Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bauernverband macht Vorstoß für neue Fleisch-Kennzeichnung
BERLIN (dpa) - Kurz vor dem Start der neuen Bundesregierung kommt Bewegung in die Debatte über staatliche Kennzeichnungen für Fleisch im Supermarkt. Der Bauernverband schlägt ein mehrstufiges Modell vor, um die Haltungsbedingungen und die Herkunft von Schweinen erkennbar zu machen.
„Damit können wir Transparenz und Vertrauen schaffen“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. „Der Verbraucher soll selbst entscheiden können, welches Produkt er kauft.“Die Grünen begrüßten den Vorstoß und sehen nun die künftige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Zug.
Konkret schlägt der Bauernverband vor, dass in der Kennzeichnung eine Stufe 1 für den gesetzlichen deutschen Standard stehen soll. Stufe 2 seien höhere Standards – etwa mit mehr Platz im Stall. Stufe 3 sei „Premium“, zum Beispiel mit Auslauf ins Freie. „Und 0 ist alles, was nicht deutscher gesetzlicher Standard ist“, erläuterte Rukwied mit Blick auf teils niedrigere internationale Tierschutz-Anforderungen.
Das System könne man verpflichtend und in staatlicher Regie umsetzen. „Da sind wir offen“, betonte der Bauernpräsident. „Wir erhoffen uns dadurch auch, dass mehr Produkte aus besseren Bedingungen gekauft werden. Das eröffnet dann zusätzliche Perspektiven für die Landwirtschaft.“Bio-Fleisch stehe mit eigenen, höheren Standards für sich: „Da brauchen wir keine eigene Spezifikation in diesem System.“
Diskutiert wird über neue Kennzeichnungen seit Jahren. Schon die alte Große Koalition wollte ein mehrstufiges „Tierwohllabel“einführen. Der scheidende Agrarminister Christian Schmidt (CSU) stellte ein Logo und Kriterien vor, umgesetzt wurde das Konzept bis zur Bundestagswahl aber nicht. Nun haben Union und SPD im Koalitionsvertrag einen neuen Anlauf vereinbart. Die bisherigen Pläne sehen vor, dass an dem Label interessierte Bauern etwa mehr Platz für Schweine im Stall schaffen.