Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jugendliche erfreut über Akzeptanz der Bauwagen
Jugend-Hearing der Gemeinde Hohentengen – Kritik an Ortsdurchfahrten und Internet-Geschwindigkeit
HOHENTENGEN - 16 Jugendliche sind zum Jugend-Hearing der Gemeinde Hohentengen am Dienstag ins Feuerwehrgerätehaus gekommen und haben mitgeteilt, was ihnen am Leben in der Göge gefällt und was nicht. Positiv hervorgehoben wurde die Akzeptanz der Bauwagen-Kultur in der Gemeinde, kritisiert wurden schlechte Ortsdurchfahrten und die Internet-Anbindung.
Wie in der Vorstellungsrunde deutlich wurde, waren beim JugendHearing Jugendliche anwesend, die auch in Gögemer Vereinen engagiert sind, beispielsweise in der Landjugend, im Musikverein und der Jugendfeuerwehr. Neben Bürgermeister Peter Rainer und Wirtschaftsförderer Alexander Leitz waren auch vier Gemeinderäte – Norbert Schreiber, Christa Eichelmann-Steinborn, Stefan Schmid und Ernst Mayer (alle Freie Wähler) – sowie Feuerwehrkommandant Hermann Bleicher anwesend. „Es geht darum, dass die Gemeinde hören will, was die Jugendlichen auf dem Herzen haben“, sagte Bürgermeister Peter Rainer über den Sinn der Veranstaltung.
Parksituation wird bemängelt
Rainer und Leitz teilten Karten aus, auf denen die Jugendlichen die aus ihrer Sicht positiven und negativen Punkte in der Göge notierten. Zu jedem der geäußerten Punkte erläuterte Rainer dann Hintergründe. Am Schluss wurde eine Priorisierung vorgenommen, also die Jugendlichen gewichteten die positiven und negativen Punkte.
Die stärksten Kritikpunkte waren dabei „schlechte Ortsdurchfahrten“, und die Forderung nach einem besseren Internet. Auch der Punkt „Kriminalität“wurde hoch gewichtet, wobei allerdings nicht recht klar wurde, was genau mit diesem Begriff kritisiert wurde – vermutlich auch die derzeit häufiger in der Göge stattfindenden Graffiti-Schmierereien an öffentlichen Einrichtungen, wie Bürgermeister Peter Rainer mutmaßte. Zu diesem Punkt informierte er, dass man im Grunde genommen wisse, dass eine bestimmte Jugendclique in der Gemeinde dafür verantwortlich sei, doch man könne das bislang nicht konkret nachweisen. Die anwesenden Jugendlichen machten deutlich, dass auch sie die Schmierereien auch als störend empfinden.
Auf der Negativliste standen noch die Forderung nach mehr Feuerwehr-Fahrzeugen und die Forderung nach einem größeren FeuerwehrGerätehaus. Auch die derzeitige Parksituation in der Gräfin-MonikaStraße wurde bemängelt. Auffällig war, dass die Kritikpunkte eher solche waren, die auch Erwachsene so äußern würden – die Jugendlichen äußerten also keine jugendspezifische Kritik à la „In der Göge ist für Jugendliche nichts geboten“zum Beispiel. Das nahm Bürgermeister Rainer am Ende der Veranstaltung sichtlich zufrieden zur Kenntnis.
Als besonders positiv bewerteten die Jugendlichen, dass Bauwagen in der Gemeinde akzeptiert würden. Hierbei handelt es sich um ausrangierte Bauwagen, in denen Jugendliche sich treffen und feiern können . Viele Positiv-Bewertungen erhielt auch der Punkt „Viele Vereine und gute Gemeinschaft“. Das regelmäßig stattfindende Straßenfest wurde auch positiv hervorgehoben, ebenso der „Göge-Mat“: Bei der Metzgerei Braun kann man auch nach Feierabend an einem Automaten Grillgut einkaufen.
Ein Thema des Abends war der Jugendraum in Hohentengen. „Wer von euch war schon im Jugendraum?“, fragte Bürgermeister Rainer. Von den anwesenden Jugendlichen meldete sich keiner. Im Verlauf des Gesprächs wurde deutlich, dass sich im Jugendraum offenbar eher die Jugendlichen ohne Vereinsanbindung treffen. Wie Rainer berichtete, gebe es in der Gemeinde „hinter vorgehaltener Hand“Kritik wegen der Unterhaltskosten des Jugendraums. Gemeinderat Ernst Mayer sprach sich jedoch dafür aus, den Jugendraum auch weiter zu betreiben.
In einer Schlussrunde äußerten alle Teilnehmer ihre Zufriedenheit mit dem Abend. „Ich finde es gut, dass man Jugendliche auch fragt“, sagte eine Teilnehmerin. Dem stimmten auch die Gemeinderäte und der Bürgermeister zu. Vorgesehen ist, im Spätherbst wieder ein Jugendhearing zu veranstalten. Die Gründung eines Jugendgemeinderates, also eines festen Gremiums, ist hingegen bislang nicht anvisiert, wie auch deutlich wurde.