Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Südwestbank schließt im dritten Quartal
Verändertes Kundenverhalten als ein Grund – Zukunft der Mitarbeiter ungewiss
BAD SAULGAU - Die Südwestbank mit Sitz in Stuttgart schließt im dritten Quartal ihre Filiale in der Hauptstraße in Bad Saulgau. Das hat am Mittwoch ein Pressesprecher des Bankinstituts auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt.
So schnell können sich die Zeiten zum Negativen ändern: Michael Killenberger hatte 2012 die Filiale der Südwestbank in Bad Saulgau mit knapp zehn Mitarbeitern von seinem Vorgänger Stefan Merk übernommen. „Unsere Filiale ist nun optimal aufgestellt. Wir können unsere Kunden noch umfassender beraten und ideal betreuen“, sagte Killenberger damals.
Sechs Jahre später schließt bis spätestens Ende September die Südwestbank, die 2016 ihr 50-jähriges Bestehen in Bad Saulgau gefeiert hatte. Die Bankenwelt, so ein Sprecher des Unternehmens, steht weiterhin vor großen Veränderungen. „Zum einen wandeln sich zunehmend die Bedürfnisse der Kunden, was eine höhere Effizienz, Produktivität und Geschwindigkeit der Prozesse durch Digitalisierung erforderlich macht. Zum anderen stellen Niedrigzinsen und regulatorische Erfordernisse Geldinstitute vor Herausforderungen“, so die schriftliche Stellungname des Unternehmens.
Personeller Aderlass
Ein Viertel aller 28 Filialen in BadenWürttemberg soll demnach geschlossen werden. Neben Bad Saulgau sind auch die Geschäftsstellen in Biberach und Ochsenhausen betroffen. Sigmaringen bleibt erhalten. An den verbleibenden Standorten wolle sich die Südwestbank verstärkt auf die qualifizierte und persönliche Betreuung ihrer Kunden qualifizieren.
Der Südwestbank droht ein im Verhältnis zur Größe des Instituts gigantischer personeller Aderlass. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“soll die Mitarbeiterzahl der 1922 gegründeten Privatbank bis Ende 2019 von zurzeit rund 600 auf 350 schrumpfen. Damit würde die Belegschaft der von der österreichischen Bawag übernommenen Südwestbank nahezu halbiert. „Aufgrund technischer Weiterentwicklungen erledigen auch unsere Kunden ihre täglichen Bankgeschäfte zunehmend auf elektronischem Weg. Deshalb haben wir uns entschieden, unser Filialnetz proaktiv an das sich ändernde Kundenverhalten anzupassen“, so der Unternehmenssprecher.
Die Bawag hatte die Südwestbank im vergangenen Jahr den Strüngmann-Zwillingen abgekauft – den Gründern des Pharmaherstellers Hexal. Hinter der viertgrößten österreichischen Bankgruppe wiederum steht der US-Finanzinvestor Cerberus, der das Institut nach einer existentiellen Schieflage im Mai 2007 für rund drei Milliarden Euro übernommen und 2017 einen Teil davon an die Börse gebracht hatte.
Dem Vernehmen nach fordert Cerberus deutlich höhere Renditeziele für die Südwestbank ein. Der personelle Aderlass soll „durch natürliche Fluktuation, das Auslaufen befristeter Verträge und freiwillig einvernehmliche Lösungen“erzielt werden.
Frank Eisele, Inhaber der Buchhandlung Schwaaz Vere, ist direkter Nachbar der Südwestbank. „Ich finde es schade“, sagt Eisele, der Kunde bei der Südwestbank ist. Der Opa seiner Frau ist dort am Schalter als Kassierer beschäftigt gewesen. So richtig überrascht war er jedoch von der Nachricht. Die Südwestbank hatte ihre Öffnungszeiten schon deutlich reduziert. „Das waren schon schlechte Vorzeichen“, ergänzt Eisele, dem in erster Linie die Mitarbeiter leid tun, deren Zukunft nun ungewiss ist. Die Frage, was mit den Mitarbeiter nach der Schließung der Filiale in Bad Saulgau passieren wird, ließ der Unternehmenssprecher unbeantwortet.