Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Geheimrat“Michael Schanze begeistert das Publikum
Landesbühne Rheinland-Pfalz zeigt in der Stadthalle ein Spiel der Verwechslungen mit einem Schuss Sozialkritik
BAD SAULGAU - Zur letzten Theateraufführung des Jahres 2017 war die Landesbühne Rheinland-Pfalz mit Erich Kästners Verwechslungskomödie „Drei Männer im Schnee“nach Bad Saulgau gekommen. In der Doppelrolle des Geheimrats Tobler und des Habenichts Schulze wurde der TV-Entertainer und Sänger Michael Schanze zum Publikumsliebling.
Erich Kästners Roman „Drei Männer im Schnee“aus dem Jahr 1934 ist eine Erfolgsstory: Bestseller, Vorlage für zwei Filme und schließlich Stoff einer Bühnenkomödie. Die Regie hatte das Geschehen in die 50er-Jahre versetzt, ein Konzept, das die Bühnenausstattung inklusive der Garderobe der Darsteller aufnahm, ebenso die per Lautsprecher eingespielten Hits wie Vico Torrianis „Zwei Spuren im Schnee“oder den Ohrwurm „Trink ma no a Flaschl Wein“.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Idee des schwerreichen Geheimrats Tobler, der als zweiter Gewinner eines Preisausschreibens, veranstaltet von seiner eigenen Firma, zehn Tage ins Grand Hotel Bruckbeuren reist. Um herauszufinden, wie man als armer Schlucker im Kreise der Reichen und Schönen behandelt wird, bucht er sich inkognito unter dem Namen Schulze ein. Ein turbulentes Spiel der Verwechslungen beginnt, das auch einen Schuss Sozialkritik enthält. Als vordergründiger Habenichts wird Schulze zu Botendiensten verknackt und soll aus dem Hotel gemobbt werden. In dieser doppelten Hauptrolle fühlte sich Michael Schanze pudelwohl. Seit seiner Zeit als drahtiger Showmaster hat er ordentlich Pfunde zugelegt, die er überraschend wendig durch die Kulissen bugsierte. Die Ausstrahlung und das Temperament, mit denen er schon früher die Zuschauer bezirzte, besitzt er noch heute, sodass er seine Schauspielerkollegen fast an die Wand spielte und immer wieder Szenenbeifall kassierte.
Makke Schneider als Butler
In der Gunst des Publikums kam ihm Makke Schneider am nächsten, der die Rolle des Butlers Johann mit Slapstick-Elementen ausstattete. Entgegen seiner Dienermentalität muss dieser Geheimrat Tobler ins Grand Hotel begleiten und dort als Reedereibesitzer Kesselhuth auftreten. Der dritte Mann im Bunde, Dr. Fritz Hagedorn, arbeitslos und Gewinner des ersten Preises, wird fälschlicherweise für einen Millionär gehalten und sowohl vom Personal wie von zwei verblühten geldgierigen Damen der Gesellschaft (Dana Cebulla, Olga Yakovleva) umworben. Olaf Böhnert wirkte in dieser Rolle zeitweise etwas hölzern und war auch als späterer Liebhaber des Millionärstöcherleins Hilde (Eva Wiedemann) zu großväterlich-betulich. Bis zum guten Schluss, als sich Tobler als der echte Millionär outete, die Hotel-Direktion als inkompetent und korrupt blamiert war und Dr. Hagedorn zum Schwiegersohn wie zum Nachfolger Toblers avancierte, gab es viele Gelegenheit zum Lachen. Dazu trugen die überzeichneten Figuren des Stücks bei, etwa die begriffsstutzige, augenrollende Hausdame, Frau Kunkel (Ursula Michelis) und der schmierige Portier Polter (Heiko Haynert). Für herzhafte Lacher sorgten vor allem die überraschenden Ver- und Entwicklungen des Stücks. So tauchte Tochter Hilde zum Entsetzen des Vaters im Grand Hotel auf, um diesen vor den Machenschaften der Hotelleitung zu retten.
Und nicht zuletzt waren es die witzigen, mit Bonmots geschmückten Dialoge, die die Laune der Zuschauer in der Bad Saulgauer Stadthalle beflügelten. So lernte man zum Thema Manieren „Als armer Mann darf man keine haben, als reicher braucht man keine.“