Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Umwelthilfe misst Stickoxidbelastung selbst
BERLIN (dpa) - Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert in der Debatte um Dieselabgase den Fokus auf einzelne Messstellen. Sie fordert Unterstützung für viel mehr Gemeinden. „Wir wollen darauf hinweisen, dass wir eine flächendeckende Bedrohung haben“, sagte DUH-Chef Jürgen Resch in Berlin, wo er eigene Messungen des Umweltschutzvereins vorstellte. Demnach ist neben den vom Umweltbundesamt benannten Städten noch in weiteren, auch kleineren Orten die Luft relativ stark mit Stickstoffdioxid belastet, das auch aus Dieselabgasen kommt. Die DUH-Messungen entsprechen allerdings nicht den amtlichen Kriterien.
In Stuttgart herrscht derzeit der sechste Feinstaubalarm des Jahres. Zuletzt lagen die Werte aber unter dem zulässigen EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel. Resch forderte, die Politik dürfe sich nicht nur um diese Hotspots kümmern. Die Messaktion an 559 verkehrsnahen Orten von 1. Februar bis 1. März mit sogenannten Passivsammlern habe weitere Städte mit hoher Belastung identifiziert, darunter das hessische Alsfeld oder Aschaffenburg in Bayern. Dort ermittelte die DUH für Februar eine mittlere Belastung von mehr als 40 Mikrogramm pro Kubikmeter – dies ist allerdings der EU-Grenzwert für das Jahresmittel.
Auch die sehr detaillierten EU-Vorgaben dazu, wo amtlich gemessen werden muss, hat die DUH nach eigenen Angaben nicht beachtet. „Natürlich hat unsere Messung überhaupt keine rechtliche Relevanz“, sagte Resch. Es gehe darum, politisch Druck zu machen und darauf hinzuweisen, dass das Stickoxidproblem nicht gelöst werde, indem um Messstellen herum Fahrverbote erlassen würden.
Ute Dauert vom Umweltbundesamt kommentierte die DUH-Aktion zurückhaltend: „Natürlich verbessern mehr Messungen prinzipiell die Datenlage“, sagte sie. Es würden aber nur „Mosaiksteinchen“ergänzt. Die Messnetze der Bundesländer lieferten ein vollständiges Bild. „Außerdem lassen sich Messdaten durch Modellierung übertragen, man muss also nicht flächendeckend im Detail nachmessen.“