Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Biber vermutlich Opfer von Revierkampf
Verletztes Tier taucht auf einem Bauernhof in der Nähe von Unlingen auf und muss eingeschläfert werden
UNLINGEN - Für Aufregung hat ein Biber am Donnerstagvormittag auf dem Dettlinghof im Unlinger Teilort Dietelhofen gesorgt. Das Tier hat sich schwerverletzt vor der Hoftüre niedergelassen und konnte dort eingefangen werden. Eine Mitarbeiterin der Naturschutzbehörde im Landratsamt Biberach brachte den Biber zu einem Tierarzt, der ihn wegen seines Gesundheitszustands einschläferte.
Laut Informationen der Feuerwehr sei der Biber schon früh morgens im Ort gesichtet worden, erzählt Landwirt Dr. Anton Dettling. Gegen 9.30 Uhr tauchte er dann auf Dettlings Hof auf, wo er sich erschöpft vor einem Stalltor niederließ. Der Landwirt reagierte richtig und informierte das Landratsamt. Beate Huber von der Naturschutzbehörde machte sich sofort auf den Weg und gab noch den Hinweis, eine leere Mülltonne zum Einfangen des Tiers bereitzustellen. Bei Hubers Eintreffen war das sichtlich geschwächte Tier aber schon in einen großen Karton gesperrt worden. Von riskanten Fangversuchen rät die Expertin aber grundsätzlich ab: Biber seien sehr aggressiv, wenn sie in die Enge getrieben werden und auch zu großen Sprüngen der Lage.
Dafür war der Biber in Dietelhofen aber schon zu geschwächt. Beate Huber stellte eine Bissverletzung am Rücken fest. Große Überlebenschancen gab sie ihm aus ihrer Erfahrung nicht. Biber seien sehr empfindlich, was Verletzungen anbelange, und erliegen dann meist recht schnell einer Infektion. Sie vermutet, dass dieses Tier Opfer eines Revierkampfs geworden ist, was recht häufig der Fall sei: „Je größer der Populationsdruck, desto eher kommt so was vor.“Das sei eine natürliche Regulation der Bestände. Je mehr Reviere es gibt, desto mehr Kämpfe tragen die Tiere untereinander aus.
Und die Biberpopulation in der Region ist hoch. Im Rahmen eines Biberprojekts wird derzeit eine Kartierung erhoben. Auf rund 300 Reviere schätzt Beate Huber das Vorkommen im Landkreis Biberach. Jedes Revier wird von einer Familie mit vier bis sechs Tieren bewohnt – und gegebenenfalls verteidigt. Auch rund um Dietelhofen zeugt die rege Bautätigkeit des zweitgrößten Nagetiers der Erde von seiner Ausbreitung. Dr. Anton Dettling kann ihm nur Respekt zollen: „Wunderbare Barrieren“habe er am Dobelgraben erschaffen und dabei hunderte Meter weit Material herbeigeschafft. „Im Herbst haben sie zentnerweise Mais reingezogen.“
Am Uigendorfer Weiher sei der Baumbestand mittlerweile komplett abgeholzt: „Da war eine ganze Familie sehr fleißig.“