Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mehrheit stimmt gegen Flurbereinigung
Bürger und Eigentümer sehen in Königseggwald überwiegend keine Notwendigkeit
KÖNIGSEGGWALD - Eine Flurbereinigung wird es in Königseggwald voraussichtlich nicht geben. Bei einer Informationsveranstaltung zu dem Thema hat sich am Montagabend die Mehrheit der anwesenden Bürger und Eigentümer gegen das Projekt ausgesprochen.
Peter Hilsenbeck, beim Landratsamt Ravensburg zuständig für die Flurbereinigungen, stellte das Vorhaben im Bürgersaal nochmals vor. Bereits im April war er für einen Vortrag in Königseggwald. Damals wurde eine Flurbereinigung sehr kritisch diskutiert. Daher wurde beschlossen, dass nochmals Bürger und Eigentümer zu einer zweiten Informationsveranstaltung eingeladen werden. Zwischenzeitlich wurden im Dorf sogar Flugblätter verteilt, auf denen vor allem Nachteile einer Flurbereinigung aufgeführt wurden.
„Wir haben das Thema aufgegriffen, weil wir viele Vorteile sehen und der modernen Landwirtschaft gerecht werden wollen“, sagte Bürgermeister Roland Fuchs. Am Montagabend ging Hilsenbeck zunächst ausführlich auf das Thema Flurbereinigung ein. Er stellte die Möglichkeiten des Verfahrens vor, bei dem etwa durch einen Flächentausch die Zuschnitte und Größen der Grundstücke optimiert würden. Außerdem könnten durch ein neues Wegekonzept die Feldwege und Zufahrten neu gemacht werden. Für die Baumaßnahmen müsste allerdings auch ein ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Auch wasserwirtschaftliche Probleme könnten in dem Zusammenhang behoben werden. „Dafür sehe ich in Königseggwald zwar keinen Bedarf, wohl aber für eine allgemeine Flurbereinigung zur Optimierung der Flächen und rechtlichen Absicherung der Eigentumsverhältnisse“, sagte Hilsenbeck.
Kosten für Eigentümer lägen bei 390 Euro pro Hektar
Die Kosten des Flurbereinigungsverfahrens trägt das Land. Für die Ausführungskosten gebe es zwar hohe Zuschüsse. Aber auch Gemeinde und Eigentümer müssten sich beteiligen. Für Königseggwald schätzt Hilsenbeck die Gesamtkosten auf rund 1,2 Millionen Euro. Bei einem realistischen Zuschuss in Höhe von 75 Prozent läge der Anteil für die Eigentümer bei 390 Euro pro Hektar.
Karl Dilger sah das Vorhaben skeptisch. „Die Zeche zahlt der aktive Landwirt, weil der Eigentümer sich die Kosten über die Pacht wieder reinholt.“Hilsenbeck wandte ein, dass dies eine unnötige Angst sei, da es einmalige Kosten seien. Gertrud Stark-Rothacher sah hingegen Vorteile für den Landwirt. „Nach der Flurbereinigung können die Felder besser bewirtschaftet werden und durch zusammenhängende Eigentumsflächen gibt es auch Rechtssicherheit. Wenn ein Landwirt jetzt zum Beispiel einen schmalen Streifen verliert, dann wäre sein Acker zweigeteilt.“Peter Rimmele widersprach: „Wir Bauern haben untereinander schon viele Flächen zusammengelegt. Durch eine Flurbereinigung locken wir womöglich auch fremde Landwirte an.“
Albert Hauser gehört ebenfalls zu den Kritikern der Flurbereinigung und ist einer der Flugblattverfasser. „Wir haben kein Wege-, Gewässeroder Flächenproblem. Ich sehe keine Notwendigkeit.“Hauser wollte von Erbgraf Max zu Königsegg-Aulendorf wissen, ob der Erbgraf, der auch Gemeinderat ist, im Gremium beim Thema Flurbereinigung überhaupt stimmberechtigt oder befangen sei. Bürgermeister Fuchs sicherte zu, dass dies geprüft werde. Zu Königsegg-Aulendorf betonte, dass jeder Eigentümer sich heute Gedanken machen müsse, wie die langfristige Wertentwicklung seiner Grundstücke gesichert werden könne. Er sehe mehr Chancen als Risiken in einer Flurbereinigung.
Gemeinderat orientiert sich an Stimmungsbild
Bei der Versammlung am Montagabend wurde zudem durch eine Abstimmung ein Stimmungsbild eingeholt. Dies ergab ein klares Ergebnis: Von 72 abgegebenen Stimmen waren 45 gegen eine Flurbereinigung. „Das Votum aus der Versammlung ist rechtlich zwar nicht bindend, aber wir werden uns daran orientieren“, sagte Fuchs. Bei der nächsten Sitzung des Gemeinderates im Juni wird der Bürgermeister über das Ergebnis der Versammlung informieren. „Da es aber keinen Antrag für eine Flurbereinigung geben wird, muss dazu im Gemeinderat auch nichts entschieden werden“, erläutert Fuchs.