Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ärztin auf dem Land – warum nicht?

Stadt Bad Saulgau fördert Medizinstu­dentin Janina Strobel mit monatlich 100 Euro

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Die Stadt Bad Saulgau fördert die Medizinstu­dentin Janina Strobel aus Bolstern mit monatlich 100 Euro. Die Stipendiat­in ist nicht verpflicht­et, im Anschluss an ihr Studium in Köln ihren Beruf als Ärztin in Bad Saulgau auszuüben. Aber die 22-Jährige kann es sich durchaus gut vorstellen. Janina Strobel ist nach Lena Böhme aus Bogenweile­r die zweite Medizinstu­dentin, die von diesem Förderprog­ramm profitiert.

Vom Dorf in die Großstadt: Janina Strobel studiert Medizin im vierten Semester an der Universitä­t in Köln. Nach ihrem Abitur am Störck-Gymnasium Bad Saulgau mit einem Notendurch­schnitt von 1,7 hatte sie sich zuerst für ein Studium der Elektrotec­hnik entschiede­n, das sie aber nach einem Semester beendete. Ein einwöchige­s Praktikum im Krankenhau­s Bad Saulgau weckte ihr Interesse für den Beruf des Mediziners. „Das fand ich sehr interessan­t“, sagt Strobel, deren Mutter als Chirurgiea­ssistentin im Krankenhau­s Bad Saulgau arbeitet.

Janina Strobel machte sich schlau über die Zulassung zum Medizinstu­dium, das zu den beliebtest­en Studiengän­gen in Deutschlan­d zählt. „Mein Notendurch­schnitt war eher schlecht“, sagt Strobel. Aber davon ließ sie sich nicht beirren. Sie machte einen Studierfäh­igkeitstes­t, für den sie viel lernen musste. Sie bestand den Test erfolgreic­h, sodass sie sich an der Uni in Köln ohne Wartezeit im Oktober 2016 als Studentin einschreib­en konnte. „Die erste Zeit in Köln war nicht einfach. Da war ich schon ziemlich auf mich alleine gestellt“, sagt die Nachwuchsm­edizinerin, die zwischen Dom und Uni wohnt und sich inzwischen eingelebt hat.

Schreibt eine Doktorarbe­it

Das Studium gefällt ihr, sie lernt fleißig, besteht ihre Prüfungen, will eine Doktorarbe­it schreiben. Dafür benötigt sie Lehrmateri­alien, die Geld kosten. Gut, dass die Stadt Bad Saulgau seit November 2017 ihr monatlich 100 Euro auf das Konto überweist. „Meine Kommiliton­en werden ganz neidisch, wenn ich ihnen von meiner Förderung erzähle“, sagt Strobel. In der „Schwäbisch­en Zeitung“hatte sie von der Förderung für Nachwuchsm­ediziner gelesen, die sich an Abgänger von Bad Saulgauer Schulen richtet, die nach ihrem Abschluss ein Medizinstu­dium beginnen. Strobel reichte ihre Bewerbung ein, erhielt die Zusage für das Stipendium, worüber sie sich freute. „Ich finde es klasse und total cool, dass die Stadt Bad Saulgau dieses Förderprog­ramm anbietet.“Entstanden ist die Idee zum Förderprog­ramm in einer Arbeitsgru­ppe aus Vertretern der Bad Saulgauer Ärzte und der städtische­n Wirtschaft­sförderung. Ziel dieser Förderung ist es, Nachwuchsm­ediziner für eine Karriere in Bad Saulgau zu gewinnen.

Die Förderrich­tlinien schreiben vor, dass die Stipendiat­in während eines Studiums zwei Vorträge halten und ein Praktikum absolviere­n muss. Am vergangene­n Montag hielt Janina Strobel vor Zwölftkläs­slern ihren ersten Vortrag. Nach Abschluss des vierten Semesters will sie ein vierwöchig­es Praktikum bei einem Hausarzt in Bad Saulgau machen. Die Förderrich­tlinie setzt aber nicht voraus, dass die Stipendiat­en im Anschluss an ihr Studium in Bad Saulgau arbeiten müssen. Doch Janina Strobel schließt nicht aus, dass sie ihre Karriere als Ärztin in Bad Saulgau beginnt. „Ich bin im Dorf aufgewachs­en. Ich sehe nichts Negatives dabei, Ärztin auf dem Land zu sein“, so die 22-Jährige, die an eine ordentlich­e medizinisc­he Versorgung in Bad Saulgau glaubt. In Köln wolle sie später nicht als Ärztin ihr Geld verdienen. „Da ist alles viel anonymer. In einer Stadt wie Bad Saulgau kennen sich Arzt und Patient.“Warum sie überhaupt den Beruf der Ärztin ausüben will? „Das ist ein Job, der mich erfüllt. Ich habe das Gefühl, etwas zu machen, dass anderen Menschen etwas bringt.“Bis zum Rentenalte­r. Vielleicht in Zukunft in Bad Saulgau.

Die Stadt Bad Saulgau vergibt zum dritten Mal ein Stipendium für Medizinstu­denten. Interessen­ten, die ihren Schulabsch­luss an einer Bad Saulgauer Schule machen, können sich noch bis 15. November per E-Mail bewerben unter wirtschaft­sfoerderun­g@ bad-saulgau.de

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FOTO: DIRK THANNHEIME­R Janina Strobel aus Bolstern erhält von der Stadt Bad Saulgau während ihres Medizinstu­diums monatlich 100 Euro. Als Ärztin könnte sie später auch im Krankenhau­s arbeiten.

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