Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bad Saulgau verliert große Persönlichkeit
Dr. Ewald Gruber stirbt im Alter von 88 Jahren – Lehrer und Germanist
BAD SAULGAU (tha) - Der Kulturschaffende Dr. Ewald Gruber aus Bad Saulgau ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 88 Jahren gestorben. Gruber ist 2009 in der ehemaligen japanischen Schule mit dem ersten Kulturpreis des Landkreises Sigmaringen ausgezeichnet worden. Er galt als Marcel Reich-Ranicki Bad Saulgaus.
Mit Ewald Gruber verliert die Stadt Bad Saulgau eine bedeutende Persönlichkeit. Als geistiger Inspirator und herausragender Germanist, aber auch als sozial und politisch denkender Mensch hatte er sich viel Anerkennung erworben. Es gab demnach viele Gründe, Gruber vor acht Jahren mit dem Kulturpreis des Landkreises Sigmaringen auszuzeichnen. Ewald Gruber war der Erste, dem dieser Preis des Kreises verliehen wurde.
Bad Saulgaus Kulturamtsleiter Andreas Ruess ging damals in seiner Laudatio auf das breit gefächerte Wissen und geistige Wirken von Ewald Gruber ein. Er war nicht nur ein begnadeter Lehrer am Aufbaugymnasium und Leihpädagoge am Mädchengymnasium in Sießen, er hatte die Gabe, trockene und komplizierte Themen verständlich zu machen. Seine Passion jedoch waren Theater und Literatur. Gruber war ein Glücksfall für Bad Saulgau, denn eigentlich wollte der in Wißgoldingen bei Schwäbisch Gmünd aufgewachsene „Künstler des Worts“nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Anglistik in Tübingen wieder zurück ins Remstal. Als er aber als junger Lehrer am Aufbaugymnasium seine spätere Frau Brigitte Köhler kennenlernte, war die geplante Rückkehr schnell vom Tisch.
Ewald Grubers außerordentliches Engagement und pädagogisches Wirken blieben auch außerhalb der Schule nicht unbemerkt. Nach grundlegenden Arbeiten zur Liebfrauenkirche hatte er 2005 für den Band „Klöster im Landkreis Sigmaringen“die Geschichte des Franziskanerinnenklosters auf den neuesten Stand gebracht. Und für den Oberschwabentag ein Jahr zuvor hatte sich Gruber „Klösterliche Karrieren im 18. Jahrhundert“vorgenommen und dabei insbesondere Sebastian Hiller gewürdigt, der in Pfullendorf geboren und als Erbauer des Weingartener Münsters berühmt wurde. Allen Publikationen Grubers sind eine ausgesprochen gewissenhafte Recherche eigen und vor allem eine allgemein verständliche Darstellung.
Ein Höhepunkt in Ewald Grubers literarischem Leben war das Jahr 1963, als er sich als „Kiebitz“mit der „Gruppe 47“im Hotel Kleber Post traf. Mit zahlreichen Veröffentlichungen über heimatliche Größen wie Eduard Mörike, Michael von Jung oder Matthias Erzberger hatte sich Gruber unvergessliche Verdienste erworben – so wie er selbst in Bad Saulgau ebenfalls unvergessen bleiben wird.
Die Trauerfeier ist heute, 29. November, um 13.30 Uhr in der Liebfrauenkirche in Bad Saulgau mit anschließender Beisetzung.