Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Aus der Bekanntschaft auf dem Fußballplatz wird eine Ehe fürs Leben
Margitta und Manfred Heese feiern morgen ihre diamantene Hochzeit
MENGEN - Den Weg in den Westen haben Margitta und Manfred Heese nie bereut. 1960, ein Jahr vor dem Bau der Berliner Mauer, verließen die Eheleute die DDR. Seit 60 Jahren sind sie miteinander verheiratet, am morgigen Donnerstag feiern sie diamantene Hochzeit.
„Wir waren jung und haben gesagt: Im Westen ist die große weite Welt“, sagt Margitta Heese heute. Damals, noch vor dem Mauerbau, habe man „einfach so“die DDR verlassen können, ergänzt ihr Ehemann Manfred. Doch die Zeit danach war nicht einfach. Über diverse Auffanglager landeten die beiden schließlich in Mengen. Beschwerlich war die Zeit in den Lagern: In Marienfelde in West-Berlin beispielsweise hätten drei Familien in einem Raum gelebt, erinnert sich Margitta Heese.
Schnell Arbeit gefunden
„Wir haben harte Zeiten erlebt“, sagt Margitta Heese. Umso schöner war es für die beiden, dass sie trotzdem immer wieder Hilfe bekamen. Manfred Heese beispielsweise fand in Mengen schnell einen Arbeitsplatz als Lastwagenfahrer. Sein Arbeitgeber besorgte der Familie auch eine Wohnung in der Stadt. „Im Großen und Ganzen sind wir hier wunderbar aufgenommen worden“, sagt Manfred Heese. „Gleich eine Arbeit gekriegt – das war wichtig.“
Noch in der DDR lernte Manfred Heese den Beruf des Ofensetzers, eine andere Bezeichnung für Ofenbauer. Eigentlich sollte er das Geschäft seines Vaters übernehmen. Margitta Heese wurde zur Stenotypistin ausgebildet. In Mengen arbeitete sie dann als Bürokraft, zuletzt bis zur Rente bei Sport Dietsche. Ehrenamtlich engagierte sie sich mehr als zehn Jahre lang als Verkäuferin im Diakonielädele, wo es gut erhaltene, gebrauchte Kleidung zu kaufen gibt.
Den Entschluss, in den Westen auszuwandern, hätten sie nie bereut, sagen die beiden. Manfred Heese ist in Friedersdorf bei Berlin aufgewachsen, Margitta Heese wohnte im Nachbardorf. Kennengelernt haben sie sich auf einem Fußballplatz, beide schauten sich ein Fußballspiel an. Am 31. Mai 1958 heirateten sie.
Drei Kinder – Mayk, Ralph und Annette – sowie mehrere Enkelkin- der haben die Heeses. Ihr erster Sohn Mayk kam noch in der DDR zur Welt. Das mit seinem Namen sei ein „Drama“gewesen, erinnert sich Margitta Heese. Denn „Mike“durfte er nicht heißen, weil das damals als „zu imperialistisch“gegolten habe.
Seit ein paar Jahren wohnen Margitta und Manfred Heese in den Lebensräumen an der Reiserstraße. Margitta Heese gefällt es dort sehr gut, alles Wichtige könne zu Fuß erledigt werden. 60 Jahre verheiratet zu sein – damit das gelingt, müsse der eine auf den anderen ein bisschen Rücksicht nehmen, findet Margitta Heese. Bei Meinungsverschiedenheiten gleich die Sachen zu packen: „Das geht nicht“, sagt sie.