Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hüterinnen der Savanne
Ehemalige Prostituierte, Gewaltopfer und verlassene Mütter kämpfen in Simbabwe gegen Wilderer
Gründer ist ein Australier
Die Frauen hätten sich als unbestechlich und furchtlos bewiesen, sagt Damien Mander, ein großer tätowierter Australier, der das Projekt vor einem Jahr ins Leben gerufen hat. „Frauen sind die Zukunft des Naturschutzes“, sagt Mander, der in Australiens Spezialeinheiten gedient hat und auch im Irak und in Afghanistan im Einsatz war. „Diese Frauen, die wie Dreck behandelt wurden, waren meistens Opfer von Männern. Wenn man sie jetzt sieht, sind sie Anführerinnen“, Primrose (li.), hier in ihrem Dorf mit ihrer Tochter auf dem Arm, ist Mitglied der ersten ausschließlich weiblichen simbabwischen Anti-Wilderer-Einheit, deren Mitglieder im Phundundu Wildtierpark patrouillieren.
sagt er. „Das Wichtigste ist, dass diese Frauen nicht korrupt sind.“
Bevor Mander die Wildhüterinnen rekrutierte, hatte keine der Frauen je mit einer Waffe geschossen. Über Naturschutz wussten sie wenig. Seit Beginn des Programms vor
neun Monaten haben die Rangerinnen 51 Verhaftungen vorgenommen, die meisten führten zu Strafverfolgungen.
In einem Fall folgten die Frauen einer Gruppe von drei Wilderern 20 Kilometer weit, erinnert sich Mander. Auf der Jagd nach Elfenbein hatten
die Wilddiebe Wasserstellen von Elefanten mit Zyanid vergiftet. Die Region beheimatet einen der größten Elefantenbestände der Welt, sagt Mander. Durch die Wilderei verringerte sich ihre Zahl demnach von etwa 20 000 im Jahr 2002 auf jetzt nur noch 11 000.
Das nördliche Naturschutzgebiet in der Nähe des beliebten Touristenziels Mana-Pools-Nationalpark ist ein früheres Revier für die Trophäenjagd, die der örtlichen Bevölkerung viel Geld einbrachte. Wegen des weltweiten Drucks von Naturschützern hat die Jagd aber in den vergangenen Jahren stark nachgelassen.
Das Frauenprojekt soll die finanzielle Lücke schließen, indem die Wildhüterinnen zu Versorgerinnen werden. Die Stiftung wird von Nichtregierungsorganisationen und privaten Spendern finanziert. Mehr als 60 Prozent der Einnahmen flössen zurück in die lokale Wirtschaft, sagt Mander.
„Mein Job als Wildhüterin hat mich zu einer unabhängigen Frau gemacht.“
Nyaradzo Hoto, Mitglied der „Tapferen“
Die Rangerinnen sind auch als Puffer zwischen den Siedlungen und den offenen Reservaten zu verstehen. Konflikte zwischen Menschen und Tieren um Land und Nahrung sind ein Problem in vielen Teilen Afrikas. Tiere dringen auf die Felder der Dorfbewohner ein und fressen die Ernte, im Gegenzug rächen sich die Menschen mit Wilderei und Vergiftung.
Die meisten Wildhüterinnen haben Kinder. Als Alleinverdiener unterstützen sie ganze Großfamilien. Bei einem Besuch daheim umarmt Rangerin Primrose ihre kleine Tochter vor der Lehmhütte ihrer Familie. Als sie sich das erste Mal um eine Stelle bei den Wildhüterinnen beworben hatte, hätten sie die Männer im Dorf ausgelacht, sagt die 22-Jährige. Jetzt werde sie dagegen respektiert.
Traumata-Verarbeitung
Die Frauen haben mehrere Male im Monat Beratungsgespräche, um ihre verschiedenen Traumata zu verarbeiten. Durch ihre neuen Fähigkeiten, ihren Lohn und ihre Unabhängigkeit haben sie neues Selbstbewusstsein gewonnen. „Meine Tochter ist stolz auf mich“, sagt Rangerin Hoto. „Ich kann auf meinen eigenen Füßen stehen.“