Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hohentengen könnte Kleinzentrum-Status verlieren
Abstufung zum nicht-zentralen Ort geplant – Verwaltung versucht Abstufung zu verhindern
HOHENTENGEN - Hohentengen gilt bislang als Kleinzentrum. Doch diese Einstufung ist gefährdet: Die Gemeinde könnte im Zuge der Fortschreibung des Regionalplans zu einem sogenannten nicht-zentralen Ort herabgestuft werden. Damit wäre Hohentengen die einzige Kommune im Regionalverband BodenseeOberschwaben, die abgestuft wird.
Endgültig beschlossen ist die Abstufung Hohentengens noch nicht, auch wenn diese im Entwurf des neuen Regionalplans steht. „Wir sind ja am Anfang des Verfahrens“, sagt Wilfried Franke, Verbandsdirektor des Regionalverbands BodenseeOberschwaben, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Für Herbst sei vorgesehen, den Entwurf auszulegen. Viel Hoffnung, an der geplanten Abstufung noch etwas zu ändern, macht Franke aber nicht. „Die Fakten sind nun mal so, wie sie sind“, sagt er. Für die Gemeinde tue ihm das leid.
In einer Sitzungsunterlage des Regionalverbands wird näher begründet, warum Hohentengen abgestuft werden soll: Die Gemeinde verfüge wegen der zu geringen Bevölkerungszahlen, einer fehlenden überörtlichen Verflechtung und der im Vergleich zu anderen Kleinzentren deutlich schwächeren infrastrukturellen Ausstattung nicht die Voraussetzungen für ein Kleinzentrum.
Wegzug der Bundeswehr
Wilfried Franke erklärt, was mit Verflechtung gemeint ist: Unterhalte eine Kommune beispielsweise ein Schulzentrum, zu dem auch Schüler aus anderen Kommunen kommen, sei die Gemeinde dann ein sogenannter „Verflechtungsbereich“. Im Hohentenger Fall wirkt sich hier die Schließung der Hauptschule vor einigen Jahren negativ aus. Der Schwund der Bevölkerung wiederum hat vor allem mit dem Wegzug der Bundeswehr zu tun. Franke bedauert diese Entwicklungen ausdrücklich – in anderen MitgliedsKommunen nämlich zeige die Entwicklung nach oben, deshalb seien Aufstufungen geplant. „Und bei Hohentengen ist allenfalls Stagnation“, bedauert der Verbandsdirektor. Neben nicht-zentralem Ort und Kleinzentrum gibt es noch die Kategorien Unterzentrum (zum Beispiel Mengen), Mittelzentrum und Oberzentrum.
Keine direkten, aber vielleicht indirekte Konsequenzen könnte eine Abstufung haben, wenn eine Gemeinde Bauland für Wohnen oder Gewerbe ausweisen will. „In der Summe“könne so eine Abstufung sich durchaus bemerkbar machen, bemerkt Franke. „Je niedriger eine Gemeinde eingestuft ist, desto strenger prüfen die Behörden“, erläutert er.
„Ein Vorteil ist es sicher nicht“, sagt Bürgermeister Peter Rainer zur geplanten Abstufung. Er sieht allerdings keine negativen Auswirkungen bei Flächenausweisungen und verweist auf Auskünfte vom Regionalverband: Zwar könnte es einerseits demnach tatsächlich negative Auswirkungen auf die künftige Wohnbaufläche geben – aber dem gegenüber stehe andererseits, dass die bei Kleinzentren geforderte „Bruttowohndichte“nicht mehr gelten würde, was also wiederum eine Erhöhung von Wohnbauflächen ergebe. „Insgesamt würden sich die beiden Faktoren in etwa aufheben“, schlussfolgert Peter Rainer. Bei Gewerbeflächen müsse ohnehin der konkrete Bedarf nachgewiesen werden.
Die Verwaltung möchte den Status als Kleinzentrum behalten. Bäckerei, zwei Metzgereien, Apotheke – Peter Rainer und die Verwaltung, die bereits im November 2016 ein Schreiben an den Verband wegen der geplanten Abstufung schickte, weisen auf die Infrastruktur in der Göge hin. Der Ortskern von Hohentengen sei ein Zentrum für die Nahversorgung der Teilorte und sei auch durch Buslinien gut erreichbar. Die Prognose des Statistischen Landesamts, dass die Bevölkerungszahl bis 2035 um 4,2 Prozent sinke, müsse stark angezweifelt werden. Im Zeitraum von 2012 bis 2016 gebe es sogar einen Anstieg der Bevölkerung von 4086 auf 4165 Einwohner. Und die Anzahl der Beschäftigten sei von 1996 bis 2015 um 16,2 Prozent gestiegen.
Auch wenn die Abstufung womöglich nicht verhindert werden könne, sehe die Verwaltung keine nennenswerten Auswirkungen, bilanziert Peter Rainer. „Die Gemeinde Hohentengen hat sich in den letzten Jahren sehr positiv weiterentwickelt und wir unternehmen derzeit sehr große Anstrengungen, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird.“