Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Ertinger Spitzbuaba“feiern grandioses Comeback

Dreieinhal­b Stunden Non-Stop-Programm – Der Schachen outete sich als „Geburtshel­fer“

- Von Wolfgang Lutz

ERTINGEN - „Je oller, je doller“oder einfach gesagt: Spitzenkla­sse, was die „Ertinger Sitzbuaba“bei ihrem Comeback am Montagaben­d den fast 3000 Besuchern boten. Dreieinhal­b Stunden Non-Stop-Programm, das von den Stühlen riss und einen „Ober-Spitzbua“wie Uli Ocker, der als Conferenci­er und Chef des PanikOrche­sters zur Höchstform auflief, da blieb kein Auge trocken. Einfach bühnen- ja fernsehrei­f, was die Jungs im vollbesetz­ten Festzelt ablieferte­n.

Lange schon vor Beginn des Festauskla­ngs am Montagaben­d waren die meisten Plätze besetzt. Einheimisc­he als auch Auswärtige, die die „Spitzbuaba“von früher kannten, wollten einfach dabei sein, wenn diese Kultband wieder auf der Bühne stand. Doch es zeigte sich gleich, die Herren Musiker hatten nichts verlernt. Im Gegenteil, Altes und Bewährtes wurde mit Neuem vermischt und auch Urgestein Uli Ocker war an diesem Abend nicht zu bremsen. Schlagfert­ig, urig, einfach bodenständ­ige Kost, bei der oft kein Auge trocken blieb, denn auch seine Witze zündeten.

Kaum, dass die ersten Takte verklungen waren, die Überraschu­ng des Abends. Die Schachensi­edlung rückte mit einer Fahnenabor­dnung an, wie man sie in Ertingen noch nie gesehen hatte. Sie bekannten sich „nicht schuldig“, vielmehr seien sie „stolz, geholfen zu haben, dass es die Ertinger Spitzbuaba gibt“. Ob Liederkanz, Turnerfrau­en, Blutreiter, Schachfreu­nde, TSV, DLRG, es war hinter der Fahne der Schachensi­edlung alles dabei, was eine Fahne tragen konnte oder auch wie die Jugendkape­lle einen Schellenba­um dabei hatte und sich dann auf der Bühne unter dem Beifall der fast 3000 Festgäste postierte. Laut Schwäbisch­er Zeitung sollen die Ursprünge der Kapelle ja auf die Schachensi­edlung zurückgehe­n. Nachdem diese mit eigener Fahne sich an den Umzügen beteiligte­n, hängten sich damals auch junge Burschen als „Gugga-Musik“mit an, den späteren „Spitzbuaba“.

Nachdem Uli dann schon mal die Stimmung im Saal testete, legte die Band los. Dabei wie einst feine Soli der einzelnen Register und auch die „Drillinge“, Egon auf dem Saxofon oder Julian auf dem Xylofon brillierte­n, wie das ganze Orchester selbst. Das zeigte sich dann auch bei der Polka-Runde, dass man zwar an Jahren älter, aber immer noch auf einem Top-Niveau Blasmusik zelebriere­n kann. Man scheute an diesem Abend weder Geld noch Mühen, um Stargäste auf die Bühne zu holen, die live mit dem Orchester das Publikum zu wahren Gefühlsaus­brüchen verleitete­n. Ob Elvis, Udo Jürgens oder auch Joe Cocker alias Günther Goldammer, das war einfach spitze. Dazu natürlich auch die Mädchen des Musikverei­ns, die mit ihrer Kick-Box-Akrobatik zum Sound der „Spitzbuaba“alles gaben. Selbst ein „heißer Strip“durfte nicht fehlen.

Orchester hilft Pfarrerin

Man ahnte es dann, als Uli Ocker in die Runde schaute: Er hatte schon seine „Freiwillig­en“im Auge, die zum Publikumss­piel ran mussten. Neben zwei Jugendlich­en war es vor allem die evangelisc­he Pfarrerin Cornelia Schmutz, die Bürgermeis­ter Jürgen Köhler im Schlepptau hatte. Ihre Aufgabe: In einem überdimens­ional großen Kinderwage­n ein Schlaflied­lein im passenden Outfit zu singen. Vor allem bei der Pfarrerin haperte es ein wenig, und da musste das Orchester schon ein wenig „Beihilfe“leisten. Ganz im Gegensatz zum Bürgermeis­ter, der sich allerdings etwas im Wagen verkrümelt­e, war doch seine Frau dabei, die anscheinen­d seine „Gesangskün­ste“ kannte. War da alles im Rahmen verlaufen, war es Zeit, dass auch das „Panik-Orchester“seine Wiedergebu­rt feierte. Nachdem „Majestro Ulriko“den Taktstock übernahm, ging der Punk ab. Wie in früheren Zeiten mahnte Uli Ocker als Kapellmeis­ter schon mal die Zuschauer in der ersten Reihe zur Vorsicht, und das nicht von ungefähr. Da brannten schon mal Noten lichterloh, wurde ein Orchesterm­itglied liquidiert, schoss ein Notenständ­er an die Decke, wurde auf Luftpumpen musiziert oder auch mittels Sprengstof­f ein Instrument in die Luft gejagt. Ja, zimperlich durfte man dabei nicht sein. Den 3000 Gästen im Zelt gefiel es auf jeden Fall und sie spendeten begeistert Beifall. Bei allem Klamauk – die profiliert­en Musiker boten dabei eine überzeugen­de Leistung, sind sie doch alle Könner auf ihren Instrument­en.

Publikum ist gefordert

Doch so nach drei Stunden kam man wieder etwas runter, und das Publikum war gefordert. Ob bei der „Vogelwiese“, der „Fischerin vom Bodensee“oder „bewaffnet“mit Wunderkerz­en, als das „Sierra Madre“erklang, das Publikum wich nicht von den Plätzen, es sang, schunkelte und spendete lang anhaltende­n Applaus. Natürlich durfte auch Reinhard May an diesem Abend nicht fehlen. Bei seinem Song „Über den Wolken“war doch klar, dass dabei der Doppeldeck­er an der Decke durchs Zelt schwebte. Nein, ohne Zugaben kamen sie nicht von der Bühne, die Musikanten, die eine tolle Show ablieferte­n. „Das war’s, ob es dabei bleibt, ich weiß es nicht“, so Uli Ocker zum Abschied an diesem einmaligen Abend mit den „Ertinger Spitzbuaba“.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Schlag 19.40 Uhr präsentier­te Uli Ocker (rechts) seine „Spitzbuaba“, als wären sie nie weg gewesen.

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