Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Präsidentin mit viel Herzblut
Jutta Nerlich aus Bad Saulgau vertritt die Inner-Wheel-Frau im Südwesten.
BAD SAULGAU - Jutta Nerlich hat derzeit einiges zu tun. Vor kurzem ist sie für ein weiteres Jahr zur Distriktspräsidentin der Frauenorganisation Inner Wheel berufen worden. Die noch amtierende Geschäftsführerin der Fachgruppe Einzelhandel im UBS von Bad Saulgau ist damit unter anderem für die Organisation und den Ablauf der geplanten Sommerkonferenz der Frauenorganisation am 22. und 23. Juni in Bad Saulgau verantwortlich. 153 Frauen haben sich für diese Konferenz angemeldet. Sie vertreten hier 43 Clubs mit 1520 Frauen aus Baden-Württemberg, aber auch aus Teilen von RheinlandPfalz und dem Saarland.
Inner Wheel ist aus der Verbindung mit der von Männern dominierten Rotary-Bewegung nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Beide Bewegungen entwickelten sich von England aus. In Kriegszeiten führten die Frauen die soziale Arbeit des Rotary-Clubs weiter, während die Männer als Soldaten im Einsatz waren. Nach Kriegsende gründeten die Frauen der Rotarier aus dieser Erfahrung heraus Inner Wheel.
Während die Männer ein Rad als Logo verwenden, formierten sich die Frauen um das innere Rad („Inner Wheel“), das genau so im Logo der Frauenorganisation dargestellt wird. Seit kurzem haben sich die Frauen in einem weiteren Schritt von den männlichen Rotariern emanzipiert. Die Ehe oder Verwandtschaft zu einem Rotarier ist inzwischen keine Zugangsvoraussetzung mehr für eine Mitgliedschaft bei Inner Wheel. Aber: Wer Mitglied werden möchte, muss von einer „Freundin“eingeladen werden.
Gemeinsam Gutes tun
Die Bezeichnung „Freundin“kommt nicht von ungefähr. Jutta Nerlich: „Oberste Prämisse ist Freundschaft und miteinander gemeinsam Gutes tun“. So macht es der Club „Oberschwaben“, dem Jutta Nerlich auf Clubebene angehört. So ist das auch im Distrikt D 86, den Jutta Nerlich als Präsidentin leitet. Konkret bedeutet das: Der Service-Club pflegt die Freundschaft regional wie international und versucht über Aktionen an Geld für Hilfsprojekte zu kommen. Der Distrikt 86 etwa unterstützt das mobile Jugendzentrum „Blauer Bus“des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM) in Brandenburg. Er soll helfen, das Ausbluten von Städten und Gemeinden in diesem östlichen Bundesland zu stoppen. „Der große Gelenkbus ist wie eine Art Jugendhaus“, sagt Jutta Nerlich. Er kommt in Orte, die unter dem Wegzug junger Menschen leiden, und betreut Jugendliche. Inner Wheel arbeitet dabei mit dem Christlichen Verein Junger Menschen zusammen. Der Geschäftsführer des Projekts wird bei der Sommerkonferenz in Bad Saulgau berichten.
Inner Wheel kümmert sich besonders um die materielle Ausstattung des Projekts. 70 000 Euro habe allein eine Freundin für das Projekt gespendet. Aber auch durch viele kleinere Spenden und Aktionen auf Distriktsebene kommt Geld zusammen. Das half bei der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs, damit das Projekt weitergeführt werden konnte. „Ohne einen neuen Bus wäre das Projekt gestorben“, so Nerlich. Das neue Fahrzeug hat die Distriktspräsidentin bereits in Augenschein genommen. Auch bei der Finanzierung von Spielen für Kinder helfen die Frauen.
Wie kommt eine Bad Saulgauerin zum Amt der Distriktspräsdentin? Als Delegierte vertrat Jutta Nerlich den Club Oberschwaben zunächst auf Distriktsebene. Drei Jahre war sie die Schatzmeisterin des Distrikts, später Vizepräsidentin. Im Jahr 2017 wurde sie Präsidentin. Das Amt versieht sie mit großem Engagement und konnte auch eigene Akzente setzen. So initiierte sie eine Distriktsfreundschaft mit dem italienischen Distrikt von Inner Wheel in Trento in Norditalien. Die entsprechende Urkunde unterzeichneten nicht nur Jutta Nerlich und ihre italienische Kollegin im Partnerdistrikt.
Weltkongress in Melbourne
Anlässlich des Deutschlandtreffens von Inner Wheel in Friedrichshafen im März dieses Jahres setzte sogar die Weltpräsidentin aus Indien ihre Unterschrift unter die Freundschaftsurkunde. Ein besonderes Erlebnis war die Teilnahme am Weltkongress im australischen Melbourne als Delegierte im April dieses Jahres. „Als Distriktspräsidentin muss man mit Herzblut dabei sein“, sagt Jutta Nerlich. Doch dieser Einsatz lohne sich: „Das freundschaftliche Miteinander ist ganz ganz einmalig. Egal, wo ich auf der Welt hinkomme, ich fühle mich nie fremd.“
Normalerweise bleiben Präsidentinnen von Inner Wheel ein Jahr im Amt und werden dann turnusmäßig von einer Nachfolgerin abgelöst. Jutta Nerlich wird außer der Reihe ein zweites Jahr drauflegen. Der Grund ist ein trauriger: Die designierte Nachfolgerin ist schwer erkrankt und kann das Amt nicht übernehmen. Jutta Nerlich zögerte nicht lange, als sie gebeten wurde, eine zweite Amtszeit zu übernehmen, und diese auch genehmigt wurde. Schließlich ist sie mit Herzblut dabei.