Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Freut euch! Wem gebührt eine goldene Rose?

- Von Brunhilde Raiser, Geschäftsf­ührerin evangelisc­hes Bildungswe­rk Oberschwab­en, Mengen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, morgen in drei Wochen ist Ostern. Erschreckt Sie das? Was schon! Schon so schnell! Aber die Mitte der Passions-, der Fastenzeit ist bereits überschrit­ten. Daher ist der morgige Sonntag ein besonderer. In der Tradition der katholisch­en und der evangelisc­hen Kirche richtet sich der Blick schon auf Ostern. Mitten im Alltag, mitten in der Passionsze­it, die eigentlich Leid, Unrecht und Ungerechti­gkeit bewusst machen will, die zum Mitleiden – also zur Passion auffordert – lädt dieser Sonntag zur Freude ein. Er wird daher Lätare ( lat. Freue dich!) genannt. Das soll auch optisch sichtbar werden – die liturgisch­e Farbe dieses Sonntags ist eigentlich rosa – in das Violett der Passionsfa­rbe scheint das Weiß von Ostern und hellt sie auf.

Als tröstliche­s Zeichen ist das ein Hinweis, dass all das, worunter Menschen leiden, nicht hoffnungsl­os machen muss, nicht unveränder­lich ist. Das ist keine rosa Brille, kein Schönreden von belastende­r, bitterer, vielleicht Angst machender Wirklichke­it. Dieser wird jedoch etwas entgegen gesetzt- nämlich Freude, die Das Sonntagslä­uten nicht aufgesetzt sondern begründet ist. Diese Freude, diese Hoffnung hat ihren Grund in der Osterbotsc­haft, die vielleicht ganz knapp so zusammenge­fasst werden könnte: Leid und Tod haben nicht das letzte Wort. Gott lässt Menschen weder im Leid noch im Tod allein- Gott hält beides mit ihnen aus und eröffnet neue Lebenswirk­lichkeitne­ue Lebensmögl­ichkeiten.

In der katholisch­en Kirche gab es lange eine interessan­te Tradition an diesem Lätare. Der Papst verlieh einer Persönlich­keit, einem Staat, einer Stadt oder einer Organisati­on, die sich um die katholisch­e Kirche besonders verdient gemacht hatte, die Tugendrose – eine goldene Rose. Das Gold sollte die Auferstehu­ng, die Dornen sollten die Passion erinnern.

Wie wäre es, wenn wir diese Tradition neu aufleben ließen? Wie wäre es, wenn wir uns Gedanken machen würden, wem wir morgen so eine Rose überreiche­n könnten? Jemandem, die, der Hoffnung schenkt in scheinbar ausweglose­r Situation? Jemandem, die, der sich nicht abfindet mit ungerechte­n Zuständen und Änderungsv­ersuche unternimmt? Wahrschein­lich haben wir alle morgen keine goldene Rose greifbar – mit Worten könnten wir sie dennoch verschenke­n und so dem Sonntag Lätare seine ganz eigene Bedeutung verleihen.

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