Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Städteorchester und Gastsolistin begeistern
Konzert ist bestimmt durch Feuer und Eleganz – Solistin Bettina Faiss überzeugt
BAD SAULGAU - Das Städteorchester schaut auf eine knapp 70-jährige Tradition zurück und vereint Musiker aus Bad Saulgau, Riedlingen und Bad Buchau. Das Frühjahrskonzert des Ensembles unter dem Dirigat von Ladislaus Vischi fand diesmal im Bad Saulgauer Stadtforum statt und hatte Jugendwerke von Carl Maria von Weber und Franz Schubert im Programm. Brillante Gastmusikerin war Bettina Faiss, Mitglied im Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks.
Ladislaus Vischi, ambitionierter Leiter des Städteorchesters, hatte für das Frühjahrskonzert unter anderem zwei Stücke ausgesucht, deren Komponisten gerade mal 15 beziehungsweise 16 Jahre alt waren: die Ouvertüre zur Oper „Peter Schmoll und seine Nachbarn“von Carl Maria von Weber und Franz Schuberts Sinfonie Nr. 1, D-Dur. Webers Oper ist nur bruchstückhaft erhalten – vielleicht wird die zugehörige Ouvertüre deshalb relativ selten gespielt. Das Bad Saulgauer Publikum fand großen Gefallen an dem Stück, das Momente aus der gesamten Opernhandlung spiegelt. Diese trägt komödienhafte Züge und beschreibt, wie Minette, die ihren Jugendfreund Karl im Krieg verloren glaubt, den Heiratsplänen ihres Onkels entkommt, weil Karl überlebt und rechtzeitig zurückkehrt.
Dem Orchester gelang es, die Vielfalt der Gefühle musikalisch umzusetzen, wobei schwungvolle, überaus homogen musizierte Tutti-Passagen sich mit Einsätzen der einzelnen Instrumentalregister abwechselten. In munterem Hin und Her brachten sich Streicher und Blasinstrumente ein, unter denen sich Oboen und Querflöten solistisch herauskristallisierten, ergänzt durch Akzente der Klarinetten. Nach einem tempo- wie volumenreichen Schluss wurde die Klarinetten-Virtuosin Bettina Faiss von ihrem früheren Instrumentallehrer Ladislaus Vischi herzlich begrüßt.
Dank der Solistin
Gemeinsam mit dem Orchester interpretierte sie ein weiteres Stück von Carl Maria von Weber, das Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 2 Es-Dur, nach einer dramatischen Einleitung durch das Orchester ließ der Komponist ein hohes F der Klarinette folgen, an das sich ein Sprung über drei Oktaven schloss.
Scheinbar mühelos gelangen Bettina Faiss glasklare Töne, Schnarrendes in tiefen Lagen, zart Getupftes, rasante Läufe, Triller, Staccati – das Publikum war hingerissen. Die Ensemblemitglieder agierten als einfühlsame Begleiter. Zurecht bedankte sich Bettina Faiss bei dem „phänomenalen Orchester“und natürlich bei ihrem früheren Mentor Vischi. Zur Überraschung des Publikums hatte sie eine - furios geblasene - Zugabe im Gepäck.
In der zweiten Konzerthälfte gab es ein Jugendwerk Franz Schuberts, die Sinfonie Nr. 1, D-Dur zu hören. Nach einem feierlich-langsamen Beginn nahm der erste Satz Tempo wie Temperament auf, während der romantisch angehauchte zweite Satz wieder zu mäßiger Geschwindigkeit zurückkehrte. Die Vorgabe des Komponisten meisterte das Ensemble ebenso glänzend wie das anschließende Menuett, zu dem sich Merkmale eines Ländlers gesellten.
Tänzerische Momente fanden sich auch im vierten und letzten Satz, dessen heitere Grundstimmung in einen furiosen Schluss mündete. Mit Schuberts rasant gespieltem Militärmarsch endete ein Konzert, das den Besuchern eindrucksvolle Musikerlebnisse vermittelte.