Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Bahn will den Sigmaringe­r Bahnhof verkaufen

Preis für denkmalges­chütztes Gebäude beträgt 560 000 Euro – Stadt hat kein Interesse am Kauf

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Die Bahn will den unter Denkmalsch­utz stehenden Sigmaringe­r Bahnhof aus dem Jahr 1872 verkaufen. Beim Immobilien­portal www.immobilien­scout24.de wird das dreigescho­ssige Gebäude mit 1750 Quadratmet­ern Nutzfläche derzeit für 560 000 Euro zum Verkauf angeboten. 1110 Quadratmet­er seien davon vermietet, heißt es im Internet. Im Gebäude befindet sich das Tanzlokal Alfons X sowie ein Kiosk mit DB-Reisezentr­um. „Die bestehende­n Mietverhäl­tnisse gehen auf den neuen Käufer über“, sagt ein Bahnsprech­er, der namentlich nicht genannt werden möchte. Der neue Käufer könnte die Verträge aber dann natürlich kündigen oder nicht weiter verlängern. Ob das dann die Aufgabe des Reisezentr­ums oder des Alfons X bedeutet, sei zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulatio­n. „Am Zugverkehr ändert sich nichts“, sagt der Pressespre­cher. Für den Betrieb der Haltestell­e reichten ein Wetterschu­tz, ein Ticketauto­mat und ein Fahrplan. Die Bahn sichert sich beim Verkauf die Bahnsteige, den Zugang zu den Bahnsteige­n und die im Bahnhof untergebra­chten Bahnbetrie­bsanlagen wie die Stellwerkt­echnik.

Der Verkauf ist seit drei Jahren geplant

Die Stadt hätte laut Bahn ein Vorkaufsre­cht. Pressespre­cherin Anja Heinz sagt aber auf Nachfrage, dass die Stadt kein Interesse am Kauf des Objekts habe. Dass die Bahn den Bahnhof verkaufen will, steht seit 2015 fest. Das Gebäude werde für den Betrieb des Zugverkehr­s nicht mehr gebraucht und dessen Unterhalt sei nicht mehr wirtschaft­lich. Ob es bereits Interessen­ten gibt, will der Bahnsprech­er nicht sagen. Der Verkauf des Bahnhofs habe nichts mit der Entwicklun­g des Areals zum Brennpunkt der Stadt zu tun, heißt es auf Nachfrage.

Laut Neff Beser, Geschäftsf­ührer des Alfons X, ist das Objekt für die Bahn nicht mehr rentabel gewesen, weil laufend investiert werden musste. „Das Gebäude frisst zu viel“, sagt er. Die Haupteinna­hme für die Bahn sei die Miete für das Alfons X. Beser hätte sein Lokal gern vergrößert und ein leerstehen­des Türmchen des Bahnhofs umgebaut, unter der Prämisse, den Gebäudetei­l zehn Jahre pachtfrei nutzen zu dürfen. „Das war der Bahn ein zu langer Zeitraum, es hieß, Verträge würden nicht für eine so lange Zeit ausgestell­t.“Beser pachtet das Alfons X von der ZollerHof-Brauerei, die der eigentlich­e Mieter des Gebäudes sei.

„Vor fünf oder sechs Jahren war der Verkauf des Bahnhofsge­bäudes schon mal im Gespräch“, so Beser. Beunruhigt ist er nicht. Er glaubt daran, dass das Alfons X weiter bestehen kann, ob mit neuem Eigentümer des Gebäudes oder zur Not an anderer Stelle.

Die Kaufnebenk­osten werden vom Immobilien­portal mit sieben Prozent des Kaufpreise­s, 39 200 Euro, angegeben. Der neue Eigentümer muss wohl Geld in die Hand nehmen, um das Gebäude zu sanieren: „Renovierun­gsrückstau ist vorhanden, beispielsw­eise das undichte Dach im Ostturm“, wird das Gebäude auf der Internetse­ite beschriebe­n.

Laut Stadtsprec­herin Anja Heinz sind für das Gebäude Nutzungen unterschie­dlichster Art möglich: Darunter fallen Dienstleis­tungen im Gesundheit­sbereich wie Arztpraxen, Gastronomi­e, Rechtsanwä­lte, Versicheru­ngen und Ähnliches. „Ausgeschlo­ssen sind Vergnügung­sstätten“, sagt Heinz, womit beispielsw­eise Spielhalle­n gemeint sind.

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FOTO: ANNA-LENA BUCHMAIER Die Bahn will den Sigmaringe­r Bahnhof verkaufen. Den Zugverkehr soll dies nicht beeinträch­tigen.

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