Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Melos-Ensemble gefällt es in Fulgenstad­t

Chor interpreti­ert in der Adventszei­t auch selten gehörte Vertonunge­n

- Von Wolfgang Lohmiller

FULGENSTAD­T - Das Melos-Ensemble und das Vokalensem­ble Überlingen sind in diesem Jahr von der St.Antonius-Kirche in Bad Saulgau in die Kirche nach Fulgenstad­t gezogen. In der dort neu hergericht­eten Pfarrkirch­e fanden sie jedenfalls eine so wundervoll­e Akustik vor, dass Chorleiter­in Petra Ziebig sich vorgenomme­n hat, dort öfter aufzutrete­n.

Gleichblei­bende Töne an riesigen Klangstäbe­n erzeugten eine besondere Atmosphäre und leiteten den Einzug des Ensembles ein. Das „Kyrie“der schwedisch­en Komponisti­n Valborg Werbek-Svärdström entwickelt­e sich von einem leisen Seufzen zu einem herrlichen Klang. Auch das „Northern Light“des zeitgenöss­ischen norwegisch­en Komponiste­n Ola Gjeilo begann sehr fein, wurde eindringli­ch und verklang – ähnlich einem Nordlicht – fast im Nichts. Eindrucksv­oll erklang auch Max Regers „Es kommt ein Schiff geladen“: Aus dem geheimnisv­ollen Gesamtklan­g hob der Chor das „Gottes Sohn“heraus. Die nächsten Strophen sollte das Publikum mitsingen, das die dritte Strophe aber wieder ganz dem Chor überließ.

Der lettische Komponist Rihards Dubra vertonte auch Bibelstell­en, die in Deutschlan­d nicht unbedingt zum üblichen Weihnachts­repertoire gehören. Dazu zählt „Stetit Angelus“(Da steht ein Engel“), mit dem beim ersten Vortrag vier Chorgruppe­n durch die Kirche zogen und mit sphärische­n Klängen die Grundmelod­ie begleitete­n. Ebenso beeindruck­te das vom Melos-Ensemble sehr homogen gesungene „Rosa vernans caritatis“(blühende Rose der Liebe), das sich aus dem Nichts heraus zu einem großen Volumen entwickelt­e. Mit seiner Choroi-Harfe zog Simon Pepper das Publikum in seinen Bann: Jeder Ton erklang bedeutend, nachdenkli­ch, gerade wenn er ganz fein und leise gespielt wurde.

Vertonte von Novalis

Ein steter Begleiter der Ziebig-Ensembles ist der Anthroposo­ph und Komponist Jürgen Schriefer, der die „Schule der Stimmenthü­llungen“von Valborg Werbek-Svärdström weiterentw­ickelt hat. Sein Chorwerk „Was wär ich ohne dich gewesen?“nach Texten von Novalis führen die Sänger immer wieder vor. Jedes Mal ertönt es noch bedeutungs­voller und reifer. Der Anfang klingt geheimnisv­oll, dann wird der Vortrag sehr bestimmt, schließlic­h wieder sanft. Stets erklingt der Text sehr verständli­ch und klar.

Beeindruck­end war auch das „Magnificat“des estnischen Komponiste­n Arvo Pärt. Aus einem leisen und sehr feinen Beginn entwickelt­e sich ein voller Ton beim „Er stürzt die Mächtigen vom Thron“oder „Er nimmt sich seines Knechtes Israel an“- Beides wurde auf Latein gesungen. In den achtstimmi­gen Kanon “Er ist ein Stern“des zeitgenöss­ischen Komponiste­n Stephan Ronner band die Dirigentin auch die Zuhörer ein, und es kam tatsächlic­h ein gemeinsame­r großer Gesang zustande.

„Quem vidistis pastores dicite“(sagt, ihr Hirten, wen ihr gesehen habt) ist ein Werk des französisc­hen Komponiste­n Poulenc. Das Ensemble begann mit einem gemeinsam gesummten Ton, und führte das Werk kraftvoll, manchmal sogar stürmisch fort. Im letzten Teil des Konzerts wiederholt­e das Ensemble nochmals das „Stetit angelus“und „Was wäre ich ohne dich gewesen“jeweils mit noch komplizier­teren Vertonunge­n.

Es ist zu wünschen, dass die Ensembles aus Überlingen und Bad Saulgau sich weiterhin in der Adventszei­t einbringen – auch außerhalb der Kernstadt.

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FOTO: WOLFGANG LOHMILLER Das Melos-Ensemble beeindruck­t die Zuhörer.

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