Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
3000 Frauen werden noch immer vermisst
Von allen Volksgruppen im Irak haben die Jesiden ganz besonders unter dem jahrelangen Terror des sogenannten Islamischen Staates (IS) zu leiden. Tausende jesidische Männer wurden beim Angriff der Dschihadisten auf die Dörfer im Shingal getötet, Frauen und Mädchen verschleppt und versklavt. Bis heute ist der Verbleib von rund 3000 Jesidinnen ungeklärt. Aber auch nach der militärischen Niederlage des IS blieb die Situation der Jesiden schwierig. Zehntausende von ihnen leben in Flüchtlingscamps in der Provinz Dohuk. Dort ist ihre Lage trotz aller Bemühungen prekär. Den Menschen fehlt es an Möglichkeiten, für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, zudem leiden viele unter ihren traumatischen Erlebnissen. Die Chancen, dass sie bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können, sind gering. Ein Hindernis ist die schlechte Infrastruktur im Shingal, noch problematischer das Verhältnis zu den früheren Nachbarn. Zum Teil haben die Sunniten mit dem IS kooperiert, damit sind sie in den Augen der Jesiden mitverantwortlich für den an ihnen verübten Völkermord. Die „Schwäbische Zeitung“unterstützt seit mehr als einem Jahr jesidische Flüchtlinge im Irak. Von dem Geld, das die Leser gespendet haben, wurden in den Camps Mam Rahsan und Sheikan unter anderem Wohncontainer gekauft sowie Treibhäuser, Ladenlokale und Schulmaterial finanziert. In diesem Jahr liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Arbeit von Psychotherapeuten, um den Jesiden bei der Bewältigung ihrer Traumata helfen zu können. Wie die Psychologin Sybille Manneschmidt von der Hilfsorganisation Medica Mondiale bestätigt, sei die Suizidrate nach wie vor hoch in den jesidischen Flüchtlingscamps. (clak)