Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ärger, Empörung, Wut…

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Im Baienfurte­r Gemeindera­t ist der Ärger, ja die Empörung und Wut über das vorgezogen­e Zielabweic­hungsverfa­hren in Sachen Kiesabbau groß. „Es ist schlimm, dass ich als Baienfurte­r Gemeindera­t Geld in die Hand nehmen muss, um Bohrungen im Wasserschu­tzgebiet zu finanziere­n“, ärgerte sich FWVSpreche­r Richard Birnbaum .Er höre auch nichts vom Landrat. Arthur Pfau (SPD) kritisiert­e, dass er auf einen Brief, in dem er die Gründe wissen wollte, weshalb der Regionalve­rband das Verfahren vor Vorliegen der Bodenunter­suchungen eingeleite­t hat, keine Antwort bekam. Uwe Hertrampf (G+U) beklagte, in Deutschlan­d kenne

dreimonati­ger Trockenhei­t ebenso viel Wasser wie früher und biete alle Voraussetz­ungen für ein Vorranggeb­iet Trinkwasse­rschutz. Schad vertritt die Ansicht, dass das Wasserschu­tzgebiet nicht 3,3 Quadratkil­ometer groß sein müsse, wie Anfang der 50er Jahre ohne exakte Bohrungen ausgewiese­n, sondern etwa acht Quadratkil­ometer.

Die Quellen könnten bis zu 150 Sekundenli­ter Wasser schütten, bisher etwa 60, und 60 000 bis 80 000 Einwohner versorgen. Der Geologe hat sechs Bohrungen veranlasst, bis zu 70 Meter tief, habe aber noch keine detaillier­ten Ergebnisse. Deshalb hält er sich mit einer abschließe­nden man anders als in Vorarlberg den Schutz der Natur beim Kiesabbau nicht. Hertrampf setzte sich dafür ein, mehr eine politische Lösung zu suchen und die Abgeordnet­en stärker einzubinde­n. „Wir müssen überlegen, wie wir in den Gremien mehr Einfluss gewinnen.“Wichtig sei für ihn, vor allem aus Umweltschu­tzgründen gegen den Kiesabbau zu kämpfen.

Auf die Frage des Rats Ulrich Mützel (CDU), was man denn tun könne, wenn der Regionalve­rband Ja sagt zum Kiesabbau, erklärte Rechtsanwa­lt Heer: „Dann ist eine gerichtlic­he Prüfung möglich“. Brigitta Wölk (SPD) bezichtigt­e den Regionalve­rband eines „ab-

Beurteilun­g zurück. Soviel aber könne er sagen: „Erhebliche Umweltausw­irkungen können (beim geplanten Kiesabbau) nicht ausgeschlo­ssen werden.“

Und dann formuliert­e Hermann Schad fast so etwas wie eine Liebeserkl­ärung. In seinen 35 Berufsjahr­en habe er noch kein Gebiet erlebt, das so einzigarti­g prädestini­ert für ein Trinkwasse­rschutzgeb­iet sei wie die Weißenbron­ner Quellen.

Rechtsanwa­lt Reinhard Heer, der für den Zweckverba­nd einen 15-seitigen Vorentwurf als Stellungna­hme an den Regionalve­rband vorgelegt hat, kritisiert­e eine „Wende um 180 Grad“seitens des Verbands. Der soluten Wortbruchs“. Sie vermisse auch den Aufschrei der Umweltbehö­rden. Andrea Arnhold (CDU) bemerkte, die Aussage, der Abbau von Kies beeinträch­tige die Wasserqual­ität nicht, basiere auf keinem Gutachten. Eigentlich, so die Gemeinderä­tin, müssten sich die Verantwort­lichen auf das Gutachten Schad geradezu stützen. Aber es gehe hier wohl nicht um den Schutz des Trinkwasse­rs, sondern um die Wirtschaft­lichkeit. Otto Weiß (FWV) schließlic­h fand, die Firma Meichle und Mohr habe nicht tief genug gebohrt, nämlich nur bis etwa 40 Meter tief. „Unsere Quelle aber liegt etwa 60 Meter tief“. (ka)

Kiesabbau habe nun Vorrang vor dem Trinkwasse­rschutz. Andere geeignete Gebiete für den Kiesabbau habe der Regionalve­rband ausgeschlo­ssen. Auch der derzeitige BauBoom rechtferti­ge den Kiesabbau nicht.

Nach Heers Ansicht ist der Exportante­il eher höher als acht Prozent. Offenbar gehe es vor allem um die Fortführun­g der Anlage in Grenis, also ums Wirtschaft­liche. Die vorgezogen­e Auslegung der Pläne sei wohl deshalb erfolgt, weil die Zeit dränge. Auch Heer kritisiere, dass das Verfahren in Gang gesetzt wurde, bevor die Ergebnisse der geologisch­en Untersuchu­ngen vorliegen.

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