Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hofgartencenter: Leerstände sind der Dauerzustand
Fehlende Barrierefreiheit und unübersichtlicher Eingangsbereich könnten für Situation verantwortlich sein
SCHEER - Vor 33 Jahren als Ärzteund Geschäftshaus gebaut, ist von einem Ortsmittelpunkt für die Stadt Scheer beim Hofgartencenter nicht viel geblieben. Gewerbeflächen und eine Arztpraxis stehen schon seit längerer Zeit leer, auch wenn Eigentümer Alfons Nassal ständig über Alternativen und Verbesserungen nachdenkt. Bei der Stadtverwaltung weiß man um die Probleme. „Es fehlt einfach ein Aufzug“, sagt Bürgermeister Lothar Fischer.
Ein Restaurant mit Hotelbetrieb, Supermarkt, Friseursalon, Apotheke, Hausarzt, Zahnarzt, Apotheke, Kreissparkasse, Schreibwarenladen und Post. In den Anfangszeiten haben die Einwohner von Scheer im Hofgartencenter vieles von dem gefunden, was zur Grundversorgung eines Ortes gehört. „Damals wünschte man sich ein Geschäftszentrum, ein Vorzeigeobjekt für Scheer“, erinnert sich Alfons Nassal. Er hat das Center als Bauunternehmer errichtet, gemeinsam mit der Kreissparkasse, die ihren Part auf eigenem Grundstück gebaut hat.
Mittlerweile kann kaum jemand aufzählen, welche Geschäfte das Center alles schon beherbergt hat: alle paar Jahre einen neuen Supermarkt, Schlecker, Bäckereien und Metzger, Blumen- und Früchtehändler, einen Anbieter von Modellbauzubehör und verschiedene Gastronomen. Mit dem Allgemeinmediziner verschwand im Jahr 2006 auch die Apotheke. „Gerade in den vergangenen 15 Jahren hat es immer viele Wechsel gegeben und es ist schwieriger geworden, neue Pächter zu finden“, sagt Nassal.
Nur wenige Geschäftsleute
Jetzt, da Gerda Stebich nach 33 Jahren ihren Friseursalon aus Altersgründen geschlossen hat, sind nicht mehr viele Geschäftsleute übrig geblieben. Zahnarzt Dr. Wolgang Höh praktiziert nach wie vor im Hofgartencenter, es gibt ein Versicherungsbüro der Württembergischen, die Bäckerei Halder und die Pizzeria Peperoncini.
Die ehemaligen Hotelzimmer hat Nassal zu Wohngemeinschaften umgebaut und an Menschen vermietet, die zur Arbeit unterhalb der Woche in der Region sind oder sich keine große Wohnung leisten können. „In diesem Bereich ist die Nachfrage ziemlich hoch“, so Nassal. Deshalb will er die Arztpraxis, die schon seit Jahren nicht mehr zu diesem Zweck genutzt wird, zu einer weiteren WG umbauen. „Dass die Stadt Dr. Brummund eine Arztpraxis in städtischen Räumen eingerichtet hat, fand ich schon etwas befremdlich“, gibt Nassal zu. „Ich hätte gehofft, dass man an die Praxisräume im Hofgarten denkt und auf mich zukommt.“Bürgermeister Lothar Fischer ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht im Amt gewesen, weiß aber, dass Joachim Brummund nur bereit gewesen ist, in einer barrierefreien Praxis zu arbeiten, damit alte und verletzte Patienten leichter zu ihm kommen können. „Im Hofgarten würde ein Arzt wahrscheinlich gar keine Betriebserlaubnis mehr bekommen“, sagt Fischer. „Da ist einfach beim Bau versäumt worden, an einen Aufzug zu denken. Das Problem haben wir ja bei unserem Rathaus auch.“
Laut Nassal würde der Einbau eines Aufzugs rund 150 000 Euro kosten. „Das macht man nicht einfach so, sondern erst, wenn es konkrete Anfragen gibt“, findet er. „Solange kein Aufzug da ist, interessiert sich auch niemand“, kontert Fischer. Ein Teufelskreis.
Neben der fehlenden Barrierefreiheit hält Fischer die Unübersichtlichkeit des Hofgartencenters für ein Problem. „Es gibt immer wieder ortsfremde Leute, die den Eingang zur Pizzeria nicht finden“, sagt er. „Die Verwaltung hat deshalb auch schon vorgeschlagen, eventuell analog zum Pubcafé in Mengen vor dem Haus eine Treppe zur Terrasse zu installieren. „Dann funktioniert das wenigstens im Sommer.“
Auch Nassal hat gelernt, dass die gute Lage an der Bundesstraße kein alleiniger Erfolgsgarant ist. Ihn stören derzeit die Bäume, die vor dem Center angepflanzt wurden. „Die sind so groß geworden, dass Autofahrer, die aus Sigmaringen kommen, gar nicht erkennen können, dass dort eine Pizzeria und eine Bäckerei sind“, sagt er. Ihn ärgert, dass die Stadtverwaltung die Bäume nicht fällen oder stutzen möchte und er auch sonst wenig Unterstützung erfahre.
„Die Bäume gehören zum Bebauungsplan, die werden nicht entfernt“, sagt Bürgermeister Fischer. „Wenn Herr Nassal aber einen Bauantrag zur Installation einer Werbetafel stellt, werden wir im Gemeinderat darüber reden und sicher eine geeignete Stelle dafür finden.“Wenn Anfragen nach Geschäftsräumen im Rathaus aufschlagen, hätten die Mitarbeiter auch immer das Hofgartencenter im Hinterkopf. „Wenn die Interessenten aber ganz andere Größen und Zuschnittvorstellungen haben, können wir auch nichts machen“, sagt er. Gerade werde die Homepage der Stadt neu gestaltet, da will Fischer auch einen Platz für die Leerstände finden.