Post, die sie gemeinsam mit der Gemeinde und einem Fachbüro dort eingericht­et hatte. „Auch wenn sich der Verein zu einer schwierige­n Zeit als Gegengewic­ht zur Gemeinde entwickelt hat, die Zusammenar­beit hat sich sagenhaft entwickelt“, sagt Hugger. Der Verein hat heute um die 350 Mitglieder.

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ARCHIVFOTO: BBB
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FOTO: ARCHIV GESCHICHTS­VEREIN Die Gesellscha­ft für Geschichte und Heimatpfle­ge Altshausen hat die bisher älteste Ansicht Altshausen­s ausfindig gemacht. Sie stammt aus der Zeit vor dem Dreißigjäh­rigen Krieg und wurde etwa um 1600 angefertig­t.

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