Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Junge Künstlerinnen geben ein fabelhaftes Konzert
„Ostrach Classic“gelingt trotz drei fehlender Akteure
OSTRACH - Mit einem dezenten Paukenschlag hat im Pfarrheim in Ostrach am späten Sonntagnachmittag das jüngste Konzert der Reihe „Ostrach Classic“begonnen – allerdings ohne zwei junge Männer und eine junge Frau, die im Programm zwar fest eingeplant waren, aber offenbar ohne Angabe von Gründen fehlten. Entsprechend ratlos war auch Robert Penzel, einer der „Ostrach Classic“-Organisatoren, als er dem Konzertpublikum diesen Tatbestand zu erklären versuchte. Glücklicherweise überbrückten die anwesenden Künstlerinnen und Musikerinnen nahezu alle Programmpunkte, die auszufallen drohten – und zwar derart souverän, dass es am Ende stehende Ovationen für alle Akteurinnen gab und sogar noch eine Zugabe heraussprang.
Erneut war das Publikumsinteresse unerwartet groß, sodass die Sitzplätze um ein Vielfaches erweitert werden mussten: Gut 100 Zuhörer waren ins Pfarrheim gekommen. Dort interpretierten die Mezzosopranistin und Gesangslehrerin Claudia Rotter und die Klavierlehrerin und Konzertpianistin Irina Maier ein „Vaterunser“– eine Komposition aus der Feder des Organisten und Komponisten Johann Ludwig Krebs, ein Lieblingsschüler Johann Sebastian Bachs.
Tosender Beifall
Als erste Nachwuchsinterpretin trat Natalie Spachtholz ins Rampenlicht, die gleich darauf ein Duett mit Lilli Worf vortrug. Da gelang ein erstes Glanzstück mit Jacques Offenbachs „Schöne Nacht, du Liebesnacht“, das die Herzen des großen Zuhörerkreises entzückte. Das Publikum spendete tosenden Beifall. Ebenfalls etwas Besonderes war der Auftritt von Anna Kerle, die bereits als Songschreiberin unterwegs ist. Im Stück „La nuit“, Hymne an die Nacht von JeanPhilippe Rameau, gestaltete sie einen bewegenden und ergreifenden Liedvortrag.
Im Duett sangen Anna Kerle und Rhode Frey das bekannte Volkslied „Schwesterlein“, das von Johannes Brahms stammt – wiederum eine Interpretation auf hohem Niveau. Ein weiterer Höhepunkt gelang Irina Maier mit ihrer Schülerin Franka Stefan. Diese war mit 15 Jahren das jüngste Nachwuchstalent des „Ostrach Classic“-Konzerts.
Auftritt mit Leidenschaft
Zusammen brachten die beiden Künstlerinnen vierhändig ein aufrüttelndes, rhythmisch-elektrisierendes Stück des französischen Komponisten Camille Saint-Saens mit dem Titel „Dance macabre“zum Vortrag – und ernteten dafür viel Beifall. Saxofonistin Julie Hensler wagte sich in einem Solostück an den Titel „Snowboard on the rocks“heran, der ihr zum einen fehlerlos gelang und den die blutjunge Spielerin zum anderen mit großer Hingabe und Leidenschaft fabelhaft meisterte.
Mit Franz Schuberts „Schlummerlied“trat Rhode Frey, die über eine schöne, voluminöse Mezzosopran-Stimme verfügt, ein weiteres Mal ins Rampenlicht. Nach drei weiteren Vorträgen im Duett gab es zum Abschluss und als Zugabe „You raise me up“(Du ermutigst mich) zu hören – ein Welterfolg, den der irische Schriftsteller und Komponist Brendam Graham 2001 herausgebracht hatte. Natalie Spachtholz, Lilli Worf, Anna Kerle und Rhode Frey sangen, am Klavier ein weiteres Mal begleitet von Irina Maier, wie aus einem Guss. Mit diesem Vortrag im Quartett rundeten sie einen überaus gelungenen Konzertabend ab. Das Publikum erhob sich spontan von seinen Plätzen und spendete einen lang anhaltenden Applaus für die großartige Vorstellung.