Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Säugling hat nach seiner Geburt gelebt
Todesursache nach wie vor nicht bekannt – Polizei setzt 16-köpfige Ermittlungsgruppe ein
FROHNSTETTEN - Der Säugling, der am Montag tot in einem Waldstück in Frohnstetten gefunden wurde, ist am vergangenen Wochenende zur Welt gekommen. Das ist das vorläufige Ergebnis der Obduktion. Wie Polizei und Staatsanwalt am Donnerstagnachmittag gemeinsam mitteilten, hat der Junge demnach nach seiner Geburt gelebt; zur genauen Todesursache ist aber nach wie vor nichts bekannt. „Sie steht immer noch nicht fest“, sagt Polizeisprecher Markus Sauter vom Polizeipräsidium Konstanz auf Nachfrage. Laut Staatsanwalt Markus Engel ist die Obduktion abgeschlossen; in der Gerichtsmedizin erfolgen nun weitere medizinische Untersuchungen.
Das Neugeborene war zusammen mit einem 160 mal 80 Zentimeter großen Handtuch und einer Papiertüte neben einem Waldweg abgelegt worden. Ob der Gebärvorgang dort oder ganz woanders stattgefunden hat, ist ebenfalls noch unbekannt. Beim Kriminalkommissariat Sigmaringen wurde eine 16-köpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt, die sich mit der Aufklärung dieses Falls beschäftigt – doch eine heiße Spur fehlt nach wie vor. „Es sind vielleicht ein Dutzend Hinweise eingegangen“, sagt Sauter. „Durch die Veröffentlichung der Fotos von Handtuch und Tüte erhoffen wir uns einiges.“
Das Baby war am Montag von einem Zeugen bei Arbeiten in seinem Wald gefunden worden. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte der kleine Junge dort vermutlich einen Tag lang gelegen. Zur Klärung der genauen Todesursache, des Todeszeitpunkts und des Alters des Säuglings hatte die Staatsanwaltschaft Hechingen beim zuständigen Amtsgericht die Obduktion des Neugeborenen beantragt. Zur Identität der Kindsmutter ist bislang noch nichts bekannt. Die Ermittler schließen auch nicht aus, dass der Säugling von jemandem dort abgelegt wurde, der nicht in der Gegend wohnt. Die Auswertung der Spuren ist laut Polizeisprecher Markus Sauter noch nicht abgeschlossen.
In Frohnstetten ist der grausige Fund Gesprächsthema Nummer 1. Die Menschen zeigen sich tief betroffen und schockiert vom Tod des Säuglings. Die einhellige Meinung ist, dass dieser in Zeiten von Babyklappen und anonymer Geburt sinnlos war. Viele wollen sich aber auch nicht an Spekulationen beteiligen, so lange zu den genauen Umständen des Todes nichts bekannt ist.
In der Raumschaft gibt es Babyklappen in Singen, VillingenSchwenningen und Friedrichshafen. Wenn eine Mutter ihr Kind in andere Hände geben möchte, kann sie es dort anonym abgeben. Außerdem ermöglicht eine Gesetzesänderung Frauen seit einigen Jahren eine vertrauliche Geburt. Krankenhäuser garantieren ihnen eine medizinisch betreute Entbindung und dabei eine gewisse Anonymität.
Die 16-köpfige Ermittlungsgruppe ist beim Kriminalkommissariat Sigmaringen unter der Telefonnummer 07571/10 40 zu erreichen. Wer am vergangenen Wochenende Beobachtungen gemacht hat, die im Zusammenhang mit dem Geschehen stehen können oder Hinweise zur Herkunft des Handtuches oder der Papiertüte geben können, soll sich bei der Polizei zu melden.