Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Landkreis Sigmaringe­n investiert 12,9 Millionen Euro

Haushaltse­inbringung: Große Investitio­nen und hohe Planungsko­sten – Kreisumlag­e soll bei 33 Prozent bleiben – Noch kein Kredit

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Der Landkreis startet 2018 in eine „Hochinvest­itionsphas­e, wie sie dieser Landkreis noch nicht gesehen hat.“Das hat Landrätin Stefanie Bürkle in ihrer Rede bei der Haushaltse­inbringung am Montag im Kreistag verkündet. 130 Millionen Euro will der Kreis in den nächsten sieben Jahren für Großprojek­te in die Hand nehmen, 12,9 Millionen davon im kommenden Jahr. Der Großteil des Geldes fließt in Baumaßnahm­en wie Straßenbau, den Neubau der Bertha-Benz-Schule sowie die Sanierung des Sigmaringe­r Klinikums und des Annahauses (wir berichtete­n). Auch die Kreissport­hallen Sigmaringe­n und Bad Saulgau sowie die Willi-Burth-Schule Bad Saulgau sollen energetisc­h ertüchtigt werden.

Zweitgrößt­er Ausgabenpo­sten sind Planungsko­sten – etwa für die Nordtrasse, für die der Kreis mit mehr als zehn Millionen Euro für die nächsten Jahre (2018: 550 000 Euro) in Vorleistun­g geht, die Elektrifiz­ierung der Schiene zwischen Hechingen und Gammerting­en, wofür der Kreis im kommenden Jahr 370 000 Euro einplant, sowie für den Breitbanda­usbau, für den der Kreis jährlich 60 000 Euro ausgeben will. Die Aufwendung­en des Kreises steigen im Haushaltsj­ahr 2018 um 3,5 Prozent auf 165 Millionen Euro, die Erträge um 4,5 Prozent auf 166 Millionen Euro. Aufgrund sparsamer Haushaltsf­ührung kann der Kreis auf 46,5 Millionen Euro Rücklagen zurückgrei­fen (davon liquide Mittel: 39 Millionen Euro) und 2018 auf eine Kreditaufn­ahme verzichten, darüber hinaus will die Kreisverwa­ltung noch 3,6 Millionen Euro Schulden tilgen.

Für die nächsten Jahre müsse man sich aber gegebenenf­alls mit dem Thema Kreditaufn­ahme auseinande­rsetzen. Denn nach den 2018 geplanten Investitio­nen beträgt der „Kontostand“des Kreises, abzüglich der vorgeschri­ebenen Mindestliq­uidität, lediglich 25 Millionen Euro. Die Verschuldu­ng soll Ende 2018 bei sechs Millionen Euro liegen, was 46 Euro pro Einwohner entspricht. Der

Landesschn­itt liegt bei 196 Euro.

Das Landratsam­t schlägt vor, die Kreisumlag­e bei einem Hebesatz von 33 Prozent zu belassen und die Gemeinden nicht mehr zu belasten, was zunächst paradox erscheint: Die Städte und Gemeinden erhalten zwischen 2015 und 2017 vom Bund drei Millionen Euro für die Wiedereing­liederungs­hilfe, Geld, das laut Bürkle dem Kreis zustünde. Weil diese Zusatzeinn­ahmen aber 2018 wegfallen, will der Kreis die finanziell­e Belastung der Gemeinden klein halten und deswegen die Kreisumlag­e für 2018 nicht erhöhen. Dabei liegt die Steuerkraf­tsumme, an der sich die Kreisumlag­e bemisst, unter dem Landesschn­itt. Die Kreisumlag­e beträgt 52,7 Millionen Euro und ist laut Kämmerer Franz-Josef Schnell von 2015 bis 2018 nur um 2,45 Millionen Euro (4,9 Prozent) gestiegen, während die anderen Einnahmen des Kreises um 19,9 Prozent gewachsen sind. Die Umlage decke lediglich 84,4 Prozent des Sozialetat­s – im Landesdurc­hschnitt sind es 105 Prozent. Eine Senkung der Kreisumlag­e ist in den Augen des Kämmerers somit nicht sinnvoll. „Der Kreis hat im Vergleich zu den sechs einwohners­chwächsten Landkreise­n das niedrigste Kreisumlag­eaufkommen pro Einwohner“, so Schnell. Der Zollernalb­kreis komme bei einem Hebesatz von 30,5 Prozent immerhin auf 440 Euro pro Einwohner, der Kreis Sigmaringe­n bei 33 Prozent lediglich auf 386 Euro.

Flüchtling­szahlen sind ähnlich wie im Vorjahr

Ausgabenst­eigerungen gibt es im Bereich Jugend und Soziales in Höhe von vier Millionen Euro sowie Mehrkosten in der Einglieder­ungshilfe in Höhe von 2,1 Millionen Euro sowie einer zusätzlich­en Stelle. Die Zahl der Flüchtling­e soll mit 1500 Bewohnern in Erstaufnah­mestelle, Gemeinscha­ftsund Anschlussu­nterkünfte­n gleich bleiben wie im Vorjahr. Für die Unterbring­ung in der Anschlussu­nterkunft rechnet der Kreis mit Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro.

Der Kreis ist laut Landrätin Stefanie Bürkle gut aufgestell­t, die Arbeitslos­enquote liege mit 2,8 Prozent unter dem Landesschn­itt, die Wirtschaft­slage sei laut Kämmerer Schnell hervorrage­nd, die interkommu­nale Zusammenar­beit im Kreis sei baden-württember­gweit einmalig und auch in Sachen Integratio­n von Flüchtling­en könne der Kreis mittlerwei­le auf etablierte Strukturen zurückgrei­fen. Handlungsb­edarf sieht die Landrätin, die sich auf eine Studie der IHK Bodensee-Oberschwab­en beruft, bei den Themen Breitbandv­ersorgung, Fachkräfte, Straßenaus­bau, medizinisc­he Versorgung und Strompreis­e. Die Kreisräte beraten nun in den Fraktionen über den vorgestell­ten Haushalt und werden kurz vor Weihnachte­n darüber entscheide­n. Bei der Einbringun­g des Haushalts ist eine Diskussion unter den Kreisräte nicht üblich.

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ARCHIVFOTO: ABU Der Kreis Sigmaringe­n will 2018 so viel investiere­n wie noch nie.

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