Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Grünzeug fürs Weiße Haus
Mit Geschenken bei Staatsbesuchen ist es so eine Sache. Auch wenn der Autor dieser Zeilen niemals in den Genuss eines Empfangs im Weißen Haus kommen wird, so hält er doch für verzichtbar, was Donald Trump seinen aktuellen Besuchern mit auf den Heimweg ins schöne Paris geben wird: Emmanuel Macron und seine Gattin, so wird es vom gemeinhin bestens informierten Nachrichtensender CNN kolportiert, erhalten ein eingerahmtes Polsterstück von einem Stuhl im Weißen Haus. Darauf zu sehen ist angeblich ein von Lorbeeren umgebener Steinadler. Ob’s für den Louvre reicht, sei dahingestellt.
Wesentlich bemerkenswerter ist da schon das Mitbringsel von Macron selbst. Offenbar hat der junge Staatschef mit den großen Visionen lange gegrübelt, wie er den früheren Immobilienhai mit Hang zu großen Waffenarsenalen beeindrucken kann. Also hat Frankreichs Präsident eine junge Eiche von einem Gefechtsschauplatz aus dem Ersten Weltkrieg mitgenommen. Sie soll irgendwo im Garten des Weißen Hauses gepflanzt werden. Er wolle so den USA danken. Löblich ist das – und natürlich ein bisschen arg pathetisch. Stammt das Bäumchen doch aus dem Wald von Belleau nordöstlich von Paris. Dort spielte sich im Juni 1918 ein Gefecht ab, bei dem die US-Marine eine deutsche Offensive abgewehrt und dabei fast 2000 ihrer Männer verloren hatte.
Rätselhaft bleibt jedoch, warum sich Macron ausgerechnet für eine Eiche entschieden hat, gilt sie doch als der „deutsche Baum“. Und überhaupt: An die Freiheitsstatue kommt das Grünzeug eh nicht ran. (jos)