Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mastiaux: Stromtrassen sind das A und O
Der EnBW-Chef spricht beim ersten Energieforum des Landkreises
SIGMARINGEN – Der Chef der EnBW hat beim ersten Energiewirtschaftsforum des Landkreises am Mittwochabend im Hofgarten den Ausbau von Stromtrassen als Bedingung für das Gelingen der Energiewende bezeichnet. Der Landkreis und die Energieagentur haben Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender des Stromkonzerns, zu einem Vortrag „Versorgungssicherheit in Zeiten der Energiewende“eingeladen. Walter Göppel und Michael Bauer von der Energieagentur Ravensburg berichteten von den Erfolgen der vergangenen Jahre. Gäste des ersten Forums waren Unternehmer, Bürgermeister, Kreisräte und Vertreter aus den Wirtschaftsverbänden.
Landrätin Stefanie Bürkle erklärte, warum dieses Forum gegründet wurde. In Umfragen der IHK ist die Standortzufriedenheit der Unternehmer abgefragt worden. Gefragt nach der Wichtigkeit sei bei den Standortfaktoren die Versorgungssicherheit an zweiter Stelle genannt worden. Bei der Zufriedenheit stand die derzeitige Energieversorgung auf Platz eins. Trotzdem wolle man sich mit der Umstellung der Energiewirtschaft nach dem Abschalten der Atomkraftwerke befassen. Die Unternehmen benötigten ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien befürchten viele, dass es ein Delta geben werde und fragten sich, wie es gedeckt werde.
Um die Energieversorgung zu sichern, müssen Stromtrassen, Netze und Transportleitungen gebaut werden. Großdimensionale Speicherlösungen werde es nicht geben, da komme man schnell an Grenzen, sagte EnBW-Chef Mastiaux. Deshalb setze der Konzern bereits auf Gas und baue den Sektor aus. Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie müsse die Lücke über Trassen aus dem Norden geschlossen werden. „Viele Leute realisieren noch nicht, was der Netzausbau bedeutet: Wir müssen Trassen bauen, die mindestens 25 Meter breit sind. Wie soll das im ländlichen Raum gehen?“, fragte er. Mit diesem gewaltigen Bauvorhaben müsse sich die Bevölkerung auseinandersetzen und Partikularinteressen zurückstellen. „Da wird es Verzögerungen geben, die auf Kosten der Versorgungssicherheit gehen werden“, prognostizierte er.
Ausbau von Ladesäulen stößt an Grenzen
Zur E-Mobilität sagte Mastiaux, dass die Strommengen auch nach der Energiewende ausreichen werden. Auch die technische Entwicklung leistungsfähiger Batterien werde mithalten. Schwieriger sei der Ausbau der Infrastruktur, also von Stromsäulen. Hier werde man an physische Grenzen stoßen. Für den schnellen Aufbau des Netzes an Aufladesäulen in Parkhäusern und Gemeinden werden schlichtweg die Unternehmen und die Manpower fehlen. Auf Autobahn-Tankstellen werden bereits die ersten Hochgeschwindigkeitsladestationen gebaut. Da dauere das Aufladen die Zeit eines Kaffees, so Mastiaux. Aufladestationen würden nicht nur in Städten, sondern auch im ländlichen Raum gebaut.
Zuschauer interessieren sich für Hackerangriffe
In der Fragerunde wurde nach den Hackerangriffen gefragt. Mastiaux sagte, dass die EnBW deswegen in diesem Bereich die Mitarbeiterzahl verdoppelt habe. Die Attacken werden abgewendet, bisher habe keine dem System und den Menschen Schaden zugefügt. Zur Frage, ob die Windkraft in Baden-Württemberg wirtschaftlich sein werde, erklärte er, dass man gut überlegen müsse, wohin Windkraftanlagen gebaut werden sollen. Es gebe gute Gründe, ein flächendeckendes Netz aufzubauen. Ob die EnBW in ihre Überlegungen die Gesundheit der Bevölkerung einbeziehe, war eine weitere Frage. Mastiaux berichtete, das Vertreter der EnBW in den einschlägigen Gremien säßen und die Vorgaben einhielten. Die Versorgungssicherheit für die Wirtschaft sei gewährleistet, wenn die notwendige Infrastruktur zügig ausgebaut werde.