Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kirchenorgel soll bald wieder klingen
Orgelbaumeister Erich Weber setzt Instrument in Mengener Martinskirche wieder instand
MENGEN - Auf der Empore der Martinskirche in Mengen steht die Orgel. Seit der Innensanierung des Kirchenraums klingt sie nicht mehr. Der Orgelprospekt war während der Sanierung eingepackt worden, um ihn vor Staub und Schmutz zu schützen. Hinter dem Prospekt wurden die Register abgebaut und entfernt, damit zur Sanierung der Deckengemälde das Gerüst aufgestellt werden konnte. Die Pfeifen lagerten auf der Empore. Danach wurden sie wieder nach hinten getragen.
Für den Unbedarften sieht es dort ein bisschen wild aus: Man sieht unvollständige Register herumstehen, einzelne Pfeifen durcheinander liegen, viel Staub. Orgelbaumeister Erich Weber schaut souverän: Er kennt jedes Register und deren Pfeifen. Er wird sich im kommenden Jahr, nach seiner Pensionierung, der Orgel widmen und sie wieder instandsetzen. „Wir werden die Königin aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken“, verspricht er humorvoll.
Die Orgel der Martinskirche hat 14 Register. Ein Teil davon stammt von der ehemaligen Orgel der Liebfrauenkirche. „Man wollte in diesem sakralen Raum auch eine Orgel haben. Sie ist für den liturgischen Bedarf gut geeignet“, sagt Orgelbauer Weber. Es ist ein pneumatisches Instrument, denn die Tasten sind durch Windrohre mit dem Tonventil verbunden.
Pfeifen stehen nebeneinander
Der Orgelprospekt ist schmucklos, die großen Pfeifen stehen einfach wie ein Gartenhag nebeneinander. So wurde es oft in den 60er-Jahren gehandhabt. Der Spieltisch sei in Ordnung, er müsse nur ein wenig überarbeitet werden, so der Orgelbaumeister. Orgelmotor und Blasebalg sind vorhanden. „Ich merkte beim Abbauen der Register, dass an der Orgel eigentlich fast alles in Ordnung ist, dass man sie gut wieder aufbauen kann. Es wäre schade, wenn diese Orgel nie mehr klingen würde“, erklärt Weber. Der Wiederaufbau der Orgel wird zeitaufwendig sein, das ist sich der Orgelbaumeister sicher, wenn er den Zeitaufwand auch noch nicht zu beziffern vermag. Er wird Pfeifen entstauben und ausbeulen, danach wird er sie in die Register stecken, die Windkanäle ordnen und die Ventile in Gang bringen. Jede Pfeife ist beschriftet, so wird es dem Fachmann kaum Mühe machen, sie richtig zu platzieren. Er nimmt ein kleines Register in die Hand, es ist die „Mixtur“und zeigt, dass die Pfeifen ganz gut erhalten und vollständig sind. Nicht alle Register sind vollständig, doch auch dafür hat er bereits eine Lösung. Dort, wo die eine oder andere Pfeife fehlt, wird er sie ergänzen.
Die Pfeifen des Prospekts sind aus Zink. Die meisten Pfeifen dahinter sind aus Zinn. Während des Zweiten Weltkriegs wurden bei vielen Orgeln die Zinnpfeifen für den Kriegsbedarf eingezogen und durch Zinkpfeifen ersetzt. Es geht zwar das Vorurteil um, dass Zinkpfeifen nicht so gut wie Zinnpfeifen klingen würden, aber das stimme nicht, ergänzt Orgelbaumeister Weber. Es komme auf die Intonierung an. Selbst Fachleute vermochten den Klang kaum zu unterscheiden. Orgelbaumeister Weber freut sich, dass er sich ab 2019 mit der Orgel der Martinskirche intensiv beschäftigen kann. Es ist kein großes Instrument, aber trotzdem reizvoll. Und für die Liturgie wird sie eine schöne Begleiterin sein.