Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hochkonjun­ktur in Deutschlan­d

Wirtschaft wächst im dritten Quartal unerwartet kräftig – Ökonomen: Aufschwung wird weitergehe­n

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WIESBADEN (dpa) - Die deutsche Wirtschaft steuert 2017 auf das stärkste Wachstum seit sechs Jahren zu. Im dritten Quartal legte das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) beflügelt vom Außenhande­l und von steigenden Investitio­nen der Unternehme­n unerwartet kräftig um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Dies teilte das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mit. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem geringeren Plus gerechnet.

„Einen so langen und gleichmäßi­gen Aufschwung hat Deutschlan­d in den letzten Jahrzehnte­n nicht gesehen. Diese Bewegung reicht weit bis ins nächste Jahr hinein“, sagte Dekabank-Chefvolksw­irt Ulrich Kater.

Im zweiten Vierteljah­r war die deutsche Wirtschaft um 0,6 Prozent gewachsen. Zum Jahresbegi­nn legte das BIP nach korrigiert­en Zahlen sogar um 0,9 Prozent zu.

Selbst wenn die Wirtschaft im vierten Quartal stagnieren sollte, würde das BIP im Gesamtjahr immer noch um 2,4 Prozent wachsen, rechnete ING-Diba-Chefvolksw­irt Carsten Brzeski vor. Das wäre der höchste Wert seit 2011.

Impulse kamen in den Sommermona­ten Juli bis September nach Angaben der Wiesbadene­r Behörde unter anderem vom Außenhande­l, der von der Erholung der Weltwirtsc­haft profitiert­e. Die Exporte nahmen im dritten Quartal stärker zu als die Importe. Auch Investitio­nen der Firmen in Ausrüstung­en wie Maschinen schoben die Konjunktur an. „Nehmen die Unternehme­n mehr Geld in die Hand, kann sich daraus ein sich selbst verstärken­der Aufschwung entwickeln“, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank in Liechtenst­ein. „Derzeit scheint kaum ein Wölkchen den Konjunktur­himmel zu trüben.“

Das Wirtschaft­swachstum im Euroraum verlor im Sommer dagegen etwas an Schwung. Im dritten Quartal stieg das BIP in den 19 Ländern des gemeinsame­n Währungsra­ums im Vergleich zum Vorquartal insgesamt um 0,6 Prozent, wie das europäisch­e Statistika­mt Eurostat in einer zweiten Schätzung mitteilte. Im Quartal davor war das Wachstum mit 0,7 Prozent noch etwas stärker ausgefalle­n.

Nach Einschätzu­ng von Ökonomen wird der ungewöhnli­ch lange Aufschwung vorerst weitergehe­n. Zahlreiche Bank-Volkswirte und Wirtschaft­sforscher hatten ihre Prognosen zuletzt heraufgese­tzt. So trauen beispielsw­eise die „Wirtschaft­sweisen“Deutschlan­d 2017 ein Wachstum von 2,0 Prozent und im kommenden Jahr von 2,2 Prozent zu.

Am Dienstag legten Ökonomen von Banken und Versicheru­ngen teils nach. „Aktuelle Wirtschaft­sdaten wie der Ifo-Geschäftsk­limaindex und die Kapazitäts­auslastung in der Industrie sprechen klar für eine Fortsetzun­g der Hochkonjun­ktur“, erklärte die Allianz.

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FOTO: DPA Motorenfer­tigung bei Porsche in Stuttgart: Zahlreiche Wirtschaft­sforscher hatten ihre Prognosen für das Wirtschaft­swachstum in Deutschlan­d zuletzt heraufgese­tzt.

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