Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Der Abschied aus Mengen fiel schwer“
Karl-Heinz Ehrmann, ehemaliger Ersten Beigeordneter, ist Bürgermeister in Aalen
MENGEN/AALEN – Einige Jahre war Karl-Heinz Ehrmann Erster Beigeordneter der Stadt Mengen und hat dabei an zahlreichen großen Projekten der Verwaltung mitgewirkt. Heute ist er Bürgermeister und Dezernent in der Großstadt Aalen und denkt gerne an seine Zeit in Mengen zurück.
„Der Abschied ist mir schwer gefallen“, sagt Karl-Heinz Ehrmann. Doch es war absehbar, dass in Mengen die Stelle als Erster Beigeordneter wegfällt: Für diese Stelle muss eine Stadt mindestens 10 000 Einwohner haben, was in Mengen inzwischen nicht mehr der Fall ist. Nur deshalb habe er sich nach einer neuen Position umgeschaut, blickt Ehrmann zurück. „Ich habe mich wirklich sehr wohl gefühlt in Mengen.“Beim vergangenen Neujahrsempfang war Ehrmann in Mengen zu Besuch. „Es war sehr, sehr schön die bekannten Gesichter wieder zu sehen.“
Die Jahre in der Fuhrmannstadt waren für ihn sehr arbeitsreich. „Wir haben in der Zeit ein großes Rad gedreht“, sagt er und meint damit die Großprojekte, die in seiner Zeit als Beigeordneter und Kämmerer in den Jahren 2010 bis Anfang 2016 angegangen wurden: Zum Beispiel Neugestaltung der Hauptstraße, Kinderhaus-Bau, Einkaufszentrum auf dem Reiser-Areal, auch die Planungen für das kürzlich eröffnete neue Seniorenheim der Zieglerschen fielen in Ehrmanns Zeit. „Es ist brutal viel passiert“, schaut Ehrmann auf die Entwicklung von Mengen in den vergangenen Jahren zurück.
Aalen hat fast 70 000 Einwohner, entsprechend gibt es dort einen Oberbürgermeister. Die beiden Beigeordneten tragen jeweils den Titel Bürgermeister, einer davon ist Ehrmann. Er leitet das Dezernat 3 „Allgemeine Verwaltung“und ist damit für das Hauptamt, die Ämter Bildung, Bürgerservice, Soziales sowie die Musikschule und das Theater der Stadt Aalen zuständig. Besonders drängend ist in Aalen, wie andernorts auch, die Frage der Kinderbetreuung. So brauche man in Aalen etwa ein Viertel mehr an Plätzen für Kinder unter und über drei Jahren, zeigt Ehrmann auf. Man spreche da über etwa 100 zusätzlich benötigte Erzieherinnen, macht er die Dimension deutlich. „Das ist natürlich eine wahnsinnige Herausforderung. Wir sind da mächtig unter Druck.“Die Themen, die die Verwaltungen bewegen, sind in den Städten und Gemeinden oft dieselben. Aber es gibt Unterschiede: So zählt das Gemeinderatsgremium Aalen beispielsweise 51 Räte, und es gibt sechs verschiedene Fraktionen. Generell habe man in einer größeren Stadt mehr Gestaltungsspielräume als in kleineren Städten, hat Ehrmann beobachtet.
Der 55-Jährige kann auf jahrzehntelange Verwaltungserfahrung zurückblicken. Nach dem Abitur und der Bundeswehr-Zeit absolvierte er ab 1984 ein Studium zum DiplomVerwaltungswirt (FH), eine Kombination aus Studium und Ausbildung. Von 1988 bis 2010 war er in verschiedenen Funktionen beim Landratsamt Hohenlohekreis in Künzelsau beschäftigt. Beispielsweise war er 16 Jahre lang persönlicher Referent des Landrats. 2010 wechselte er nach Mengen als Erster Beigeordneter, Anfang 2016 dann der Wechsel nach Aalen.
Langfristige Lösungen finden
Dass Ehrmann eine Verwaltungslaufbahn einschlug, hat auch mit seiner Zeit bei der Bundeswehr zu tun: Hier wie dort gehe es im weitesten Sinne darum, der Bürgerschaft zu dienen, sieht Ehrmann Parallelen. Bewusst trat er nie einer Partei bei. „Ich bin weiterhin parteilos. Ich möchte unabhängig sein“, betont er. An der Arbeit in der Verwaltung reize ihn, dass man „im Prinzip von der Wiege bis zur Bahre für den Bürger zuständig ist“.
Eine gute Verwaltung zeichnet sich für ihn dadurch aus, dass man bei Entscheidungen immer im Blick habe, wie die Menschen von diesen betroffen sind. Auch müsse man an langfristige Lösungen denken und nicht nur kurzfristig Probleme beheben wollen. „Ich muss auch versuchen, in die Zukunft zu blicken und Weichen zu stellen“, ergänzt Ehrmann.
Ehrmann stammt aus Mulfingen/ Hohenlohekreis und hat zwei erwachsene Söhne. Seine Partnerin Ute Zoll, die übrigens in Ertingen aufgewachsen ist, ist ebenfalls Bürgermeisterin. Dass er für seinen Beruf mehrmals umziehen musste und eine Wochenend-Beziehung führt, nimmt Ehrmann in Kauf. „Die Beigeordneten-Stellen sind halt relativ rar“, bemerkt er. In Aalen fühle er sich aber auch wohl. Einen weiteren Arbeitsplatz-Wechsel plane er nicht mehr.