Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jugendliche für die Kommunalpolitik begeistern
Ab Montag sind Jugendliche aus Pfullendorf aufgerufen, ihre Ideen und Wünsche für die Stadt zu äußern
PFULLENDORF - Ab Montag sind rund 1000 Jugendliche aus Pfullendorf dazu aufgerufen, ihre Meinung zu sagen – zu den Angeboten in der Stadt, ihren Wünschen für die Zukunft und dazu, wie die Stadt für junge Leute noch interessanter werden könnte. Bereits im Herbst könnte es dann an die Umsetzung einzelner Ideen gehen. Doch das ist nicht der einzige Zweck dieses Jugendhearings. „Wir wollen auch versuchen, wieder mehr Jugendliche für Kommunalpolitik zu begeistern“, sagt Andreas Roth, Leiter des Kinderund Jugendbüros.
Das letzte Jugendhearing in Pfullendorf hatte 2014 stattgefunden. Am Vorgehen wollen sich Andreas Roth und seine Kollegen auch jetzt wieder orientieren. So werden die rund 1000 Jugendlichen ab der siebten Klasse zunächst einen Fragebogen ausfüllen – während der Schulzeit. Nach den Sommerferien sollen an den weiterführenden Schulen dann Workshops stattfinden, bei denen besonders interessierte Mädchen und Jungen ihre Ideen konkretisieren können. Mitte Juli, spätestens aber kurz nach den Sommerferien, stellen sie ihre Ergebnisse im Gemeinderat vor.
Was interessiert die Jugendlichen?
Im Fragebogen geben die Jugendlichen darüber Auskunft, welche Freizeitaktivitäten ihnen besonders wichtig sind, wie sie bestimmte Angebote in Pfullendorf bewerten, wo sie sich mit ihren Freunden treffen und ob sie Mitglied in einem Verein sind. Außerdem können sie angeben, ob sie sich für eigene und andere Interessen einsetzen wollen, wo in Pfullendorf sie gerne etwas verändern würden und wie die Stadt interessanter werden könnte.
Bei den meisten Fragen sind Auswahlmöglichkeiten vorgegeben, bei manchen müssen die Jugendlichen ihre Antworten selbst formulieren. „Den Fragebogen auszufüllen dauert etwa zehn Minuten“, sagt Sarah Mahlenbrey vom Kinder- und Jugendbüro.
Besonders engagierte Jugendliche sind dazu aufgerufen, ihre Vorstellungen in Workshops an den Schulen zu konkretisieren. „Wir wollen gemeinsam herausfinden, welche Ideen sinnvoll und auch umsetzbar sind“, sagt Andreas Roth. Der eine oder andere Wunsch – beispielsweise nach einer H&M-Filiale oder nach einem Kino – sei zwar nachvollziehbar, allerdings nur wenig realistisch. Doch das soll die Teilnehmer des Jugendhearings nicht entmutigen. „In den Workshops wollen wir ihnen helfen, ihre Ideen weiter zu entwickeln“, sagt Sarah Mahlenbrey. „Außerdem wollen wir ihnen die Scheu davor nehmen, ihre Wünsche öffentlich vorzustellen.“
Diese öffentliche Vorstellung soll im Juli oder kurz nach den Sommerferien stattfinden. „Gegebenenfalls im Herbst könnten dann schon erste Schritte zur Umsetzung folgen“, sagt Andreas Roth. Er unterstreicht, dass sich die Teilnahme am Jugendhearing durchaus lohnt. So hatten sich einige Jugendliche vor vier Jahren eine öffentliche Graffiti-Wand gewünscht – mit Erfolg. Von der Vorstellung der Idee bis zur Umsetzung vergingen zwar anderthalb Jahre, allerdings nahm die Stadt am Ende 12 500 Euro in die Hand, um die „Hall of fame“im Seepark Linzgau zu installieren. „Um sie zu nutzen, kommen inzwischen auch viele Jugendliche von außerhalb nach Pfullendorf“, sagt Sarah Mahlenbrey. Abgesehen von der Graffiti-Wand erhöhte die Stadt Pfullendorf damals auch das Budget für Partys und Ausflüge des Kinder- und Jugendbüros.
Andreas Roth sieht beim Jugendhearing aber nicht nur die Stadt in der Pflicht, sondern auch die Jugendlichen. „Wir möchten sie dazu bringen, sich auch wieder mehr selbst zu beteiligen“, sagt er. So gebe es zwar viele Jungen und Mädchen, die sich für ein bestimmtes Projekt enorm engagieren, allerdings nur wenige, die kontinuierlich am Ball bleiben. „Ich bin mir sicher, dass auch das wieder funktioniert, wenn wir die Jugendlichen an der richtigen Stelle packen“, sagt Sarah Mahlenbrey. Der gleichen Meinung ist Andreas Roth. „Es gibt genug Leute, die sich einbringen wollen“, sagt er. „Wir hoffen, dass es ihnen gelingt, ein paar weitere mitzuziehen.“