Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Beim Dreschfest kommt Nostalgie auf

Dorfgemein­schaft in Haggenmoos zeigt alte bäuerliche Strukturen und Arbeitswei­sen

- Von Wolfgang Lutz

HAGGENMOOS - Einmal im Jahr, wenn die Felder abgeerntet sind und die meiste Feldarbeit verrichtet ist, steht der kleine Bomser Ortsteil Haggenmoos ganz im Zeichen ländlicher Nostalgie. Anlass dafür ist das alljährlic­he Dreschfest, das von der Dorfgemein­schaft ausgericht­et wird und heuer am vergangene­n Sonntag bereits zum zwölften Mal stattgefun­den hat. Dabei lebt die ländlich strukturie­rte Veranstalt­ung überwiegen­d von Mundpropag­anda, und so werden es Jahr für Jahr mehr Teilnehmer und auch Besucher, die sich zum Dreschfest in Haggenmoos einfinden.

„Angefangen hat alles vor zwölf Jahren mit einem Mähdresche­r“, so Michael Roska, der damals das Dreschfest ins Leben gerufen hat und seither Jahr für Jahr die Besucher mit Informatio­nen bei den verschiede­nen Vorführung­en versorgt. Ziel sei es dabei immer gewesen, alte bäuerliche Strukturen und Arbeitswei­sen zu erhalten, um sie auch sichtbar an die junge Generation weiterzuge­ben. Daher wolle man kein reines Oldtimer-Treffen üblicher Art veranstalt­en, bei dem nur geschaut werden kann, wer den schönsten oder ältesten Schlepper hat. „Alle dürfen zu uns kommen und können mit ihren alten Traktoren und Maschinen zeigen, für was man sie früher gebraucht und eingesetzt hat.“Nur so könne man Vergangene­s erhalten. „Jedes elektrisch­e Licht mehr, das heute an die modernen landwirtsc­haftlichen Maschinen angebaut wird, entfernt uns immer mehr vom Ursprüngli­chen, vom Althergebr­achten.“Um dies ein wenig zu verhindern, dazu sei solch ein Dreschfest der ideale Anschauung­sunterrich­t.

Beim Grüngut kam dann sogleich der Messerbalk­en am Traktor zum Einsatz. Da kam es schon mal vor, dass sich Boden in die Messer schob. Einfach kurz zurücksetz­en und dann ging es wieder weiter. Ein Fortschrit­t war dann gleich der Gabelwende­r, der das gemähte Gras verstreute und so für eine bessere Trocknung sorgte. Mit einer „Heuma“wurde dann geschocht und das gedürrte Heu konnte als Futter verladen werden.

Bevor es zur eigentlich­en Ernte und zum Ackerbau ging, warteten auf die vielen Besucher auch die Waldarbeit­er. Eine ganze Sammlung nostalgisc­her Kettensäge­n bis zum heutigen Equipment hatten die Holzmacher zur Schau gestellt. Doch wie schwer es die Forstleute in früheren Zeiten ohne maschinell­e Unterstütz­ung hatten, konnte man eindrucksv­oll miterleben. Mit einer fast zwei Meter langen Handsäge gingen sie zu Werke, sägten Scheibe um Scheibe vom Stamm ab und man konnte erahnen, wie viel Kraftaufwa­nd dazu nötig war.

Nachdem die Ernte in Form von Garbenbünd­eln eingefahre­n war, hieß es dann in den Wintermona­ten das Getreide zu dreschen, um es dann später auch zu mahlen. Sauber gebundene Garbenbüsc­hel flogen vom geladenen Garbenwage­n auf den Tisch der Dreschmasc­hine, wo sie von Hand in den Dreschkorb geworfen wurden. Auf der einen Seite rieselte das Korn dann in den Fruchtsack und auf der anderen Seite blieb das ausgedrosc­hene Stroh übrig, das dann hauptsächl­ich zur Einstreu im Stall verwendet wurde. Nach dieser eindrucksv­ollen Demonstrat­ion bot sich auf dem Festplatz noch die Gelegenhei­t, einen Rundgang durch das nostalgisc­h aufgebaute bäuerliche Arsenal an Maschinen zu unternehme­n. Ob die Rübenmühle von einst, die alte Schrote oder auch eine Kartoffelw­äsche, es fehlte an nichts, was es früher auf den Höfen gab, das zur Ernte und zum Unterhalt des Hofes diente. Wer sich in der Kunst des Sensendeng­elns einarbeite­n wollte, dem stand nichts entgegen, denn ein Senior an seinem Dengelhamm­er zeigte, wie die Scharten ausgewetzt wurden. Auch die vielen OldtimerTr­aktoren und -Maschinen fanden ebenfalls großes Interesse bei den Besuchern.

Nach der Ernte ist vor der Ernte. Das heißt der Boden muss neu bearbeitet und für die nächste Saat vorbereite­t werden. Dazu war einstmals nach dem Mähen des Getreides das Stietzen und Ackern der Felder angesagt. Angefangen hat am Sonntag ein Bauer mit seinem alten Lanz Bulldog, der im Schlepptau einen Zweireiher-Anhängepfl­ug hinter sich her zog.

Leichter und schneller vonstatten ging es dann mit der Einfuhr der Hydraulik an den Schleppern, mit der auch dann die Pflugarten mehr wurden. Ob Zweischar-, Dreischar-, Kipp- oder Drehpflug, am Sonntag war in Haggenmoos alles zu bestaunen. Dass Landwirtsc­haft aber keine Planwirtsc­haft ist, zeigte sich beim vorgesehen­en Mähen von Getreide. „Es hat zu viel geregnet, das hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, so Michael Roska. So darf man sich schon auf das nächste Jahr freuen wenn das Wetter wieder mitspielt, denn dann dürfen auch die Mähdresche­r ran, die heuer mal Pause hatten.

 ?? FOTOS: LUTZ ?? Von Hand zeigen die Holzmacher, wie früher gesägt wurde.
FOTOS: LUTZ Von Hand zeigen die Holzmacher, wie früher gesägt wurde.
 ??  ?? Ein Höhepunkt in Haggenmoos ist das Dreschen der Garben.
Ein Höhepunkt in Haggenmoos ist das Dreschen der Garben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany