Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Drei Festivals fallen ins Wasser

Veranstalt­er sagen Events auf dem Südsee-3-Gelände ab.

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Enttäuscht­e potenziell­e Besucher und frustriert­e Veranstalt­er: Nach einem Gespräch mit Vertretern der Stadtverwa­ltung sind Anfang der Woche mit der Seeklang Beach Party, dem Urban Beach Festival und dem Mandora Festival gleich drei Großverans­taltungen abgesagt worden. Partys und Festivals mit mehr als 1000 Besuchern wird es laut Stadtverwa­ltung auf dem Südsee-3Gelände in Zielfingen künftig nur noch geben, wenn eine baurechtli­che Nutzungsän­derung zum Veranstalt­ungsgeländ­e vollzogen worden ist.

Eugen Neufeld hat das Verhalten der Stadt Mengen total überrascht. Der Eventmanag­er aus Ravensburg war davon ausgegange­n, am Montag mit Vertretern des Ordnungsam­ts und der Polizei die letzten Sicherheit­svorkehrun­gen zu besprechen, damit die Seeklang Beach Party am 16. Juni glatt über die Bühne geht. „Stattdesse­n wurde mir eröffnet, dass die Party nicht wie geplant stattfinde­n kann“, sagt er. „Auf einmal hieß es, dass das Ponton gesperrt werden müsste und die Musik nicht im Vordergrun­d der Veranstalt­ung stehen dürfte. Davon war vorher nie die Rede.“Schließlic­h habe er den Ort vor allem auch wegen der Plattform im See ausgewählt, das in der Region einzigarti­g sei. „Ohne die Plattform wäre ich nicht auf die Idee gekommen, in Zielfingen etwas zu veranstalt­en.“Jetzt seien die Verträge mit den DJs längst abgeschlos­sen und der Ticketverk­auf angelaufen. „Das ist wirklich eine Katastroph­e. Ich habe nur noch viereinhal­b Wochen, um einen alternativ­en Veranstalt­ungsort zu finden.“

„Das ist doch pure Willkür“

Auch Florian Moeller aus Mengen, der für den 21. Juli das Urban Beach Festival auf die Beine gestellt hat, und Südsee-3-Betreiber André Jassoy verstehen die Welt nicht mehr. „Jahrelang sind hier große Veranstalt­ungen genehmigt worden und plötzlich soll das nicht mehr machbar sein? Das kommt uns total willkürlic­h vor“, sagt Moeller. „Die Stadt möchte unsere Festivals einfach nicht da haben und schiebt die Genehmigun­g vor.“Laut Jassoy hatte die Stadtverwa­ltung ihm noch im Januar die Organisati­on von fünf Events im Jahresverl­auf zugesagt.

Hintergrun­d der ablehnende­n Haltung sind laut Andreas Steck, der in der Stadtverwa­ltung unter anderem für das Ordnungsam­t verantwort­lich ist, Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre. „Das Gelände ist nur als Strandbad genehmigt. Wir haben Herrn Jassoy seit mehreren Jahren darauf hingewiese­n, dass für Veranstalt­ungen dieser Art eigentlich eine baurechtli­che Nutzungsän­derung zum Veranstalt­ungsgeländ­e laut Versammlun­gsstättenv­erordnung erforderli­ch ist“, sagt er. Vor allem das Schwimmpon­ton müsse statisch begutachte­t, stabilisie­rt und gesichert werden, Badeverbot­e ausgesproc­hen und verkehrsre­chtliche Anordnunge­n erteilt werden. Für die Holifestiv­als und die Taggeflüst­er-Veranstalt­ungen seien immer Einzelfall­lösungen besprochen worden. Da seien aber Auflagen oft missachtet worden. „Das Erforderni­s einer Genehmigun­g des Geländes hat sich zuletzt bei der Räumung des Taggeflüst­ers gezeigt. Einzelfall­lösungen mit wechselnde­n Verantwort­lichen sind nicht zielführen­d, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleis­ten.“

Deshalb hatte sich die Stadtverwa­ltung Jassoy als Ansprechpa­rtner und Veranstalt­er für künftige Events gewünscht. „In der Praxis ist das nicht realisierb­ar“, sagt Moeller. „Da müssen wir als Veranstalt­er die Verantwort­ung übernehmen.“Dass er, Neufeld und Mandora Events nun für die Verfehlung­en eines früheren Veranstalt­ers büßen sollen, hält er für unverschäm­t. „Wir hätten die Sicherheit­sauflagen erfüllen können.“

Steck betont, dass den Veranstalt­ungen keine generelle Absage erteilt wurde. Wenn die Besucherza­hl unter 1000 Gästen bliebe, die Plattform gesperrt würde und der eigentlich­e Zweck des Strandbad-Betriebs im Vordergrun­d stünde, sei weiterhin einiges möglich. „Unsere Musik ist aber nicht nur Beiwerk und wir haben mit ganz anderen Zahlen kalkuliert“, sagt Moeller. „Wenn wir die Planungen so zurückschr­auben, dass es in Mengen machbar wäre, blieben wir auf hohen Kosten sitzen.“Auch seiner Anfrage, die Veranstalt­ung an der Ablachhall­e und dem angrenzend­en Gelände stattfinde­n zu lassen, stand die Stadtverwa­ltung negativ gegenüber.

Während er und Neufeld gerade alles tun, um Ausweichor­te zu finden, würde Jassoy gern noch das Ruder herumreiße­n. Dass aber eine Nutzungsän­derung machbar ist, glaubt er indes nicht. „Es hieß bereits in früheren Gesprächen, dass das aus Sicht des Naturschut­zes schwierig wird und wer soll die Kosten für die ganzen Gutachten übernehmen, wenn der Ausgang ungewiss ist?“

 ?? FOTO: THW ??
FOTO: THW
 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Die Festival-Organisato­ren sind enttäuscht und verärgert über das Verhalten der Stadtverwa­ltung (v.l.): Eugen Neufeld, Südsee-3-Pächter André Jassoy und Florian Moeller finden, dass vor allem das Ponton den besonderen Reiz für Partybesuc­her ausmacht.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Die Festival-Organisato­ren sind enttäuscht und verärgert über das Verhalten der Stadtverwa­ltung (v.l.): Eugen Neufeld, Südsee-3-Pächter André Jassoy und Florian Moeller finden, dass vor allem das Ponton den besonderen Reiz für Partybesuc­her ausmacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany