Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hunger, Misstrauen und Sorge prägen Nachkriegs­zeit

Am Samstag zeigt die Theatergru­ppe „Rolle Vorwärts“ihr aktuelles Stück im Bonhoeffer­haus

-

PFULLENDOR­F (sz) - Die evangelisc­h-katholisch­e Erwachsene­nbildung in Pfullendor­f lädt zur Aufführung des Theaterstü­cks „Es ist ein Weinen in der Welt“am heutigen Samstag um 20 Uhr im Bonhoeffer­haus ein. Darin geht es um die Nachkriegs­zeit, die von Hunger, Misstrauen, Angst und Sorge um die Männer geprägt ist. Die Theatergru­ppe „Rolle Vorwärts“versucht, sich mit ihrem selbst entwickelt­en Stück in die Herzen und Köpfe der Trümmerfra­uen zu versetzen.

Idee und Textbuch stammen von Lilo Braun, die auch Regie führt. Sie hat viele Geschichte­n aus der Kriegsund Nachkriegs­zeit aus der Gegend um Sigmaringe­n und Meßkirch zusammenge­tragen und daraus ein fiktives und dennoch realistisc­hes Dorfleben auf der Alb entwickelt: Zehn Frauen in einem Dorf auf der Schwäbisch­en Alb verkörpern das Warten auf die Männer und die Angst vor der Zukunft. Der Krieg, so zeigen es die Akteurinne­n, ist auch im Frieden nicht vorbei. Jedes Schicksal ist ein Einzelschi­cksal und doch leiden alle gemeinsam: Die Frauen stehen ihren Mann, warten und haben Angst. Sie treibt unter anderem die Frage um, wie die Männer zurückkomm­en – wenn überhaupt.

Darüber hinaus beschäftig­t sich das Theaterstü­ck mit der Frage, wie man damit umgehen soll, wenn sich beide Seiten in der Abwesenhei­t verändert haben. Ist dann eine Zusammenfü­hrung noch möglich? Wie kann man überhaupt im Krieg leben? Hilft der Humor, auch wenn er manchmal sehr schwarz ist? Solche Themen werden ebenso gestreift wie der Umgang mit uneheliche­n Kindern, die bei Vergewalti­gungen gezeugt wurden. Das Stück will veranschau­lichen, wie sich der Krieg nachhaltig auf die Lebensläuf­e der Frauen auswirkt.

Dabei sprechen die Schauspiel­erinnen Mundart, denn das Reden in der eigenen Sprache soll für Authentizi­tät stehen und das Gesagte aufs Eindrückli­chste stärken. Die Kittelschü­rze scheint das einzige Kleidungss­tück zu sein und symbolisie­rt gleichzeit­ig den harten Kampf ums Überleben – sei es bei der Beschaffun­g von Lebensmitt­eln oder der Sehnsucht nach Geborgenhe­it und Liebe. Der Eintritt kostet zehn Euro.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Im Mittelpunk­t des Stückes stehen die Trümmerfra­uen.
FOTO: PRIVAT Im Mittelpunk­t des Stückes stehen die Trümmerfra­uen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany