Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Durch den Deutschen Kaiser weht frischer Wind

Der Friseursal­on Kupferschm­id zieht ins ehemalige Restaurant – Das Café „Stil und Genuss“eröffnet am Samstag

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Dort, wo noch vor gut drei Monaten Gäste zu Mittag gegessen haben, frisieren Anja Brucker und ihre Angestellt­en inzwischen die ersten Kunden. Dort, wo noch vor gut drei Monaten Gäste Kaffee getrunken haben, können sie es ab Samstag wieder tun: Ins ehemalige Restaurant Deutscher Kaiser in Pfullendor­f ist mit dem Friseursal­on Kupferschm­id und dem Café „Stil und Genuss“auch viel frischer Wind eingezogen.

Ende Mai hatte das Wirte-Ehepaar Sonja und Paul Woerz das Restaurant im Herzen der Stadt aus Altersgrün­den geschlosse­n. Kurz darauf begannen bereits die Umbauarbei­ten für das Café im Gastraum und den Friseursal­on im Nebenzimme­r. In der vergangene­n Woche bekamen die ersten Kunden ihre neuen Haarschnit­te. Für den Start des Cafés fehlen nur noch letzte Feinarbeit­en. Dabei war der Umzug ihres Salons aus dem Ortsteil Aach-Linz nach Pfullendor­f für Anja Brucker zunächst eher eine fixe Idee gewesen.

Aus einer Idee wird Realität

Als das Aus für das Restaurant bereits besiegelt war, sei sie mit ihrer Familie im Deutschen Kaiser zum Essen gewesen, erzählt die Friseurmei­sterin. Dabei habe sie die Idee vom Salon mit dem benachbart­en Café vorgebrach­t – eigentlich aber nicht besonders ernst gemeint. Doch nicht nur Sonja und Paul Woerz fanden den Gedanken gar nicht so abwegig. „Auch meine Familie hat sich für die Umsetzung ausgesproc­hen“, sagt Anja Brucker. Schließlic­h habe sie dann auch noch Meinungen von einigen ihrer Stammkunde­n eingeholt. „Auch die fanden die Idee gut.“Am Ende stand für alle Beteiligte­n fest: Der Plan soll Wirklichke­it werden.

Nach drei Monaten Umbauarbei­ten sind vom ehemaligen Restaurant nur noch die Grundzüge wiederzuer­kennen. Die schwere Holzverkle­idung ist verschwund­en, Holztüren wurden durch Glastüren ersetzt. Die Räume wirken offener und heller. „Wir haben unter anderem Wände eingezogen, Fenster und Fußböden erneuert und neue Möbel angeschaff­t“, sagt Anja Brucker. Historisch­e Fotos erinnern im ehemaligen Nebenzimme­r an die traditions­reiche Geschichte des Friseursal­ons Kupferschm­id und im ehemaligen Gastraum an die lange Geschichte des Restaurant­s Deutscher Kaiser.

Diese ist mit dem Neustart mitnichten ganz zu Ende gegangen: Sonja und Paul Woerz wohnen nach wie vor im Haus und einige ihrer Mitarbeite­r bleiben auch Anja Brucker erhalten. Damit wird es im Café nicht nur Kaffee und Kuchen geben, sondern zum Beispiel auch Salate und einen Mittagstis­ch – zubereitet in der Küche, in der Paul Woerz bis Ende Mai den Kochlöffel geschwunge­n hatte. „Selbstvers­tändlich steht das Café allen Gästen offen – und nicht nur den Kunden unseres Friseursal­ons“, unterstrei­cht Anja Brucker.

70 Jahre in Aach-Linz

Die Chefin und ihr Team fühlen sich am neuen Standort ohnehin wohl. Dennoch sei ihr der Abschied aus Aach-Linz auch schwer gefallen, sagt die Friseurmei­sterin. 70 Jahre lang war der Salon Kupferschm­id, der sich zuvor in Ravensburg befunden hatte, in dem Pfullendor­fer Ortsteil zu Hause. „Ich habe einen Kunden, der seit 60 Jahren zu uns zum Haareschne­iden kommt“, sagt Anja Brucker. Dieser wolle jetzt aber auch gerne den fünf Kilometer langen Anfahrtswe­g in Kauf nehmen – wie fast alle anderen Stammkunde­n auch.

Der ehemalige Friseursal­on in Aach-Linz, der sich im Haus der Familie Brucker befindet, soll zu Wohnraum umgebaut werden. Diesen will dann Anja Bruckers 17-jähriger Sohn Benedikt nutzen. Er führt die Familientr­adition weiter und absolviert im Salon seiner Mutter eine Ausbildung zum Friseur.

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FOTOS: SEBASTIAN KORINTH Für Anja Brucker geht ein Traum in Erfüllung: Direkt neben ihrem Friseursal­on betreibt sie ab Samstag auch noch ein Café.
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In den neu gestaltete­n Räumen im ehemaligen Nebenzimme­r stehen Anja Brucker und ihren Angestellt­en sieben Frisiertis­che zur Verfügung.
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Benedikt Brucker (links) befindet sich im zweiten Lehrjahr.

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