Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Stadtwerke wollen mehr Datenaustausch
Bei Freie-Wähler-Veranstaltung appelliert Johannes Übelhör an Behörden.
BAD SAULGAU - Eine bessere Kommunikation zwischen Land, Landratsamt und dem städtischen Wasserversorger hat Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke Bad Saulgau, bei einer Veranstaltung der Freien Wähler Bad Saulgau im DRK-Heim zur Trinkwasserproblematik in Bad Saulgau angemahnt.
Immerhin über 20 Zuhörer waren ins DRK-Heim in Bad Saulgau zu der Veranstaltung der Freien Wähler zum brisanten Thema gekommen. Fraktionssprecherin Elisabeth Gruber brachte die um sich greifende Unsicherheit nach Berichten über steigende Nitratwerte im Bad Saulgauer Trinkwasser auf den Punkt: „Können wir weiter Wasser aus dem Wasserhahn trinken oder sollen wir Wasser kaufen?“.
„Das Bad Saulgauer Wasser erfüllt alle Grenzwerte, die von der Trinkwasserverordnung vorgeschrieben sind”, machte Johannes Übelhör in seinem etwa halbstündigen Vortrag klar. Man könne das Wasser unbesorgt trinken. Die Frage, ob das auch bei Babys und Kleinkindern gelte, blieb in der Versammlung unbeantwortet. Auf Nachfrage sagte der technische Leiter: „Ich würde es auch Kleinkindern geben“. Stadtrat Ernst Buck dagegen gab Tipps zum Kauf von günstigem Wasser mit niedrigem Nitratgehalt - eben auch für Kleinkinder.
Johannes Übelhör machte deutlich, dass die Nitratgehalte in der wichtigen Bad Saulgauer Wasserfassung Mannsgrab steigen. In einem Brunnen wurde einmal bereits der Grenzwert von 50 Milligramm je Liter gemessen. Durch ein geändertes „Mengenmanagement“wird das belastete Wasser aus der Bad Saulgauer Wasserfassung mit Trinkwasser mit weniger hohem Nitratgehalt gemischt. Das senkt den Nitratspiegel im Trinkwasser, das bei den Verbrauchern ankommt, auf um die 40 Milligramm. Zu diesem Zweck haben die Stadtwerke die Förderung in den weniger belasteten Wasserfassungen in Bierstetten, Braunenweiler oder Moosheim hochgefahren. Nun ist unklar, ob durch die erhöhte Entnahme in diesen Wasserfassungen der Nitratgehalt ansteigt. Außerdem sollen bis zu 200 000 Kubikmeter Wasser über einen begrenzten Zeitraum von der Wasserversorgungsgruppe Hundsrücken zugekauft werden. So können die Brunnen im Mannsgrab entlastet werden. Nach Aussage von Experten ist eine Konzentration von Nitrat oberhalb des Grenzwertes gesundheitsschädlich, weil es sich im Körper in gesundheitsschädliches Nitrit umwandelt. Besonders anfällig sind Kleinkinder.
Problem schon lange bekannt
Schon lange ist bekannt, dass es in der Region ein Nitratproblem gibt. Eine Karte der Landesanstalt für Umweltschutz aus dem 2004 führte schon damals den Grundwasserkörper in der Region Bad Saulgau als gefährdeten Grundwasserkörper. Fünf Jahre später - auf einer aktuelleren Karte – hat sich daran nichts geändert. „Wir haben viel gemacht, hatten bisher aber nicht den durchschlagenden Erfolg”, sagte der Vertreter der Stadtwerke. So setzten die Stadtwerke Grundwasserpegel und messen nun regelmäßig Nitratwerte im Grundwasser im Bereich des Wasserschutzgebiets. In einigen Bereichen des Wasserschutzgebiets werden im Grundwasser - nicht im Trinkwasser - bis zu 60 Milligramm pro Liter gemessen.
Übelhör benennt an diesem Abend auch klar die Ursache für diese Entwicklung: „Ich sage es knallhart, das Problem ist die Landbewirtschaftung in diesem Bereich“. Doch die Handlungsmöglichkeiten im landwirtschaftlichen Bereich sind begrenzt. Er appelliert an Land und Landratsamt, mit den Stadtwerken in diesem Bereich besser zusammenzuarbeiten. „Der Datenaustausch muss verbessert werden“, sagte Übelhör.
Nicht einheitlich war die Meinung über eine mögliche technische Lösung zur Nitratsenkung im Trinkwasser. Doch Übelhör warnte davor, mit der technischen Lösung das Wichtigste zu vernachlässigen: „Unser Trinkwasser ist ein Schatz, wir müssen alles tun, um es zu schützen.“Sprich: Man sollte die Sanierung des Gebiets schaffen. Junge Menschen waren trotz des Themas Wasser nicht zur Veranstaltung gekommen. „Vielleicht müssen wir da andere Wege beschreiten und eine WhatsApp-Gruppe gründen“, sagte dazu Elisabeth Gruber zum Abschluss.