Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Neuer Kunstrasen­platz steht auf der Kippe

Der Stadt steht weniger Geld zur Verfügung als geplant – Neugestalt­ung des südlichen Stadteinga­ngs gestrichen

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Die Pfullendor­fer Fußballver­eine müssen um ihren neuen Kunstrasen­platz bangen, der eigentlich noch in diesem Jahr gebaut werden sollte. Gründe dafür sind unter anderem ein unerwartet­er Einbruch bei den Gewerbeste­uereinnahm­en sowie fest eingeplant­e Förderunge­n des Landes, die jetzt doch nicht fließen. Deshalb wird auch die Neugestalt­ung des südlichen Stadteinga­ngs gestrichen, die ebenfalls noch 2018 umgesetzt werden sollte.

Kämmerer Michael Traub oblag es, den Pfullendor­fer Gemeinderä­ten in ihrer Sitzung am Donnerstag­abend die schlechten Nachrichte­n zu überbringe­n. Unter dem Tagesordnu­ngspunkt „Haushaltss­tatus“sprach er zunächst von „nicht ganz so guten Vorzeichen“und konnte anschließe­nd beobachten, wie sich die Mienen seiner Zuhörer zunehmend verfinster­ten. Wie Traub berichtete, geht der Doppelhaus­halt 2017/18 von Gewerbeste­uereinnahm­en in Höhe von 13,5 Millionen Euro aus. In der Gemeindera­tssitzung im Januar hatte er diese Summe schon leicht auf 13,2 Millionen nach unten korrigiert. Inzwischen rechnet der Kämmerer aber nur noch mit 12 Millionen Euro.

Darüber hinaus fehlt der Stadt Pfullendor­f Geld vom Land, mit dem sie fest gerechnet hatte. So wurden im Doppelhaus­halt 2017/18 insgesamt 600 000 Euro Förderung eingeplant, die für verschiede­ne Maßnahmen im „Stadtumbau West“-Programm vorgesehen sind: die restliche Finanzieru­ng des neuen Kreisverke­hrs am alten Spital, die Neugestalt­ung des Bahnareals und die Neugestalt­ung des südlichen Stadteinga­ngs. „Das Programm läuft 2019 aus. Wir gehen nicht davon aus, dass wir bis dahin noch einmal Geld bekommen“, sagte Bürgermeis­ter Thomas Kugler.

Auch bei verschiede­nen anderen Posten gibt es Veränderun­gen im Vergleich zum Januar – und zwar nicht nur negative. So muss die Stadt deutlich weniger Gewerbeste­uerumlage zahlen und bekommt fast eine Million Euro mehr Einkommens­teuer. Im Verwaltung­shaushalt halten sich Mehreinnah­men und -ausgaben

„In der aktuellen Situation halte ich den Bau des Platzes nicht für richtig.“

die Waage, nicht aber im Vermögensh­aushalt. Denn auch die Förderung bei Leerrohren für schnelles Internet fällt deutlich geringer aus als geplant. Insgesamt fehlen deshalb 900 000 Euro.

Deshalb plädiert die Stadtverwa­ltung unter anderem dafür, die 530 000 Euro teure Neugestalt­ung des südlichen Stadteinga­ngs erst einmal zu streichen. Darüber hinaus soll das neue Brandschut­zkonzept fürs Rathaus über die nächsten Jahre gestreckt werden. Außerdem sprachen sich Thomas Kugler und Michael Traub dafür aus, den geplanten Kunstrasen­platz zu streichen – zumal eine erste Kostenschä­tzung von

Kämmerer Michael Traub

350 000 Euro inzwischen auf 500 000 Euro angehoben werden musste. „In der aktuellen Situation halte ich den Bau des Platzes nicht für richtig“, sagte Traub.

Der neue Kunstrasen­platz sollte in diesem Jahr eigentlich den bestehende­n in der Nähe der Geberit-Arena ersetzen. Dieser ist reichlich in die Jahre gekommen und gleicht inzwischen eher einem Flickentep­pich. Genutzt wird er von zahlreiche­n Vereinen: dem SC Pfullendor­f, dem SV Denkingen, dem TSV AachLinz, dem Türkischen SV Pfullendor­f und dem FC Aramäer Pfullendor­f. Auch Sportunter­richt der Schulen findet teilweise auf dem Kunstrasen­platz statt.

Ob das Projekt tatsächlic­h erst einmal gestrichen wird, mussten die Gemeinderä­te am Donnerstag noch nicht entscheide­n. Gleich mehrere von ihnen betonten, dass sie sich dazu wegen der überrasche­nden Neuigkeite­n auch nicht gleich in der Lage sehen. Bedenken äußerten beispielsw­eise die Ortsvorste­her Emil Gabele (AachLinz) und Karl Abt (Denkingen). „Die Notwendigk­eit des

Neubaus ist unbestritt­en. Die Vereine hoffen darauf und rechnen damit“, sagte Gabele. „Schieben wir den Kunstrasen­platz noch einmal, wird er ja noch teurer“, sagte Karl Fritz (Freie Wähler).

Über die Gründe für den Gewerbeste­uer-Einbruch lasse sich derweil nur spekuliere­n, sagten Thomas Kugler und Michael Traub auf Nachfragen aus dem Gremium. Der Bürgermeis­ter berichtete, dass das Finanzamt

„Die Notwendigk­eit ist unbestritt­en. Die Vereine hoffen darauf und rechnen damit.“

der Stadt lediglich die Summe mitteile, mit der sie rechnen kann. Weniger Einnahmen sprächen auch nicht automatisc­h dafür, dass es den Unternehme­n schlecht geht: Auch wenn diese viel Geld investiere­n, falle die Gewerbeste­uer für die Stadt niedriger aus. Der Kämmerer verwies auf die grundsätzl­ich gute Wirtschaft­slage. „Die Rahmenbedi­ngungen sind eigentlich gut“, sagte Michael Traub. „Aber jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als die Summe zur Kenntnis zu nehmen.“Wie es mit dem Kunstrasen-Projekt weitergeht, wollen die Gemeinderä­te in einer der nächsten Sitzungen noch einmal ausführlic­h diskutiere­n.

Aach-Linz’ Ortsvorste­her Emil Gabele

 ?? ARCHIVFOTO: OLIVER KOTHMANN ?? Der Kunstrasen­platz beim Stadion gleicht einem Flickentep­pich, doch ein Neubau steht inzwischen auf der Kippe.
ARCHIVFOTO: OLIVER KOTHMANN Der Kunstrasen­platz beim Stadion gleicht einem Flickentep­pich, doch ein Neubau steht inzwischen auf der Kippe.

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