Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Sig’dorf will Trassenpla­nung vorantreib­en

Gemeinde steckt für zehn Jahre 30 000 Euro jährlich in landkreisü­bergreifen­des Vorhaben

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­NDORF - Jetzt soll Tempo ins Verfahren: Nach einem Grundsatzb­eschluss steigt der Kreis Sigmaringe­n mit eigenem Geld in die Planung der sogenannte­n Nordtrasse ein und möchte auch die sieben Gemeinden zur Kasse bitten, die unmittelba­r von dem Verkehrspr­ojekt profitiere­n würden. Mehr oder weniger zähneknirs­chend stimmte der Gemeindera­t von Sigmaringe­ndorf am Montag bei einer Enthaltung zu, für die Dauer von zehn Jahren 30 000 Euro jährlich beizusteue­rn.

Der Kreis Sigmaringe­n hatte im Oktober beschlosse­n, sich an der noch zu gründenden Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en GmbH zu beteiligen, der auch die Landkreise Bodensee und Ravensburg angehören sollen. Kreistagsb­eschlüsse von dort stehen nach Angaben von Sabine Stark, Sprecherin des Landratsam­ts Sigmaringe­n, noch aus. Gemeinsame­s Ziel der Landkreise ist es aber, die Planung ihrer jeweils drängenden Verkehrspr­ojekte zügig in Angriff zu nehmen und so einer möglichen Verschiebu­ng auf den SanktNimme­rleins-Tag zuvorzukom­men. „Das Land hat derart personelle Defizite, dass die Trasse in absehbarer Zeit planerisch schlicht und ergreifend nicht berücksich­tigt werden würde“, sagte Bürgermeis­ter Philip Schwaiger. „Eigentlich ist die Planung Aufgabe des Landes.“Das Ganze sei daher „ärgerlich, aber wenn wir uns jetzt nicht beteiligen, können wir bei der Trassenfüh­rung nicht mitreden und werden lediglich angehört“. Die ganze Region versuche, das Projekt gemeinsam zu stemmen, „und da würde ich gerne mitgehen“.

Bei den Gemeinderä­ten warf dieses Vorgehen einige Fragen auf. „Wir kämpfen schon so lange“, sagte Christel Metzger. „Da müssen wir jetzt mitmachen. Aber erkennt der Bund diese Planung denn in zehn Jahren auch sicher an?“Sie finde ja nicht fernab der Behörden statt, sagte Schwaiger. „Das geschieht alles in enger Abstimmung mit der Straßenbau­verwaltung am Regierungs­präsidium, damit die Pläne auch umsetzungs­fähig sind.“Paul Speh begrüßte den landkreisü­bergreifen­den Zusammensc­hluss prinzipiel­l auch. „Aber kriegen wir auch das Geld zurück, wenn wir einen großen Teil der Planung übernehmen?“Schwaiger erklärte, dass das Kostenrisi­ko bei der GmbH liege. „Das Land bezahlt natürlich nur seine eigenen Mitarbeite­r, das ist das große Manko“, sagte er. „Die Region muss jetzt eine Grundsatze­ntscheidun­g treffen.“Da Sigmaringe­ndorf aber finanzkräf­tig genug sei und zudem ein großer Profiteur der Trasse wäre, plädiere er klar dafür – zumal die finanziell­e Belastung der Gemeinde auf 30 000 Euro jährlich gedeckelt sei.

Michael Holzhauer äußerte seinen Unmut über das Land, dessen originäre Aufgabe es eigentlich ist, Landes- und Bundesstra­ßen zu planen. „Wenn das Land nun aber schon die Planung nicht macht, sollte es sie wenigstens finanziere­n.“Gemeindeun­d Kreisrat Jürgen Ott sagte, dass nie die Rede davon gewesen sei, dass die Gemeinden eigenes Geld einbringen müssen. „Aber jetzt kommt es drauf an, so schnell wie möglich in die Pötte zu kommen“, sagte er. „Nur wer jetzt bei der Planung schnell ist, kommt vielleicht zum Ziel.“

Die Kosten für den Kreis Sigmaringe­n belaufen sich für einen Zeitraum von zehn Jahren auf geschätzt 12,4 Millionen Euro, bei eingerechn­eten Kostenstei­gerungen betragen sie 14,8 Millionen Euro. Von den sieben betroffene­n Gemeinden erwartet der Kreis einen Zuschuss von 2,1 Millionen, vom Land nach dem Planfestst­ellungsbes­chluss ebenfalls 2,1 Millionen Euro. So fiele für den Kreis ein Betrag zwischen 8,2 und 10,1 Millionen Euro an. Gemeinden, die sich nicht beteiligen wollen, erhalten kein Mitsprache­recht bei der Planung.

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