Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bombenzyklon an der US-Ostküste
Mindestens sieben Tote bei erneutem Rekord-Wintersturm
WASHINGTON (dpa) - Überschwemmungen, Flugausfälle, Haushalte ohne Strom und mehrere Tote: Was USMeteorologen einen „Bombenzyklon“nennen, stellt die Ostküste der USA vor große Probleme. Der Sturm ist einer der schwersten seit Jahren – und schon der zweite in diesem Jahr.
Der schwere Wintersturm an der US-Ostküste hat mindestens sieben Menschen das Leben gekostet. Mit Orkanböen von bis zu 150 Stundenkilometern und teils heftigen Niederschlägen setzte er am Wochenende mehrere Landstriche an der Küste unter Wasser. Andere Medienberichte sprachen sogar von neun Toten. Rund 3300 Flüge wurden gestrichen, zeitweise waren mehr als 1,4 Millionen Menschen ohne Strom.
Der Sender CNN sprach unter Berufung auf Behörden von mindestens sechs Toten: Alle wurden demnach von umstürzenden Bäumen erschlagen. Es handelte sich demnach um einen Mann in Virginia, eine 77jährige Frau in Maryland und einen elfjährigen Jungen im Staat New York. Zudem starben ein weiterer Senior in Rhode Island und ein Mann in Connecticut, der während der Fahrt in seinem Auto erschlagen wurde.
Baum kracht durch Dach
Zudem starb in Virginia ein Sechsjähriger: Der Junge schlief Berichten zufolge in einem Wohnmobil im oberen Stock seines Hochbetts, als ein großer Baum nebenan umstürzte. Die Äste krachten durch das Metalldach und begruben den Sechsjährigen. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, wo seine Organe versagten. „Die Ärzte sagen, wir müssen ihn gehen lassen“, sagte seine Mutter zu CNN.
Der Sender NBC berichtete von mindestens neun Toten. Unter ihnen sei ein Mann im Bundesstaat New Jersey, der eine abgerissene Stromleitung berührt habe.
Bis Samstagabend (Ortszeit) waren laut CNN noch rund 607 000 Menschen ohne Elektrizität, mehr als 250 000 davon im Bundesstaat Massachusetts in Neuengland. „Die Menschen in diesen Häusern müssen sich auf einen längeren Stromausfall einstellen“, sagte Kurt Schwartz, Direktor der Katastrophenschutzbehörde des Bundesstaats. „Die Wiederherstellung wird mehrere Tage dauern.“
In Boston, der Hauptstadt von Massachusetts, gab es die schlimmsten Überschwemmungen, da der Sturm dort mit Flut zusammenfiel. Der US-Wetterdienst verzeichnete den dritthöchsten Wasserstand seit 1928. Menschen paddelten in Kajaks durch die Straßen, teils schlugen meterhohe Wellen gegen Hafenbefestigungen.
Hinter den Hurrikan-ähnlichen Windgeschwindigkeiten stand Meteorologen zufolge das Wetterphänomen einer „Bombogenese“. Das beschreibt die rapide Verstärkung eines Tiefs, laut US-Wetterbehörde NOAA liegt das am Aufeinanderprallen sehr kalter mit warmen Luftmassen. Für die Entladung wählen manche Meteorologen das Bild einer Bombe oder eines „Bombenzyklons“. Schon Anfang Januar war die nordamerikanische Ostküste von einem solchen Wintersturm heimgesucht worden.
Der Wetterdienst nannte den Sturm für einige Gebiete Neuenglands ein „Ereignis auf Leben und Tod“. Alle Staaten von Virginia an der mittleren US-Ostküste bis nach Maine ganz im Norden hatten zu kämpfen. Im Norden des Bundesstaates New York, an der Grenze zu Kanada, fielen mehr als ein Meter Schnee.