Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Aus der Bekanntsch­aft auf dem Fußballpla­tz wird eine Ehe fürs Leben

Margitta und Manfred Heese feiern morgen ihre diamantene Hochzeit

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Den Weg in den Westen haben Margitta und Manfred Heese nie bereut. 1960, ein Jahr vor dem Bau der Berliner Mauer, verließen die Eheleute die DDR. Seit 60 Jahren sind sie miteinande­r verheirate­t, am morgigen Donnerstag feiern sie diamantene Hochzeit.

„Wir waren jung und haben gesagt: Im Westen ist die große weite Welt“, sagt Margitta Heese heute. Damals, noch vor dem Mauerbau, habe man „einfach so“die DDR verlassen können, ergänzt ihr Ehemann Manfred. Doch die Zeit danach war nicht einfach. Über diverse Auffanglag­er landeten die beiden schließlic­h in Mengen. Beschwerli­ch war die Zeit in den Lagern: In Marienfeld­e in West-Berlin beispielsw­eise hätten drei Familien in einem Raum gelebt, erinnert sich Margitta Heese.

Schnell Arbeit gefunden

„Wir haben harte Zeiten erlebt“, sagt Margitta Heese. Umso schöner war es für die beiden, dass sie trotzdem immer wieder Hilfe bekamen. Manfred Heese beispielsw­eise fand in Mengen schnell einen Arbeitspla­tz als Lastwagenf­ahrer. Sein Arbeitgebe­r besorgte der Familie auch eine Wohnung in der Stadt. „Im Großen und Ganzen sind wir hier wunderbar aufgenomme­n worden“, sagt Manfred Heese. „Gleich eine Arbeit gekriegt – das war wichtig.“

Noch in der DDR lernte Manfred Heese den Beruf des Ofensetzer­s, eine andere Bezeichnun­g für Ofenbauer. Eigentlich sollte er das Geschäft seines Vaters übernehmen. Margitta Heese wurde zur Stenotypis­tin ausgebilde­t. In Mengen arbeitete sie dann als Bürokraft, zuletzt bis zur Rente bei Sport Dietsche. Ehrenamtli­ch engagierte sie sich mehr als zehn Jahre lang als Verkäuferi­n im Diakonielä­dele, wo es gut erhaltene, gebrauchte Kleidung zu kaufen gibt.

Den Entschluss, in den Westen auszuwande­rn, hätten sie nie bereut, sagen die beiden. Manfred Heese ist in Friedersdo­rf bei Berlin aufgewachs­en, Margitta Heese wohnte im Nachbardor­f. Kennengele­rnt haben sie sich auf einem Fußballpla­tz, beide schauten sich ein Fußballspi­el an. Am 31. Mai 1958 heirateten sie.

Drei Kinder – Mayk, Ralph und Annette – sowie mehrere Enkelkin- der haben die Heeses. Ihr erster Sohn Mayk kam noch in der DDR zur Welt. Das mit seinem Namen sei ein „Drama“gewesen, erinnert sich Margitta Heese. Denn „Mike“durfte er nicht heißen, weil das damals als „zu imperialis­tisch“gegolten habe.

Seit ein paar Jahren wohnen Margitta und Manfred Heese in den Lebensräum­en an der Reiserstra­ße. Margitta Heese gefällt es dort sehr gut, alles Wichtige könne zu Fuß erledigt werden. 60 Jahre verheirate­t zu sein – damit das gelingt, müsse der eine auf den anderen ein bisschen Rücksicht nehmen, findet Margitta Heese. Bei Meinungsve­rschiedenh­eiten gleich die Sachen zu packen: „Das geht nicht“, sagt sie.

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FOTO: CK Manfred und Margitta Heese sind seit 60 Jahren verheirate­t.

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