Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Freut euch! Wem gebührt eine goldene Rose?
Liebe Leserinnen, liebe Leser, morgen in drei Wochen ist Ostern. Erschreckt Sie das? Was schon! Schon so schnell! Aber die Mitte der Passions-, der Fastenzeit ist bereits überschritten. Daher ist der morgige Sonntag ein besonderer. In der Tradition der katholischen und der evangelischen Kirche richtet sich der Blick schon auf Ostern. Mitten im Alltag, mitten in der Passionszeit, die eigentlich Leid, Unrecht und Ungerechtigkeit bewusst machen will, die zum Mitleiden – also zur Passion auffordert – lädt dieser Sonntag zur Freude ein. Er wird daher Lätare ( lat. Freue dich!) genannt. Das soll auch optisch sichtbar werden – die liturgische Farbe dieses Sonntags ist eigentlich rosa – in das Violett der Passionsfarbe scheint das Weiß von Ostern und hellt sie auf.
Als tröstliches Zeichen ist das ein Hinweis, dass all das, worunter Menschen leiden, nicht hoffnungslos machen muss, nicht unveränderlich ist. Das ist keine rosa Brille, kein Schönreden von belastender, bitterer, vielleicht Angst machender Wirklichkeit. Dieser wird jedoch etwas entgegen gesetzt- nämlich Freude, die Das Sonntagsläuten nicht aufgesetzt sondern begründet ist. Diese Freude, diese Hoffnung hat ihren Grund in der Osterbotschaft, die vielleicht ganz knapp so zusammengefasst werden könnte: Leid und Tod haben nicht das letzte Wort. Gott lässt Menschen weder im Leid noch im Tod allein- Gott hält beides mit ihnen aus und eröffnet neue Lebenswirklichkeitneue Lebensmöglichkeiten.
In der katholischen Kirche gab es lange eine interessante Tradition an diesem Lätare. Der Papst verlieh einer Persönlichkeit, einem Staat, einer Stadt oder einer Organisation, die sich um die katholische Kirche besonders verdient gemacht hatte, die Tugendrose – eine goldene Rose. Das Gold sollte die Auferstehung, die Dornen sollten die Passion erinnern.
Wie wäre es, wenn wir diese Tradition neu aufleben ließen? Wie wäre es, wenn wir uns Gedanken machen würden, wem wir morgen so eine Rose überreichen könnten? Jemandem, die, der Hoffnung schenkt in scheinbar auswegloser Situation? Jemandem, die, der sich nicht abfindet mit ungerechten Zuständen und Änderungsversuche unternimmt? Wahrscheinlich haben wir alle morgen keine goldene Rose greifbar – mit Worten könnten wir sie dennoch verschenken und so dem Sonntag Lätare seine ganz eigene Bedeutung verleihen.