Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wette im Mohren entscheidet über die Studienwahl
Patrick Rapp kämpfte in der Jungen Union in Mengen für Tempo-30-Zonen und sitzt jetzt für die CDU im Landtag
MENGEN/OBERRIED - Als Mitglied der Jungen Union in Mengen erstritt Patrick Rapp einst, dass in den ersten Mengener Wohngebieten 30er-Zonen eingerichtet wurden. Trotzdem hat er sich selbst lange nicht als besonders politisch engagierter Mensch empfunden. Heute ist der in Ennetach aufgewachsene Rapp Landtagsabgeordneter der CDU für den Wahlkreis Breisgau im Schwarzwald.
„In meinem Leben hat sich vieles zufällig ergeben und spontane Entscheidungen haben sich nachträglich als richtungsweisend ergebend“, sagt Rapp, der im kommenden Jahr 50 Jahre alt wird. Die Studienwahl sei beispielsweise so eine Sache gewesen. „Mein Freundeskreis war bei den Pfadfindern aktiv und viele haben sich für die so genannten grünen Berufe interessiert erzählt er. Nach dem Zivildienst im Rettungsdienst sei für ihn klar gewesen, dass ein Medizinstudium nicht das Richtige für ihn gewesen wäre. „Mit den Forstwissenschaften habe ich schon lange geliebäugelt“, sagt er. Dass er es aber durchzog und die Bewerbungsunterlagen an die Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg schickte, hat er einer Wette in der Mengener Gaststätte Mohren zu verdanken. „Die ist entstanden, als ich mit Stefan Schaut und ein paar anderen zusammensaß und wir schon ein paar alkoholische Getränke zu uns genommen hatten“, sagt er lachend. „Plötzlich stand ich irgendwie in der Pflicht, das auch zu machen.“
Bereut habe er das aber bis heute nicht. Sogar promoviert hat er, bevor er zunächst in der Lebensmittelindustrie in Heilbronn arbeitete und sich später eine Stelle in der Nähe der Heimat seiner Frau suchte, die dort den Betrieb ihrer Eltern übernehmen wollte. So wurde er Personalleiter und Leiter technischer Einkauf in einem mittelständischen, holzverarbeitenden Betrieb in Buchenbach, einem Nachbarort von Oberried, wo Rapp auch heute noch mit seiner Frau und vier Kindern lebt.
Das soziale Umfeld zählt
„Großartig viele Gedanken an politisches Engagement habe ich in dieser Zeit nicht verschwendet“, gesteht er. Dass er 2006 Mitglied des CDUOrtsverbandes Oberried wurde, hätte – ähnlich wie in Mengen schon bei der Jungen Union – mehr mit dem Freundeskreis und dem eigenen sozialen Umfeld denn mit politischen Überzeugungen zu tun. „Ich war in meinem Dorf inzwischen gut angekommen“, sagt er. „Und wenn dann aus dem Freundeskreis die Frage kommt, ob man nicht mitmachen möchte, weil der Ortsverband ein paar jüngere und neue Leute gebrauchen kann, dann sagt man doch nicht vorschnell Nein.“
Schon ein halbes Jahr später sei dann das Amt des Ortsverbandsvorsitzenden an ihn herangetragen worden. „Ich dachte, die paar Sitzungen im Jahr, die tun nicht weh. Wenn ich da helfen kann, dann mache ich das.“Mitnichten hätte er damals geahnt, welche politische Karriere er anschließend im Schnelldurchlauf absolvieren würden. „Das waren alles rückblickend logische nächste Schritte“, sagt Rapp. Geplant habe er diese aber zunächst nicht. Im Kreisverband Breisgau-Hochschwarzwald gab es Querelen zwischen den aufeinanderfolgenden Vorsitzenden Gundolf Fleischer und Markus Riester. „Ich war der einzige Neutrale ohne ein großartiges politisches Netzwerk und wurde angesprochen, dem Kreisverband doch als Vorsitzender aus dem Schlamassel zu helfen“, so Rapp. Die Konsequenzen: Als Vorsitzender war es doch sinnvoll auch im Gemeinderat von Oberried zu sitzen und als Fleischer nach einer Kies-Affäre im Jahr 2011 nicht mehr als Landtagsabgeordneter kandidieren wollte, tauchte Rapps Name auf.
Die Falle schnappt zu
„Da wollte ich das dann aber doch wissen und auf jeden Fall ins Parlament einziehen“, sagt Rapp. Mit seiner Familie habe er diesen Schritt natürlich ausführlich besprochen. „Aber mal ehrlich: Wir sind alle mit einer totalen Naivität an diese Sache herangegangen“, sagt er. „Ich habe mich natürlich informiert, aber am Ende weiß man erst, was es bedeutet, ein Abgeordneter zu sein, wenn man schon mittendrin steckt.“Und dann habe die Falle bereits zugeschnappt.
Dreieinhalb Jahre schafft es Rapp, seinen Job in Teilzeit neben der Parlamentsarbeit in Stuttgart weiterzuführen. „Dann habe ich einen Nachfolger eingearbeitet und bin beruflich ausgestiegen.“Seit Anfang diesen Jahres hat er auch sein Ehrenamt als Gemeinderatsmitglied aufgegeben. „Ich leite jetzt den Arbeitskreis Ländlicher Raum und Verbraucherschutz der CDU-Landtagsfraktion, das ist wirklich ein Höllenaufwand“, sagt er. Und weil er seine Aufgabe richtig machen wolle, müsse er einfach an anderer Stelle verzichten.
Sein Stellvertreter im Arbeitskreis ist übrigens der CDU-Landtagsabgeordnete aus Hohentengen, Klaus Burger. „Das ist schon witzig, denn als ich damals bei der Raiffeisenbank mein erstes Sparbuch eröffnete, stand Klaus Burger als Bankkaufmann auf der anderen Seite des Tresens.“
Wenn sein Terminplan es erlaubt, ist Patrick Rapp gern bei seinen Eltern in Ennetach zu Besuch. „Wenn ich für den Arbeitskreis in Oberschwaben unterwegs bin, versuche ich die Termine so zu legen, dass ein Abstecher nach Mengen möglich ist“, sagt er. Größere Feste wie Mengen International oder die Heimattage habe er in den letzten Jahren aber nicht erleben können. „Da ist auch in meinem eigenen Wahlkreis viel los und das geht natürlich vor.“
Die Entwicklungen und Ereignisse in Mengen bekomme er über seine Eltern trotzdem recht gut mit. „Für einen absoluten Fehler halte ich die Schließung des Römermuseums“, sagt er. „Und das nicht nur, weil ich damals bei der Konzeption mit involviert war.“Vielmehr sehe er es als wichtig an, die Kulturgeschichte der Region auch vermitteln zu können. „Für den Tourismus, gerade am Radweg, finde ich die Entscheidung äußerst schade.“
Aber gerade in Sachen Tourismus merke er den Unterschied zwischen oberschwäbischen Kommunen und denen im Schwarzwald deutlich. „Wenn man überlegt, dass Kirchzarten, der nächstgrößere Ort von Oberried aus, so viele Einwohner hat wie Mengen und durch die vielen Touristen einfach viel mehr Infrastruktur, Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten hat, sind wir wirklich Welten voneinander entfernt.“
Zu seinem Ehrenamt als Präsident des Bundes Deutscher Blasmusikverbände ist Rapp auch überraschend gekommen. „Ich spiele Klavier und kein Blasinstrument“, sagt er. „Ich nutze meine Kontakte nach Stuttgart und helfe bei der strategischen Ausrichtung des Verbandes.