Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Brand brach mit Behr bereits im Frühjahr
Zu den Unterstützern von ZFChef Stefan Sommer im Streit mit Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand gehörte von Anfang an Aufsichtsratschef Giorgio Behr. Der Schweizer befürwortete den Wabco-Deal und stellte sich Mitte November in einem Interview mit dem „Handelsblatt“öffentlich gegen die Eigentümer. Behr erklärte, dass ZF durchaus die Übernahme eines größeren Unternehmens verkraften könnte. Zwei Wochen später trat der Unternehmer zurück.
Der Bruch mit den Eigentümern erfolgte allerdings bereits im Frühjahr – und zwar in den Tagen, bevor die ZF-Aufsichtsräte das erste Mal über Wabco berieten. „Behr suchte das Gespräch mit Vertretern der Kapitalseite, um sie von Wabco zu überzeugen, ohne die beiden Vertreter der Eigentümer im Aufsichtsrat zu der Telefonkonferenz dazuzubitten“, sagt eine Person aus dem Umfeld des Aufsichtsrats. Danach sei für die Eigentümer die Vertrauensbasis mit Behr zerstört gewesen, und man habe sich auf eine Abberufung verständigt. Giorgio Behr weist die Anschuldigung im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“scharf zurück. Auf die Frage, ob es Anfang Mai eine Telefonkonferenz der Kapitalseite im Aufsichtsrat gegeben habe, an der Oberbürgermeister Andreas Brand nicht teilgenommen hat, antwortet Behr mit: „Nein“. „Mir ist auch keine von mir einberufene Telefonkonferenz bekannt, an der der aktuelle Vertreter des Hauptaktionärs nicht teilgenommen hat“, erklärt Behr. Er habe immer und auch im Jahr 2017 die Eigentümerinteressen hochgehalten. Von einer Abberufung wisse er nichts.
Der 69-Jährige ist irritiert über den Vorwurf, dass er die Eigentümer hintergangen haben soll. „In der französischen Schweiz gibt es ein Sprichwort: Qui s’excuse s’accuse (deutsch: Wer sich verteidigt, klagt sich selber an)“, sagt Behr. „Was jetzt in der Öffentlichkeit herumerzählt wird, erinnert mich an dieses Sprichwort.“Er zieht eine sehr positive Bilanz seiner zehnjährigen Amtszeit. „Wir waren sehr gut unterwegs und haben ein gutes Team aufgebaut. Die Mannschaft verjüngt, es sieht gut aus und geht voran“, sagt Behr. „Man kann in der Sache unterschiedlicher Meinung sein, aber warum es jetzt zu einer Trennung von Stefan Sommer kommen musste, verstehe ich nicht.“(ben)