Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Sigurdssons Vorgabe: Nicht allzu höflich spielen!
Der frühere Handball-Bundestrainer testet mit Japan die Auswahl seines Nachfolgers Christian Prokop
TOKUSHIMA (SID/dpa) - Wenn Dagur Sigurdsson über das Wiedersehen mit seinen Europameistern spricht, geht dem sonst so wortkargen Isländer das Herz auf. „Ich freue mich wahnsinnig auf die Jungs. Ich habe sie ja lange nicht mehr gesehen“, sagte der Ex-Bundestrainer vor den Länderspielen mit Japans Handballern gegen sein früheres Team.
Sigurdsson, der die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) 2016 sensationell zum EM-Titel und anschließend zu Olympiabronze geführt hatte, kann seine Emotionen vor dem Rendezvous mit seiner Vergangenheit nicht gänzlich verbergen. „Da kommt ein gutes Gefühl auf“, sagte er mit Blick auf die Testspiele am heutigen Mittwoch in Tokushima und am Samstag in Tokio.
Für die deutsche Mannschaft von Sigurdsson-Nachfolger Christian Prokop steht beim Asien-Trip das Teambuilding an erster Stelle. Auch wenn Prokop vor den Duellen mit den international bestenfalls zweitklassigen Asiaten sagt: „Sie sind trickreich und haben viele wendige Spieler in ihren Reihen.“Man wolle sich vor den japanischen Fans „gut präsentieren und mit Blick auf die WM unser Spiel weiterentwickeln“.
Während die Partien für das DHBTeam einen sportlich überschaubaren Wert haben, sind sie für den kommenden Olympiagastgeber ein echter Höhepunkt. „Für die Spieler ist es sehr besonders, sie freuen sich sehr auf die großen Stars aus der Bundesliga. Aber ich hoffe, dass sie nicht allzu höflich spielen“, sagte Sigurdsson.
Die Prioritäten haben sich verschoben beim 45-Jährigen. Statt um Titel und Triumphe geht es plötzlich um die Basics. Bei der WM 2019 ist Japan nur dank einer Wildcard dabei (Sigurdsson: „Ein Crashkurs in Sachen große Turniere“), bei den Sommerspielen 2020 wird es wohl kaum um die Medaillen gehen. Bei der Asienmeisterschaft im Januar wurde Japan gerade mal Sechster.