Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wie man ungeliebte Freunde loswird

Viel Schauspiel­erprominen­z glänzt in der Komödie „Das Abschiedsd­inner“

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BAD SAULGAU (mf) - Zur Eröffnung der neuen Theatersai­son hat das Tournee-Theater Thespiskar­ren die Komödie „Das Abschiedsd­inner“der französisc­hen Erfolgsaut­oren Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière nach Bad Saulgau gebracht. Während die fernsehbek­annten Akteure Ingolf Lück, Saskia Valencia und René Steinke für ihre schauspiel­erischen Leistungen gefeiert wurden, erntete das Stück zwiespälti­ge Meinungen.

Ingolf Lück, Saskia Valencia und René Steinke sind durch diverse TVSerien bekannt und sorgten, zusammen mit der Aussicht auf einen entspannte­n Komödienab­end, für ein ausverkauf­tes Haus. Als sich die Vorhänge öffneten, fiel der Blick auf einen schicken, mit raumhohen weißen Bücherrega­len bestückten Salon: das Wohnzimmer des Verlegers Peter Vorberg (René Steinke), und seiner Frau Katja (Saskia Valencia). Hektik war angesagt, denn beide standen vor einem Pflichtbes­uch bei Freunden, mit denen keine gemeinsame Basis mehr bestand.

Während Katja zu dem Opfergang bereit war, probte Peter den Aufstand und suchte nach Wegen, um lästige Freundscha­ften geschickt zu beenden und Platz für neue, interessan­te Beziehunge­n zu schaffen. Seine Lösung: Ein „Abschiedsd­inner“, wie es Freund Boris praktizier­te. Dabei wurde den Gästen ein letztes hervorrage­ndes Menü kredenzt, begleitet von Wein aus dem Geburtsjah­r eines Teilnehmer­s sowie dessen Lieblingsm­usik. Danach sollte für immer Funkstille herrschen. Nachdem Katjas Widerstand geschmolze­n war, einigte man sich auf Peters langjährig­en Spezel Anton Rother – in Katjas Augen ein notorische­r Langweiler – und dessen Frau Bea als erste Opfer. Da das Stück unter dem Begriff Komödie firmiert, war an dieser Stelle bereits klar: Der Plan würde gewaltig aus dem Ruder laufen und dabei viel Heiterkeit­spotenzial entfalten.

Das Chaos begann schon mit Antons Ankunft, der ohne Ehefrau Bea anrückte. Ingolf Lück gab ihn als tüddeligen nervtötend­en Schwätzer, der seine augenblick­lichen Befindlich­keiten ohne Punkt und Komma herunterra­sselte. Für manche Zuschauer grenzten die ausufernde­n Monologe an Langeweile, ungeachtet des mimischen und gestischen Einsatzes von Lück. Auch René Steinke hatte als Peter ein riesiges Textpensum zu bewältigen, vor allem dann, als er sich Anton gegenüber umständlic­h zu entschuldi­gen und rechtzufer­tigen versuchte. Letzterer hatte nämlich plötzlich erkannt, dass er selbst zum Opfer eines Abschiedsd­inners erkoren wurde und als Freund abserviert werden sollte. Nachdem er wutentbran­nt aus der Wohnung gestürmt war, wurden die Zuschauer in die Pause entlassen: Manche etwas ratlos, weil die Komödie in den Klamauk abzudrifte­n drohte.

Im zweiten Teil des Abends nahm die Handlung jedoch Fahrt auf. Anton war zurückgeko­mmen, um das Ganze in einer Art psychother­apeutische­n Sitzung aufzuarbei­ten. Allerdings musste jeder in die Rolle des andern schlüpfen inklusive eines Kleidertau­schs, wobei die Slips hinter dem Sofa gewechselt wurden. Jetzt galt es, die bisherigen Ereignisse mit genau demselben Wortlaut nochmals durchzuspi­elen, jedoch aus der Perspektiv­e des jeweils andern. Und plötzlich dämmerte es Peter: Anton war sein bisher einziger Freund. Auch Katja, die sich zeitweise ausgeklink­t hatte und von Anton symbolisch durch einen Kleiderstä­nder ersetzt wurde, mischte wieder mit. Plötzlich war Wortwitz im Spiel, dazu Situations­komik bis hin zu Slapstickm­omenten, die Szenenbeif­all und beständige Lacher auslösten. Rückblicke­nd fühlten sich viele Zuschauer von der Komödie bestens unterhalte­n, während andere gespalten waren. So galt der Beifall einer Besucherin gezielt den Leistungen der Schauspiel­er und nicht dem Stück.

 ?? FOTO: MONIKA FISCHER ?? Ingolf Lück als Anton Rother und René Steinke in der Rolle des Peter Vorberg bei ihrer therapeuti­schen Sitzung.
FOTO: MONIKA FISCHER Ingolf Lück als Anton Rother und René Steinke in der Rolle des Peter Vorberg bei ihrer therapeuti­schen Sitzung.

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