Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jubel in Giesing, Abbruch bei Waldhof
1860 München steigt ein Jahr nach dem Absturz in die 3. Liga auf – auch Uerdingen und Cottbus schaffen es
MÜNCHEN (dpa/SID/fil) - Kaiserslautern und Braunschweig kommen von oben, 1860 München aus der Regionalliga: Wenn es nur um die Zahl der früheren Bundesligameister geht, wird die 3. Liga in der kommenden Saison attraktiver sein als die Zweite Bundesliga, in der nur die zwei Bundesligaabsteiger Köln und Hamburger SV derlei Höhepunkte erleben durften. Neben 1860 gelang auch den früheren Erstligisten Energie Cottbus und KFC Uerdingen der Aufstieg; während Cottbus nach dem 3:2 im Hinspiel gegen den großen Außenseiter SC Weiche Flensburg ein 0:0 zum Sprung aus der Regionalliga reichte, muss der Uerdinger Aufstieg noch vom Sportgericht des DFB bestätigt werden: Uerdingen führte bei Waldhof Mannheim mit 2:1, als die Partie in der 82. Minute abgebrochen wurde. Grund für den Abbruch waren Rauchbomben, Raketen und Böllerschüsse auf den Tribünen des Mannheimer Carl-Benz-Stadions.
Schiedsrichter Patrick Ittrich unterbrach das Spiel nach 82 Minuten und wartete zunächst einige Minuten auf dem Feld. Weil immer wieder neue Knallkörper von Mannheimer Anhängern gezündet wurden, beorderte Ittrich die Spieler nach 89 Minuten in die Kabinen. Als nach der Rückkehr wieder Raketen kamen, brach der Referee die Partie ab. Über die endgültige Spielwertung entscheidet nun das Sportgericht, teilte der DFB mit.
Sportchef entschuldigt sich
„Das gehört natürlich nicht zum Sport, zum Fußball dazu. Es gibt immer wieder Leute, die sowas machen. Es tut mir leid, dem Verein tut es leid“, sagte Mannheims Sportchef Jochen Kientz dem SWR. Mannheim hat bereits in den vergangenen beiden Jahren den Aufstieg in die 3. Liga in den den Aufstiegsspielen verpasst.
In München-Giesing, wo die Fans auch lange nichts mehr zu Feiern hatten, wurde der Aufstieg des TSV 1860 München in die 3. Liga am Sonntag frenetischer gefeiert als anderswo der Einzug in die Champions League: Durch das 2:2 (0:1) gegen den 1. FC Saarbrücken ist der TSV 1860 München ein Jahr nach dem dramatischen Absturz von der zweiten in die vierte Liga wieder zurück im Profifußball.
Der Großteil der 12 500 Zuschauer im Grünwalder Stadion, der Traditionsspielstätte im Arbeiterstadtteil Giesing, stürmte nach dem Abpfiff das Spielfeld, um mit ihren Lieblingen gemeinsam den Aufstieg zu feiern. Es war ein hochwillkommener und erlaubter Platzsturm. Der Verein spendierte Freibier – von dem ein Teil sogleich auf den Aufstiegshelden und allen voran Trainer Daniel Bierofka landete. „Das war der Hammer. Emotional ohne Ende. Ich kann noch gar nicht glauben, was wir hier geschafft haben“, sagte der vom Anhang mit Sprechchören gefeierte Bierofka, der nach dem Absturz in die Viertklassigkeit der wichtigste Mann bei den Sechzigern war. „Was die Mannschaft in den beiden Spielen gegen Saarbrücken rausgehauen hat, war sensationell.“
Zuvor hatten die Fans, Spieler und Trainer aber gehörig zittern müssen. Drei Tage nach dem 3:2-Erfolg beim 1. FC Saarbrücken mussten die Löwen beim Stand von 0:2 durch ein Eigentor von Jan Mauersberger (33. Minute) und einen Treffer von Sebastian Jacob (58.) schon den Playoff-Kater fürchten. Bis wieder Sascha Mölders zuschlug.
Löwen singen: „Die Nummer 1 der Stadt sind wir“
Der frühere Augsburger Bundesligastürmer traf nach seinem Doppelpack im Auswärtsspiel diesmal per Foulelfmeter zum erleichternden 1:2 (67.). Joker Simon Seferings machte dann Sekunden nach seiner Einwechslung alles klar (83.). „Ich bin unmenschlich glücklich“, sagte Mölders.
Von einer „Willensleistung“sprach der starke Offensivspieler Niko Karger und hielt dabei wie die meisten Münchner Spieler eine Bierflasche in der Hand. „Wir sind zurecht Meister geworden und nach zwei Spielen auch verdient aufgestiegen“, sagte Karger. Die Mannschaft feierte schon mal auf einem Doppeldeckerbus. „Ganz München steht Kopf, die Nummer 1 der Stadt sind wir“, rief der euphorisierte Aaron Berzel. Und Torhüter Marco Hiller meinte mit Blick auf Team, Anhang und Club: „Wir sind die Geilsten.“
TSV 1860 - Saarbrücken 2:2 (0:1). Hinspiel: 3:2. – Tore: 0:1 Mauersberger (33./Eigentor), 0:2 Jacob (58.), 1:2 Mölders (66./Foulelfmeter), 2:2 Seferings (83.). – Zuschauer: 12 500 (ausverkauft). Mannheim - Uerdingen 1:2 (1:2). – Hinspiel: 0:1. – Tore: 0:1 Krempicki (29.), 1:1 Mayer (32.), 1:2 T. Öztürk (39.). – Zuschauer: 24 263. – Besondere Vorkommnisse: Das Spiel wurde aufgrund des Abbrennens von Feuerwerkskörpern und Pyrotechnik abgebrochen. (86.) Cottbus - Weiche Flensburg 0:0. – Hinspiel: 3:2. – Zuschauer: 20 056.