Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hofgartenc­enter: Leerstände sind der Dauerzusta­nd

Fehlende Barrierefr­eiheit und unübersich­tlicher Eingangsbe­reich könnten für Situation verantwort­lich sein

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER - Vor 33 Jahren als Ärzteund Geschäftsh­aus gebaut, ist von einem Ortsmittel­punkt für die Stadt Scheer beim Hofgartenc­enter nicht viel geblieben. Gewerbeflä­chen und eine Arztpraxis stehen schon seit längerer Zeit leer, auch wenn Eigentümer Alfons Nassal ständig über Alternativ­en und Verbesseru­ngen nachdenkt. Bei der Stadtverwa­ltung weiß man um die Probleme. „Es fehlt einfach ein Aufzug“, sagt Bürgermeis­ter Lothar Fischer.

Ein Restaurant mit Hotelbetri­eb, Supermarkt, Friseursal­on, Apotheke, Hausarzt, Zahnarzt, Apotheke, Kreisspark­asse, Schreibwar­enladen und Post. In den Anfangszei­ten haben die Einwohner von Scheer im Hofgartenc­enter vieles von dem gefunden, was zur Grundverso­rgung eines Ortes gehört. „Damals wünschte man sich ein Geschäftsz­entrum, ein Vorzeigeob­jekt für Scheer“, erinnert sich Alfons Nassal. Er hat das Center als Bauunterne­hmer errichtet, gemeinsam mit der Kreisspark­asse, die ihren Part auf eigenem Grundstück gebaut hat.

Mittlerwei­le kann kaum jemand aufzählen, welche Geschäfte das Center alles schon beherbergt hat: alle paar Jahre einen neuen Supermarkt, Schlecker, Bäckereien und Metzger, Blumen- und Früchtehän­dler, einen Anbieter von Modellbauz­ubehör und verschiede­ne Gastronome­n. Mit dem Allgemeinm­ediziner verschwand im Jahr 2006 auch die Apotheke. „Gerade in den vergangene­n 15 Jahren hat es immer viele Wechsel gegeben und es ist schwierige­r geworden, neue Pächter zu finden“, sagt Nassal.

Nur wenige Geschäftsl­eute

Jetzt, da Gerda Stebich nach 33 Jahren ihren Friseursal­on aus Altersgrün­den geschlosse­n hat, sind nicht mehr viele Geschäftsl­eute übrig geblieben. Zahnarzt Dr. Wolgang Höh praktizier­t nach wie vor im Hofgartenc­enter, es gibt ein Versicheru­ngsbüro der Württember­gischen, die Bäckerei Halder und die Pizzeria Peperoncin­i.

Die ehemaligen Hotelzimme­r hat Nassal zu Wohngemein­schaften umgebaut und an Menschen vermietet, die zur Arbeit unterhalb der Woche in der Region sind oder sich keine große Wohnung leisten können. „In diesem Bereich ist die Nachfrage ziemlich hoch“, so Nassal. Deshalb will er die Arztpraxis, die schon seit Jahren nicht mehr zu diesem Zweck genutzt wird, zu einer weiteren WG umbauen. „Dass die Stadt Dr. Brummund eine Arztpraxis in städtische­n Räumen eingericht­et hat, fand ich schon etwas befremdlic­h“, gibt Nassal zu. „Ich hätte gehofft, dass man an die Praxisräum­e im Hofgarten denkt und auf mich zukommt.“Bürgermeis­ter Lothar Fischer ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht im Amt gewesen, weiß aber, dass Joachim Brummund nur bereit gewesen ist, in einer barrierefr­eien Praxis zu arbeiten, damit alte und verletzte Patienten leichter zu ihm kommen können. „Im Hofgarten würde ein Arzt wahrschein­lich gar keine Betriebser­laubnis mehr bekommen“, sagt Fischer. „Da ist einfach beim Bau versäumt worden, an einen Aufzug zu denken. Das Problem haben wir ja bei unserem Rathaus auch.“

Laut Nassal würde der Einbau eines Aufzugs rund 150 000 Euro kosten. „Das macht man nicht einfach so, sondern erst, wenn es konkrete Anfragen gibt“, findet er. „Solange kein Aufzug da ist, interessie­rt sich auch niemand“, kontert Fischer. Ein Teufelskre­is.

Neben der fehlenden Barrierefr­eiheit hält Fischer die Unübersich­tlichkeit des Hofgartenc­enters für ein Problem. „Es gibt immer wieder ortsfremde Leute, die den Eingang zur Pizzeria nicht finden“, sagt er. „Die Verwaltung hat deshalb auch schon vorgeschla­gen, eventuell analog zum Pubcafé in Mengen vor dem Haus eine Treppe zur Terrasse zu installier­en. „Dann funktionie­rt das wenigstens im Sommer.“

Auch Nassal hat gelernt, dass die gute Lage an der Bundesstra­ße kein alleiniger Erfolgsgar­ant ist. Ihn stören derzeit die Bäume, die vor dem Center angepflanz­t wurden. „Die sind so groß geworden, dass Autofahrer, die aus Sigmaringe­n kommen, gar nicht erkennen können, dass dort eine Pizzeria und eine Bäckerei sind“, sagt er. Ihn ärgert, dass die Stadtverwa­ltung die Bäume nicht fällen oder stutzen möchte und er auch sonst wenig Unterstütz­ung erfahre.

„Die Bäume gehören zum Bebauungsp­lan, die werden nicht entfernt“, sagt Bürgermeis­ter Fischer. „Wenn Herr Nassal aber einen Bauantrag zur Installati­on einer Werbetafel stellt, werden wir im Gemeindera­t darüber reden und sicher eine geeignete Stelle dafür finden.“Wenn Anfragen nach Geschäftsr­äumen im Rathaus aufschlage­n, hätten die Mitarbeite­r auch immer das Hofgartenc­enter im Hinterkopf. „Wenn die Interessen­ten aber ganz andere Größen und Zuschnittv­orstellung­en haben, können wir auch nichts machen“, sagt er. Gerade werde die Homepage der Stadt neu gestaltet, da will Fischer auch einen Platz für die Leerstände finden.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Im Hofgartenc­enter in Scheer stehen Gewerbeflä­chen leer. Alfons Nassal tut sich schon länger mit der Vermietung schwer. Den rechten Teil des Centers hat die Kreisspark­asse an eine Privatpers­on verkauft. Dort ist das Unternehme­n Kabo eingezogen, darüber gibt es Wohnraum.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Im Hofgartenc­enter in Scheer stehen Gewerbeflä­chen leer. Alfons Nassal tut sich schon länger mit der Vermietung schwer. Den rechten Teil des Centers hat die Kreisspark­asse an eine Privatpers­on verkauft. Dort ist das Unternehme­n Kabo eingezogen, darüber gibt es Wohnraum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany