Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Ich suche Routen abseits der üblichen Wege“
Der Mengener Matthias Effinger hat seine Reiseleidenschaft zum zweiten beruflichen Standbein gemacht
MENGEN (jek) - Er trinkt Tee mit seinem Beduinenfreund Abdullah und seinen Kamelen in der Wüste von Jordanien, lässt sich Gebetsfahnen um die Ohren wehen während er über Gipfelketten des Himalayas blickt und spielt Fangen mit einem Elefanten in der afrikanischen Wildnis. „Das sind Erlebnisse, von denen man ein Leben lang zehrt“, sagt der Mengener Globetrotter Matthias Effinger. Er hat um die 50 Länder der Welt bereist – sein Begleiter ist die Neugierde. Seit drei Jahren zeigt er als Reiseveranstalter und Guide auf aktiven Naturreisen Interessierten die Welt und lässt sie Außergewöhnliches erleben.
Wie ist Ihre Art zu Reisen?
Im Reisen liegt der Reiz des Unbekannten, das ist Lebensintensität, ja Lebenselixier für mich. Ich war immer auf eigene Faust unterwegs und möchte keinen Urlaub irgendwo in einem Ressort verbringen oder mit vielen anderen Touris in einem Bus durch die Gegend gefahren werden. In einem fremden Land interessieren mich neben der Natur vor allem die Menschen und ihre Art, wie sie leben und was sie zu erzählen haben. Die Kontaktaufnahme funktioniert einfach viel besser, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Das ist die richtige Fortbewegungsgeschwindigkeit und bietet die Gelegenheit für die Einheimischen erreichbar zu sein und ins Gespräch zu kommen. Ich gewinne Einblicke in ihren Alltag und darf eine Zeitlang an ihrem Leben teilhaben. Das eröffnet neue Horizonte und verbindet.
Warum bieten Sie jetzt für andere Reisen an?
Eine weitere Passion von mir ist die Fotografie. Seit ich von meinen unternommenen Touren in Multivisionsschauen berichte sprechen mich Besucher nach Vorträgen an und sagen, dass sie so etwas auch gerne machen würden, ihnen aber der Mut und die Erfahrung dazu fehlt. Warum also nicht diese Nachfrage bedienen, sagte ich mir. Durch meine große Reiseerfahrung und die Tätigkeit als Tourenleiter beim DAV weiß ich, was es bedeutet, Touren für andere Teilnehmer zu organisieren und anzuleiten, damit sie eine tolle Zeit erleben und sicher ans Ziel gelangen. Ich qualifizierte mich weiter und absolvierte eine Ausbildung im Bereich Reiseveranstalter. Inzwischen arbeite ich in meinem gut ausgebauten Netzwerk aus Freunden und Institutionen in den bereisten Ländern und stehe in regelmäßigem Austausch mit anderen Anbietern dieser Branche.
Was ist das Besondere an Ihren Tourenangeboten?
Wesentliche Bausteine aller Reisen sind Aktivität und grandiose Naturkulissen. Für jede angebotene Tour bin ich stets selbst zuvor in diesem Land zu aufwendigen Recherchen Mimik und die Verständigung mit Händen und Füßen ist eine Weltsprache. Kommunikation der anderen Art mit einem Beduinen – Malen im Wüstensand der Sahara.
unterwegs, erkunde die Naturlandschaften und suche nach besonders reizvollen unbekannten Routen, möglichst abseits der üblichen Wege. Meine Reisen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu 100 Prozent selbst konzipiert sind. Wir bewegen uns quasi in versteckten Paradiesen und erleben dadurch das Land auf unverfälschte Weise. Wir reisen fast privat, in kleinsten Gruppen mit vier bis maximal acht Personen. Vorteile wie Flexibilität, Intensität und Individualität sind damit verbunden. Wir haben viel mehr Möglichkeiten, die kleinen und großen Wunder zu entdecken, spontan zu handeln und Kontakt zu Einheimischen zu bekommen.
Was ist bei der Zusammenstellung der Reise wichtig?
Auf meinen Reisen in aller Welt, sehr oft in den ärmsten Ländern, habe ich stets unglaubliche Gastfreundschaft erfahren dürfen. Ich möchte gerne soviel es geht zurückgeben. Nachhaltige und sozialverantwortliche Kriterien gehören zu meiner Philosophie. Mir ist wichtig, dass die Menschen im Land von unseren Reisen profitieren. Ich pflege eine enge Einbindung und Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort. Das Geld, das wir bringen, soll direkt bei ihnen ankommen.
Was waren bisher Ihre eindrücklichsten Erlebnisse auf den Reisen?
Mhm, wo soll ich da anfangen? Es passieren so viele ungewöhnliche Dinge. So fuhr etwa in Ladakh völlig unerwartet der Dalai Lama an uns vorbei und winkte uns zu. Genauso spontan erlebten wir im letzten Winkel der Welt eine Privataudienz beim König von Baltistan, von dessen Existenz ich nicht mal wusste. Er führte uns durch seine privaten Räume mit gesammelten Stücken seiner Vorfahren und erzählte uns, wie er sein Königreich verlor. Oder die Begegnung mit einem Elefanten. Finale war quasi ein Handshake mit seinem Rüssel, mit dem er mich zuvor eingehend inspiziert hatte. Das sind Momente mit Gänsehaut, die ich in meinem Leben nicht missen möchte.
Sollten die Teilnehmer schon Erfahrungen haben?
Ich mache Angebote mit unterschiedlichen Anspruchsleveln. Das Repertoire beginnt mit Genusstouren für Einsteiger wie etwa die Liparischen Inseln. Das Juwel Kapverden im Atlantik verlangt schon etwas mehr Kondition. Jordanien wartet mit mittleren Anforderungen auf, ebenso wie mit faszinierenden Landschaften auf kleinem Raum. Dazu eine unbeschreibliche Gastfreundschaft und als zusätzliches Highlight die Felsenstadt Petra, eines der sieben neuen Weltwunder. Wer sich jedoch nach mehr Abenteuer sehnt, ist im anspruchsvolleren Pamir-Gebirge gut aufgehoben. Intensive persönliche Vorgespräche lassen eine exakt auf die persönlichen Bedürfnisse der Mitreisenden angepasste, maßgeschneiderte Reise entstehen.
Wie ist die Nachfrage bisher?
Ich baue auf die große Zufriedenheit meiner Mitreisenden und deren Mundpropaganda. Das durchweg positive Feedback meiner Reisekunden bestätigt mich. Es gibt Wiederholungstäter. Ich freue mich als „Erreger“wirken zu können, indem ich weitere Menschen mit dem Reisefiebervirus infiziere.