Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Schlachtfeld auf den Bahngleisen
Schafe von Regionalbahn erfasst und getötet - Schäfer vermutet Manipulation am Weidezaun
HOHENTWIEL - Nachdem 49 Schafe bei einem Zusammenstoß mit einer Regionalbahn getötet wurden, vermutet der Schäfer, dass die Tiere nicht von allein davongelaufen sind. Michael Thonnet von der Schäferei Domäne Hohentwiel hat nach der Überprüfung des Zauns eine konkrete Vermutung.
Die Tiere seien nicht einfach von allein weggelaufen, ist sich Thonnet sicher. Dagegen spreche zunächst, dass die Schafe nicht in die nebenliegende Wiese und Richtung Stall gelaufen waren. „Die kennen sich aus. Die wissen ihren Weg und drücken nicht in den Bahndamm. Schon allein nicht, weil da so grober Schotter liegt. Das machen Schafe nicht.“Der Schäfer hat eine andere Erklärung: „Ich vermute, dass ein Hund in der Weide war“, sagt der Schäfer auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Und dann muss der Besitzer die Batterie abgehängt haben, um den Hund wieder aus der Weide zu holen.“Thonnet habe noch am Nachmittag eine neue Batterie am Zaun angebracht – und diese nochmal gegen 22 Uhr überprüft, „gerade wegen der Bahn in der Nähe. Da war richtig viel Strom drauf.“Auch als er die Batterie nach dem Vorfall wieder an den Zaun anschloss, habe sie einwandfrei funktioniert.
Die Herde, bestehend aus rund 450 Schafen, war in den frühen Morgenstunden auf die Gleise geraten. Trotz Notbremsung konnte der Lokführer den Zug nicht mehr rechtzeitig anhalten. 49 Schafe starben dabei oder wurden so schwer verletzt, dass Thonnet und herbeigerufene Helfer sie nottöten mussten. „Das war ein Schlachtfeld“, sagt der Schäfer bedrückt.
Die Tiere standen auf den Gleisen der Bahnstrecke Singen/Hohentwiel-Engen, die in der Nähe der Weide verläuft. Die Bundespolizei ermittelt in alle Richtungen und bestätigt die Theorie des Schäfers bislang nicht. Für Thonnet bedeutet der Vorfall den Verlust von 49 Schafen. „Die ersetzt mir niemand.“Wer für den Schaden an der Bahn und die Kosten für die Tierrettung aufkommt, ist noch ungewiss.