Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
US-Klimaforscher warnen
Vergangene vier Jahre waren die wärmsten überhaupt
WASHINGTON/STUTTGART (dpa) Nicht nur in Deutschland ächzen Menschen und Tiere unter der anhaltenden Hitze, die gesamte Nordhalbkugel der Erde ist betroffen. Zugleich zeichnet die US-Klimabehörde NOAA in ihrem Jahresbericht 2017 das Bild eines sich weiter aufheizenden Planeten. Die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen im späten 19. Jahrhundert. Der über 300 Seiten starke Report, an dem mehr als 500 Forscher aus 65 Ländern mitgearbeitet hatten, verdeutlicht die Klimatrends: So stiegen die Konzentrationen an Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan 2017 auf Rekordwerte.
Und die Hitzewelle hält an. Im Süden Deutschlands erwarten die Meteorologen zum Wochenende erneut bis zu 37 Grad. Die Waldbrandgefahr steigt, vielerorts trocknen Flüsse aus, Sauerstoff in Seen wird knapp, Fische drohen zu verenden.
WASHINGTON - Die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen im späten 19. Jahrhundert. Das bestätigt der am Mittwoch veröffentlichte Jahresbericht 2017 der US-Klimabehörde NOAA, an dem mehr als 500 Forscher aus 65 Ländern mitgearbeitet hatten. Der Report fasst die weltweiten Klimatrends von 2017 zusammen. Das vergangene Jahr war demnach das drittwärmste Jahr seit Messbeginn. Es sei jedoch das wärmste Jahr gewesen, das nicht vom Klimaphänomen El Niño beeinflusst wurde, sagte NOAA-Klimaforscher Deke Arndt. Durch El Niño erwärmt sich in bestimmten Jahren der Pazifik.
In Deutschland war das Wetter der vergangenen vier Jahre unterschiedlich. „Dieser Sommer ist zwar extrem, aber der Juli 2017 beispielsweise war alles andere als heiß“, sagt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach (DWD). Beobachte man die Temperaturen jedoch seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1881, zeige sich: „Die Durchschnittstemperatur in Deutschland ist seitdem um 1,4 Grad gestiegen.“
Das Wetter in einzelnen Jahren kann laut DWD zwar „chaotisch“sein. Dazu gehöre auch der Sommer 2018, der aber bei Weitem keine Ausnahme sei. 2015 wurde in Kitzingen mit 40,3 Grad die höchste jemals gemessene Temperatur registriert. Auch in den Jahren 2006 und 2010 und im Jahrhundertsommer in 2003 habe die Sonne auf Deutschland niedergebrannt. Doch Temperaturen und Regenmenge der vergangenen Jahrzehnte zeigten eindeutige Trends. Die Schneefallgrenze in Deutschland ist laut DWD um 200 Meter gestiegen, das Frühjahr verschiebt sich immer weiter nach vorne. Trockene Sommer würden häufiger.
Meeresspiegel steigt weiter
Auch der Bericht verdeutlicht die sich teilweise verstärkenden Klimatrends eines sich aufwärmenden Planeten: Die Konzentrationen an Treibhausgasen wie CO2 und Methan stiegen 2017 auf neue Höchstwerte. Der durchschnittliche Meeresspiegel stieg im vergangenen Jahr ebenfalls zu einem neuen Höchststand und lag 7,7 Zentimeter über dem von 1993, als die Höhenmessung per Satellit eingeführt wurde. Seit 1993 sei der Meeresspiegel im Durchschnitt etwa drei Zentimeter pro Jahrzehnt gestiegen, schreiben die Autoren.
In der Arktis zeigen sich Anzeichen der zunehmenden Erderwärmung. Die Fläche des dort im September 2017 gemessenen Eises auf dem Meer war ein Viertel kleiner als im langfristigen Durchschnitt um diese Zeit. „Meereis in der Arktis ist in den letzten Jahren neu, dünn und anfällig dafür, zu brechen und zu schmelzen“, heißt es. „Die von altem, dickeren Eis bedeckte Fläche nimmt weiter ab.“Zehn der niedrigsten Eis-Werte seien in den Septembermonaten der vergangenen elf Jahre gemessen worden.
Die sich aufwärmenden Meere machen sich unterdessen vor allem an Korallenriffen bemerkbar. Die Korallenbleiche von Juni 2014 bis Mai 2017 sei zum einen wegen des langen Zeitraums ungewöhnlich gewesen, zum anderen aber, weil sie auch außerhalb des Klimaphänomens Niño geschehen sei. Korallen seien dabei mit Regenwäldern an Land zu vergleichen, da sie enorm viele Lebewesen auf sehr engem Raum beherbergen. Zudem bieten die Fische und weitere Tiere, die dort leben, laut NOAA bis zu einer Milliarde Menschen weltweit Nahrung. Außerdem seien sie Grundlage für den Sand an einigen Stränden und bieten Schutz vor Stürmen und Wellen. Besonders stark blichen die Korallenriffs im Pazifik aus – darunter um Guam, Amerikanisch-Samoa und Hawaii. Bei fast 30 Prozent der Korallenriffe weltweit nahm die Bleiche demzufolge zwischen 2014 und 2017 lebensbedrohliche Ausmaße an. Ein starkes Ausbleichen geschehe häufiger und wiederhole sich somit in kürzerer Zeit als die Korallenriffe benötigen, um sich davon zu erholen.