Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kunst, die Länder verbindet
Bei „Salem2salem“entstehen spannende, ortsspezifische Arbeiten
SALEM (sz) - Künstlerinnen aus den USA und Süddeutschland leben und arbeiten zur Zeit für drei Wochen auf Kloster und Schloss Salem. Zum fünften Mal findet dieser internationale Künstleraustausch im Bodenseekreis statt. Zur guten Tradition gehört es, die Stadt Friedrichshafen mit dem Zeppelin-Museum und die Bodensee-Kunstwege zu besuchen.
Sehr beeindruckt zeigten sich die amerikanischen Künstler von den Ausstellungsstücken im ZeppelinMuseum. Bei einer Führung mit Chris Comer durch die Technikabteilung wurden die vielfältigen und zum Teil sehr konfliktgeladenen Berührungspunkte in der Geschichte zwischen den USA und Deutschland thematisiert.
Im Anschluss führte Sabine Mücke durch die Sonderausstellung „Eigentum verpflichtet“, bei der es um die Aufarbeitung möglicher NSRaubkunstexponate im ZeppelinMuseum geht.
Ob die 22 Künstler aus den Bereichen Literatur, Musik, Installation, Performance, Bildhauerei und Malerei ihre Eindrücke aus der dichten, zweistündigen Führung in ihre Werke miteinfließen lassen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Zumindest nahm der amerikanische Künstler David Brieske aus Miami Atmosphärenstimmungen im Museum auf, die er in Zusammenarbeit mit dem Musiker Ralf Bauer aus Mittelfranken in eine Musikcollage einfließen lassen will. Schon konkreter arbeitet die in China geborene Künstlerin Lu Xu an einem plastischen Projekt, das eine Verbindung zwischen dem Salemer Münster und Südchina herstellen soll. Die Oberfläche eines Sandsteins, gefunden auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Salem in der passenden Farbigkeit zu den Molasse-Sandsteinen des Bodenseebeckens, wurde von Xu bearbeitet und ausgehöhlt. Verbunden ist er nun mit aus China mitgebrachten raumgreifenden Bambusstreifen, sodass die Kombination auf einen Bezug und auf Zusammengehörigkeit zu einer, wenn auch fragilen, Weltgemeinschaft hindeutet.
Die amerikanische Bildhauerin Kelly Cave setzt sich mit dem Ort Salem auseinander. In einer Ansammlung kleiner kupferner Metallbleche trieb sie in der Kunstschmiede von Michael Denker barocke, im Kloster gefundene Muster in die glatte Oberfläche. Bei ihren Gängen durch Kloster und Schloss Salem fand sie zudem immer wieder tote Insekten.
Die präparierten Chitinpanzer von Eintagsfliegen, Wespen, Käfern oder Faltern bringt sie nun auf die Bleche und erzählt so vom heutigen (tierischen) Leben im Schlossgelände. Auch der in Freudenstadt im Schwarzwald geborene Hans Winkler ging auf Erkundungstour. Fündig geworden ist er bei den Dachdeckern, die gerade am Dachstuhl im Westtrakt des ehemaligen Klosters arbeiten.
Winkler, ein sehr unorthodox und experimentell arbeitender Künstler, bekam einen alten Dachziegel, dessen Oberfläche er als ersten Schritt spontan an einigen Stellen wegspritzte.
Gespannt sein kann man nun auf die kommende Ausstellung, bei der das eine oder andere Werk mit Bezug zur Bodenseeregion und zu Salem präsentiert wird. Auch produktive Kooperationen zwischen verschiedenen Künstlern, zwischen verschiedenen Disziplinen und Gattungen werden ganz aktuell entwickelt und gezeigt.
Die öffentliche Vernissage der Ausstellung findet am Freitag, 24. August, um 19 Uhr, in der Prälatur des Klosters und im Schloss Salem statt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.