Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Neuer Kunstrasenplatz steht auf der Kippe
Der Stadt steht weniger Geld zur Verfügung als geplant – Neugestaltung des südlichen Stadteingangs gestrichen
PFULLENDORF - Die Pfullendorfer Fußballvereine müssen um ihren neuen Kunstrasenplatz bangen, der eigentlich noch in diesem Jahr gebaut werden sollte. Gründe dafür sind unter anderem ein unerwarteter Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen sowie fest eingeplante Förderungen des Landes, die jetzt doch nicht fließen. Deshalb wird auch die Neugestaltung des südlichen Stadteingangs gestrichen, die ebenfalls noch 2018 umgesetzt werden sollte.
Kämmerer Michael Traub oblag es, den Pfullendorfer Gemeinderäten in ihrer Sitzung am Donnerstagabend die schlechten Nachrichten zu überbringen. Unter dem Tagesordnungspunkt „Haushaltsstatus“sprach er zunächst von „nicht ganz so guten Vorzeichen“und konnte anschließend beobachten, wie sich die Mienen seiner Zuhörer zunehmend verfinsterten. Wie Traub berichtete, geht der Doppelhaushalt 2017/18 von Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 13,5 Millionen Euro aus. In der Gemeinderatssitzung im Januar hatte er diese Summe schon leicht auf 13,2 Millionen nach unten korrigiert. Inzwischen rechnet der Kämmerer aber nur noch mit 12 Millionen Euro.
Darüber hinaus fehlt der Stadt Pfullendorf Geld vom Land, mit dem sie fest gerechnet hatte. So wurden im Doppelhaushalt 2017/18 insgesamt 600 000 Euro Förderung eingeplant, die für verschiedene Maßnahmen im „Stadtumbau West“-Programm vorgesehen sind: die restliche Finanzierung des neuen Kreisverkehrs am alten Spital, die Neugestaltung des Bahnareals und die Neugestaltung des südlichen Stadteingangs. „Das Programm läuft 2019 aus. Wir gehen nicht davon aus, dass wir bis dahin noch einmal Geld bekommen“, sagte Bürgermeister Thomas Kugler.
Auch bei verschiedenen anderen Posten gibt es Veränderungen im Vergleich zum Januar – und zwar nicht nur negative. So muss die Stadt deutlich weniger Gewerbesteuerumlage zahlen und bekommt fast eine Million Euro mehr Einkommensteuer. Im Verwaltungshaushalt halten sich Mehreinnahmen und -ausgaben
„In der aktuellen Situation halte ich den Bau des Platzes nicht für richtig.“
die Waage, nicht aber im Vermögenshaushalt. Denn auch die Förderung bei Leerrohren für schnelles Internet fällt deutlich geringer aus als geplant. Insgesamt fehlen deshalb 900 000 Euro.
Deshalb plädiert die Stadtverwaltung unter anderem dafür, die 530 000 Euro teure Neugestaltung des südlichen Stadteingangs erst einmal zu streichen. Darüber hinaus soll das neue Brandschutzkonzept fürs Rathaus über die nächsten Jahre gestreckt werden. Außerdem sprachen sich Thomas Kugler und Michael Traub dafür aus, den geplanten Kunstrasenplatz zu streichen – zumal eine erste Kostenschätzung von
Kämmerer Michael Traub
350 000 Euro inzwischen auf 500 000 Euro angehoben werden musste. „In der aktuellen Situation halte ich den Bau des Platzes nicht für richtig“, sagte Traub.
Der neue Kunstrasenplatz sollte in diesem Jahr eigentlich den bestehenden in der Nähe der Geberit-Arena ersetzen. Dieser ist reichlich in die Jahre gekommen und gleicht inzwischen eher einem Flickenteppich. Genutzt wird er von zahlreichen Vereinen: dem SC Pfullendorf, dem SV Denkingen, dem TSV AachLinz, dem Türkischen SV Pfullendorf und dem FC Aramäer Pfullendorf. Auch Sportunterricht der Schulen findet teilweise auf dem Kunstrasenplatz statt.
Ob das Projekt tatsächlich erst einmal gestrichen wird, mussten die Gemeinderäte am Donnerstag noch nicht entscheiden. Gleich mehrere von ihnen betonten, dass sie sich dazu wegen der überraschenden Neuigkeiten auch nicht gleich in der Lage sehen. Bedenken äußerten beispielsweise die Ortsvorsteher Emil Gabele (AachLinz) und Karl Abt (Denkingen). „Die Notwendigkeit des
Neubaus ist unbestritten. Die Vereine hoffen darauf und rechnen damit“, sagte Gabele. „Schieben wir den Kunstrasenplatz noch einmal, wird er ja noch teurer“, sagte Karl Fritz (Freie Wähler).
Über die Gründe für den Gewerbesteuer-Einbruch lasse sich derweil nur spekulieren, sagten Thomas Kugler und Michael Traub auf Nachfragen aus dem Gremium. Der Bürgermeister berichtete, dass das Finanzamt
„Die Notwendigkeit ist unbestritten. Die Vereine hoffen darauf und rechnen damit.“
der Stadt lediglich die Summe mitteile, mit der sie rechnen kann. Weniger Einnahmen sprächen auch nicht automatisch dafür, dass es den Unternehmen schlecht geht: Auch wenn diese viel Geld investieren, falle die Gewerbesteuer für die Stadt niedriger aus. Der Kämmerer verwies auf die grundsätzlich gute Wirtschaftslage. „Die Rahmenbedingungen sind eigentlich gut“, sagte Michael Traub. „Aber jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als die Summe zur Kenntnis zu nehmen.“Wie es mit dem Kunstrasen-Projekt weitergeht, wollen die Gemeinderäte in einer der nächsten Sitzungen noch einmal ausführlich diskutieren.
Aach-Linz’ Ortsvorsteher Emil Gabele