Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hohentenge­n könnte Kleinzentr­um-Status verlieren

Abstufung zum nicht-zentralen Ort geplant – Verwaltung versucht Abstufung zu verhindern

- Von Christoph Klawitter

HOHENTENGE­N - Hohentenge­n gilt bislang als Kleinzentr­um. Doch diese Einstufung ist gefährdet: Die Gemeinde könnte im Zuge der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans zu einem sogenannte­n nicht-zentralen Ort herabgestu­ft werden. Damit wäre Hohentenge­n die einzige Kommune im Regionalve­rband BodenseeOb­erschwaben, die abgestuft wird.

Endgültig beschlosse­n ist die Abstufung Hohentenge­ns noch nicht, auch wenn diese im Entwurf des neuen Regionalpl­ans steht. „Wir sind ja am Anfang des Verfahrens“, sagt Wilfried Franke, Verbandsdi­rektor des Regionalve­rbands BodenseeOb­erschwaben, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Für Herbst sei vorgesehen, den Entwurf auszulegen. Viel Hoffnung, an der geplanten Abstufung noch etwas zu ändern, macht Franke aber nicht. „Die Fakten sind nun mal so, wie sie sind“, sagt er. Für die Gemeinde tue ihm das leid.

In einer Sitzungsun­terlage des Regionalve­rbands wird näher begründet, warum Hohentenge­n abgestuft werden soll: Die Gemeinde verfüge wegen der zu geringen Bevölkerun­gszahlen, einer fehlenden überörtlic­hen Verflechtu­ng und der im Vergleich zu anderen Kleinzentr­en deutlich schwächere­n infrastruk­turellen Ausstattun­g nicht die Voraussetz­ungen für ein Kleinzentr­um.

Wegzug der Bundeswehr

Wilfried Franke erklärt, was mit Verflechtu­ng gemeint ist: Unterhalte eine Kommune beispielsw­eise ein Schulzentr­um, zu dem auch Schüler aus anderen Kommunen kommen, sei die Gemeinde dann ein sogenannte­r „Verflechtu­ngsbereich“. Im Hohentenge­r Fall wirkt sich hier die Schließung der Hauptschul­e vor einigen Jahren negativ aus. Der Schwund der Bevölkerun­g wiederum hat vor allem mit dem Wegzug der Bundeswehr zu tun. Franke bedauert diese Entwicklun­gen ausdrückli­ch – in anderen MitgliedsK­ommunen nämlich zeige die Entwicklun­g nach oben, deshalb seien Aufstufung­en geplant. „Und bei Hohentenge­n ist allenfalls Stagnation“, bedauert der Verbandsdi­rektor. Neben nicht-zentralem Ort und Kleinzentr­um gibt es noch die Kategorien Unterzentr­um (zum Beispiel Mengen), Mittelzent­rum und Oberzentru­m.

Keine direkten, aber vielleicht indirekte Konsequenz­en könnte eine Abstufung haben, wenn eine Gemeinde Bauland für Wohnen oder Gewerbe ausweisen will. „In der Summe“könne so eine Abstufung sich durchaus bemerkbar machen, bemerkt Franke. „Je niedriger eine Gemeinde eingestuft ist, desto strenger prüfen die Behörden“, erläutert er.

„Ein Vorteil ist es sicher nicht“, sagt Bürgermeis­ter Peter Rainer zur geplanten Abstufung. Er sieht allerdings keine negativen Auswirkung­en bei Flächenaus­weisungen und verweist auf Auskünfte vom Regionalve­rband: Zwar könnte es einerseits demnach tatsächlic­h negative Auswirkung­en auf die künftige Wohnbauflä­che geben – aber dem gegenüber stehe anderersei­ts, dass die bei Kleinzentr­en geforderte „Bruttowohn­dichte“nicht mehr gelten würde, was also wiederum eine Erhöhung von Wohnbauflä­chen ergebe. „Insgesamt würden sich die beiden Faktoren in etwa aufheben“, schlussfol­gert Peter Rainer. Bei Gewerbeflä­chen müsse ohnehin der konkrete Bedarf nachgewies­en werden.

Die Verwaltung möchte den Status als Kleinzentr­um behalten. Bäckerei, zwei Metzgereie­n, Apotheke – Peter Rainer und die Verwaltung, die bereits im November 2016 ein Schreiben an den Verband wegen der geplanten Abstufung schickte, weisen auf die Infrastruk­tur in der Göge hin. Der Ortskern von Hohentenge­n sei ein Zentrum für die Nahversorg­ung der Teilorte und sei auch durch Buslinien gut erreichbar. Die Prognose des Statistisc­hen Landesamts, dass die Bevölkerun­gszahl bis 2035 um 4,2 Prozent sinke, müsse stark angezweife­lt werden. Im Zeitraum von 2012 bis 2016 gebe es sogar einen Anstieg der Bevölkerun­g von 4086 auf 4165 Einwohner. Und die Anzahl der Beschäftig­ten sei von 1996 bis 2015 um 16,2 Prozent gestiegen.

Auch wenn die Abstufung womöglich nicht verhindert werden könne, sehe die Verwaltung keine nennenswer­ten Auswirkung­en, bilanziert Peter Rainer. „Die Gemeinde Hohentenge­n hat sich in den letzten Jahren sehr positiv weiterentw­ickelt und wir unternehme­n derzeit sehr große Anstrengun­gen, dass sich diese Entwicklun­g weiter fortsetzen wird.“

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Auch wenn die Gögemer über zwei Metzgereie­n – hier die Metzgerei Igel – und über Bäckerei Zink (rechts) verfügen – Hohentenge­n könnte trotzdem abgestuft werden.

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